„Ach, an dem Tag ist doch gar nichts passiert.“

Datum: 6. März 2019
Position: von Havanna nach Cienfuegos
Etmal: –
Wetter: angenehm kühl
von Claudia

Ihr lieben virtuellen Reisebegleiter, wir sind heute auf dem Weg zurück zur Johnny und nun sind es nicht einmal mehr zwei Monate, bis ihr eure Lieben wieder in die Arme schließen und euch live und in Farbe von allem erzählen lassen könnt, was unsere Tagesberichte sicherlich nur auszugsweise wiedergeben können. Wie gern würde ich euch in diesem Moment, in dem ihr diese Zeilen lest, heimlich fotografieren und unseren Schülern und Schülerinnen hierdurch zeigen, dass eben nicht stimmt, was sie mir gerne entgegnen, wenn ich ihnen mal wieder wegen der zu verfassenden Tagesberichte auf den Wecker gehe: Dass es nicht stimmt, dass ihre Berichte ja „sowieso niemand“ lese oder dass „heute doch gar nichts Spektakuläres passiert“ sei.

Dass es an Bord nicht immer zu meinen Lieblingsaufgaben gehört, die Schüler an das Verfassen der Tagesberichte zu erinnern und immer wieder auch daran, dass sie die Berichte nicht für mich, sondern für euch und ganz vor allem für sich und für ihr zukünftiges Selbst schreiben, liegt daran, dass ich die Schüler in ihrer Skepsis vor dem weißen Blatt oftmals sehr gut verstehen kann. Und dass ich sie zwar einerseits für das bereichernde Gefühl einer Verbalisierung von Erlebnissen und Eindrücken zu gewinnen versuche, andererseits aber manchmal ahne, woher es rührt, wenn sie mit den Augen rollen oder mir entgegnen, dass das Schreiben der Berichte „anstrengend“ sei und sie „keine Zeit“ oder „keine Energie“ dafür hätten: Daher vermutlich, dass es im Kleinen betrachtet oft Tage gibt, an denen dem Anschein nach nichts Erwähnenswertes passiert und im Großen jedoch vieles vielleicht zu schnell und zu subtil geschieht, als dass sich dafür jetzt schon Worte finden ließen oder man es jetzt schon einordnen könnte.

Ertappt habe ich mich schließlich auch selbst: dass man sich vom Schreiben manchmal von der Befürchtung abhalten lässt, einem Erlebnis hierdurch nicht gerecht werden zu können. Wie sich das entschleunigte Leben einer Atlantiküberquerung angefühlt hat und auch, wie es sich auf Grenada dann anfühlte, die Atlantiküberquerung zu vermissen, auf welche Art und Weise sich das Leben mit meiner Gastfamilie in Longo Mai als unerwartet familiär und deshalb als überraschend bereichernd herausstellte… es hätte Eindrücke gegeben, die es eigentlich wert gewesen wären, sie – egal ob in einem Tagesbericht oder in persönlichen Nachrichten – einmal in Worte zu fassen und ich habe mich nicht an sie herangetraut.

Umso mehr Berührungsängste mag es da wohl auslösen, Erlebnisse – in denen man gerade mittendrin mitschwingt – möglichst schnell versprachlichen und verfügbar machen zu wollen. Ihr wisst, was mit Stimmgabeln passiert, wenn man sie anfasst. Wenn Tagesberichte also manchmal vor allem um Weck- und Wachzeiten, um feste Programmpunkte kreisen oder darlegen, womit wir unsere Teller gefüllt haben, dann wisst ihr ganz sicher, dass dies nicht bedeutet, dass auf ganz anderen Ebenen uns nicht ständig Erlebnisse und Eindrücke in Bewegung versetzen würden. Und dass es erst recht nicht bedeutet, dass unsere Schüler nicht (auf ihre ganz individuellen Art und Weisen) auf diese Bewegungen antworten und sich hierdurch entwickeln würden.

