Land gesichtet, Rekorde gebrochen

Datum: 9. April 2019
Position: 38°19,9’N, 028°20,2’W
Etmal: 147 sm
Wetter: Luft 16,7°C
von Philipp Spannheimer

Servus, heute Morgen bin ich noch in der Routine eines regulären Wachtages zu meiner 4-8-Wache gegangen. Wie immer stand einer von uns am Ruder, an Backbord und Steuerbord waren jeweils beide Ausgucke besetzt und einer kümmerte sich um alle in der Brücke anfallenden Aufgaben. In unserer Wache geschah es dann auch, dass der Backbordausguck ein Leuchten am Horizont meldete: die Azoren. Nach einem müslireichen Frühstück habe ich den Vormittag dann verschlafen und bin erst zum Mittagessen (leckere Spaghetti Bolognese) wieder aufgestanden. Unsere Schülerkapitänin informierte uns hierbei auch darüber, dass unser Einlaufen in Horta auf 15:00 angesetzt war. Also wurde um 14:00 ein All-Hands zum Bergen der Segel ausgerufen. Zunächst bargen wir die Vortoppsegel und die Breitfock und zuletzt das Großsegel. Anschließend schaukelten wir mit eifrigem Seegang (laut Norbert mit einer Krängung von 15 Grad) auf Horta zu.

Vor uns bot sich ein herrlicher Ausblick und wir fühlten uns an die Landschaft von Madeira zurückerinnert. Die Vorbereitung des Einlaufens verlief wie gewohnt: Fender und Leinen wurden herausgeholt und bereitgelegt und die Stationen wurden verteilt. A- und C-Wache waren wie immer zuständig für die Vor- und Achterleinen und für die Vorspring und die B-Wache für Mittelspring und Fender. Das Manöver lief echt gut. Nur einer der kleinen Fender riss und fiel ins Wasser, konnte jedoch schnell von uns herausgeholt werden. Nachdem die Gangway aufgestellt war, hinderte uns nichts mehr daran, nach zwei Wochen zum ersten Mal wieder Land unter den Füßen zu spüren. Und dies übrigens auf einer wahnsinnig beeindruckenden Pier, die von Tausenden von Kunstwerken verziert war. Ob wir es auch schaffen werden, uns so künstlerisch auf der Pier zu verewigen?

Heute schafften wir es auf jeden Fall, einen Rekord zu brechen: Da Landgang ja immer erst nach Abnahme der Kombüse freigegeben wird, haben wir Geschirr und Kombüse nach dem Abendbrot heute in weniger als 20 Minuten blitzeblank geputzt. Normalerweise braucht eine Backschaft dafür übrigens etwa zwei Stunden. Was Motivation und Teamarbeit so ausrichten können… Mit lieben Grüßen nach Bayern
Phil

Alltag auf dem Weg nach Bermuda

Datum: 15. März 2019
Position: 25°54,3′ N, 074°49,3′ W
Etmal. k.A.
Wetter: Luft 24°C, Wasser 24°, Wind NE, 3-4 Bft.
von Philipp

Heute wurde der Teil unserer Schülercrew, der heute Unterricht hat, um 20 nach 8 aufs Deck gerufen. Es galt, den Klüver zu bergen, abzuschlagen und dann den Halbwinder zu setzen. Der Halbwinder ist ein riesiges Segel, das bei günstigem Wind vorne am Bug anstelle des Klüvers gesetzt wird, um uns mit noch mehr Schwung voranbringen zu können. Um den Segelsack mit dem Halbwinder zu finden, mussten wir gefühlt erst einmal alle anderen Segelsäcke unter dem Schonerbaum hervorholen, da der Halbwinder ganz unten verstaut lag. Nach dieser morgendlichen Aktion begann der Unterricht. In Englisch schauten wir hierbei Auszüge aus dem Film „Into the Wild“. Und in Spanisch habe ich meinen Test zurückbekommen, doch über meine Note möchte ich an dieser Stelle lieber nicht reden 🙂 Zum Mittag erwarteten uns dann eine leckere Kürbissuppe und 80 Sommerrollen, welche die Backschaft zuvor liebevoll im Seegarten eingerollt, d.h. mit Reis und Gemüse gefüllt hat.

Am Nachmittag übten wir dann wieder die Navigation auf Seekarten. Außerdem erteilten uns unser Steuermann Jürgen und der Steuermannsanwärter Janek wieder theoretischen Unterricht in Vorbereitung auf den Sportbootführerschein. Anschließend haben wir uns dann alle in der Messe getroffen, da einige Schüler auf Kuba für ihre Lieben zuhause Rum oder Zigarren gekauft haben und alle diese Dinge auf einer Liste penibel registriert und dann im Zollschrank verstaut werden müssen. Insgesamt kamen verteilt auf unsere 35 Köpfe hierbei 11 Liter Rum und 250 Zigarren zusammen. Nachdem alle ihre Sachen verstaut hatten, gab es dann auch schon Abendbrot, diesmal zu unserer Freude mit Spiegelei. Vor dem Abendessen hatte ich ja wieder Brot gebacken, was ja meine Hauptverantwortlichkeit auf dem Schiff ist. Und nach dem Abendessen habe ich der Backschaft noch beim Aufräumen geholfen. Danach bin ich schnell ins Bett gegangen, da am folgenden Tag meine 0-4-Nachtwache auf mich wartete. Ich grüße alle Bayern, meine Freunde und meine Familie,
Phil