Über Greifbares lässt sich nicht nur leichter schreiben. Manchmal ermöglicht es einem auch, die weniger greifbaren und vermutlich gerade deshalb besonders dichten und nachhaltigen Erlebnisse noch nicht zwangsläufig aus einer Außenperspektive betrachten und auswerten zu müssen, wenn man dies vielleicht gerade nicht möchte. Weil man etwa befürchtet, dass sie sich dann entziehen könnten, während man doch eigentlich noch mittendrin bleiben und weiter mitschwingen möchte. Und dies, da bin ich mir sicher, ist ohnehin, was ihr euch für eure Lieben bei uns an Bord am meisten erhofft. Mit lieben Grüßen nach Potsdam
Claudi

EXPI Gruppe 3

Datum: 5. – 10. Februar
Position: Costa Rica, EXPI
Etmal: –
Wetter: k.A.
von Marlis, Lehan, Linqui, Martin, Doreen, Max, Claudi

5. Februar
An unserem heutigen ersten Expitag sind wir um 8:00 Uhr gemeinsam zur Busstation losgegangen, um nach Uvita zu fahren. Dort erwartete uns dank unserer guten Expivorbereitung eine sehr schöne Unterkunft, die sogar einen Pool hatte. Nach einer kurzen Entspannungspause machten wir uns erst einmal daran, Lebensmittel einzukaufen. Ich bin derweil in unserem Haus geblieben und habe mich über die gegebene Freizeit gefreut. Am Abend haben wir Brot mit Käse und Wurst gegessen und ein wenig darüber geredet, wie wir die nächsten Tage verbringen wollen, bevor wir entspannt und zuversichtlich einschliefen.

6. Februar
Heute haben die meisten von uns komplett ausgeschlafen, aber ich nicht. Ich bin um kurz vor sechs Uhr aufgestanden und genoss neben dem ruhigen Morgen das schnelle Internet. Zum Frühstück haben wir uns dann Toastbrot mit Käse und Tomaten zubereitet. Anschließend sind wir zum Strand gegangen. Dort liehen wir uns zwei Surfbretter aus, sodass jeder von uns sich einmal im Surfen probieren konnte. Dies ist uns zwar nicht so gut gelungen wie erhofft, aber es hat auch Spaß,gemacht, sich einfach mal mit dem Oberkörper auf das Brett zu legen und sich von der Welle in Richtung Strand befördern zu lassen. Abends haben wir uns dann Nudeln mit Tomatensoße gekocht, was ganz im Sinne alle Expiteilnehmer war.

7. Februar
Auch den heutigen Tag sind wir wieder ganz entspannt angegangen. Einfach mal ganz ungezwungen tun zu können, was man möchte und hierbei keinem Zeitplan unterstellt zu sein, das fühlt sich richtig gut an! Claudi, Martin und Marlis machten sich auf zu einem Wasserfall in der Umgebung. Dort mussten sie allerdings feststellen, dass sie einen überteuerten Eintritt zahlen müssten und sind demnach wieder zurückgekommen. Es liest sich für euch sicherlich komisch, wenn wir davon berichten, dass wir im Grunde genommen nichts gemacht haben, aber für uns ist das bloße Nichtstun gerade eine Wohltat. Einige von uns hatten dennoch Hummeln im Hintern, so wie Claudi, die noch einmal die Gelegenheit für einen Strandbesuch nutzte. Beim Abendessen diskutierten wir dann noch einmal, wo wir als nächstes hingehen wollten. Diese Diskussionen sind zwar manchmal etwas anstrengend, aber umso besser fühlt es sich an, wenn man sich schließlich gemeinsam auf etwas einigt.

8. Februar
Am heutigen Tag wollten wir einmal die Unterkunft wechseln, da unser liebgewonnenes Haus bereits durch nachfolgende Gäste belegt war. Zudem nutzen Marlis und Doreen heute noch die Möglichkeit zu einem kleinen Reitausflug, der sie zunächst einen steilen Hügel hoch und runter und anschließend über einen Trampelpfad und schließlich sogar bis zum Strand führte. Unsere neue Unterkunft lag zwar weiter vom Strand entfernt, dafür aber in der Nähe eines kleinen Flusses, den wir an Nachmittag besuchten. Wir fanden eine geniale kleine Stelle mit tiefem Wasserbecken, in dem man richtig schwimmen konnte. Außerdem waren überall kleine Wasserfälle, deren Strömung man als imaginäre Rutsche nutzen konnte und die unsere Rücken massierten Und es gab kleine Becken, in die man sich setzen und diesen wundervollen Ort genießen konnte. Wir wollten kaum noch weg. Am späten Nachmittag beschlossen wir, noch einmal zum Strand zu gehen. Nach 2,5 Stunden im Wasser waren schön ausgepowert. Zurück im Hostel haben wir dann Abendbrot gegessen und Milchshakes mit Bananen- oder Mangogeschmack genossen, die so lecker waren, dass sie gleich noch einmal nachbestellt werden mussten.

9. Februar
Heute stand uns eine längere Reise bevor: Die Rückreise nach David, einschließlich Grenzüberquerung zurück nach Panama. Um den Bus auch ja nicht zu verpassen, kauften Dori und Marlis schon relativ pünktlich unsere Bustickets, – ein riesiger Spaß, wenn der Verkäufer nur Spanisch spricht und für das Ausstellen von 6 Fahrkarten eine geschlagene halbe Stunde braucht. Am Busbahnhof verbrachten wir dann eine Weile damit, zu rätseln, welcher Bus der richtige ist. Denn der Bus, an dem vorne David auf der Anzeige stand fuhr in Wahrheit nach San José. An unserem Bus stand immerhin auch David dran und die Anzeige sollte Recht behalten. Nach dem Einladen unseres Gepäcks und der Verabschiedung von unserer Reisebegleitung Martin lehnten wir uns dann in unseren Bussesseln zurück.

An der Grenze angelangt mussten wir dann alle einmal aus dem Bus aussteigen, Ausreisesteuer bezahlten, einen costaricanischen Ausreisestempel holen, einen Einreisestempel für Panama holen, nebenbei noch Zettel ausfüllen und mit unserem Gepäck einmal durch die Gepäckkontrolle. Eine kleinere Hürde erlebten wir mit der panamesischen Beamtin, die zunächst nicht verstehen wollte, dass wir aus Panama mit den Schiff ausreisen würden und daher keine Flug- oder Bustickets aus Panama heraus vorweisen konnten.

Als alles Gepäck wieder in den Bus verladen war, konnten wir uns weiter nach David bringen lassen. In David angekommen ging es dann zu unserem Hotel. Da wir noch ausreichend Budget zur Verfügung hatten, haben wir uns eine richtige Hotelübernachtung gegönnt! Wir haben die Zeit dort richtig genossen. Zum Abendbrot haben dann Lehan und Linqui das Kommando übernommen und wir haben uns allerletztes Expigeld in einem chinesischen Restaurant auf den Kopf gehauen, wo die beiden für uns alle möglichen Leckereien bestellten und wir viel von ihnen lernen konnten. Zum Beispiel, dass das bittere Gemüse in unserer Suppe – das sich Balsambirne nennt – sehr gesund sein soll. Und das unser Essen dort sehr vielfältig war, damit Ying und Yang im Gleichgewicht bleiben konnten. Denn gesund ist man, wenn Ying (kühl und dunkel) und Yang (warm und hell) im Gleichgewicht sind. Auf dem Rückweg haben wir dann noch ein wenig gequatscht, um im Anschluss noch die für uns kostbare Möglichkeit der Handynutzung zu genießen und in unseren riesigen gemütlichen Betten einzuschlafen.

10. Februar
Den letzten Expi-Morgen nutze jeder noch einmal ganz nach eigenem Geschmack: Max plantschte im Pool, Claudi ging laufen, andere genossen den letzten Tag der selbstbestimmten Handynutzung. Und wir genossen unser letztes gemeinsames Frühstück und schlugen noch einmal so richtig zu. Yummy! Um 12:00 Uhr haben wir dann ausgecheckt und begaben uns auf den Weg in Richtung Lost&Found-Hostel, wo sich alle fünf Expigruppen vor 16:00 wieder treffen sollten. Hierfür quetschten wir uns am Busterminal in David in einen kleinen Bus, in welchem wir eine einstündige Fahrt stehend verbrachten, wobei Dori sogar das Privileg genoss, aufrecht stehen zu können. 🙂 Das war auf jeden Fall ein Abenteuer! Am Haltepunkt angekommen legten wir erst einmal eine kleine Pause ein und investierten die Restmünzen unseres Expigeldes in Oreokekse. Anschließend mussten wir dann noch einen Berg zum Hostel hinauflaufen. Die Anstrengung hat sich auf jeden Fall gelohnt, da die Aussicht am Hostel richtig genial war! Nur Nathalies Expigruppe war bereits vor uns dort und so konnten wir nach und nach die anderen eintrudelnden Expigruppen begrüßen. Ich fand unsere Expi ereignisreich und schön und habe die Zeit in der Kleingruppe sehr genossen.

Marlis, Lehan, Linqui, Martin, Doreen, Max & Claudi