Geburtstag, Tortellini und Apfelstrudel

Datum: 14. April 2019
Position: 39°04,5’N, 025°36,9’W
Etmal: 155 sm
Wetter: Luft 15°C, Wasser 13°C
von Max S

Der zweite Tag auf See nach unserem Ablegen auf den Azoren begann wie jeder Seetag sehr früh. Schon zum Tageswechsel um Mitternacht wurde das Achterdeck anlässlich Fynns Geburtstag Schauplatz einer kleinen Geburtstagsfeierei. Bianca hatte extra einen Kuchen für ihn gebacken und besang Fynns stolze 17 Jahre zusammen mit den anderen wachhabenden Schülern und Schülerinnen. Die Geburtstagsstimmung setzte sich dann beim Frühstück in einer mit Girlanden verzierten Messe fort. Fynn erhielt wie alle Geburtstagskinder bei uns an Bord eine kleine Geburtstagsbotschaft der Lehrer und ein Ständchen von allen. Zum Frühstück zauberte unsere Lehrerbackschaft heute übrigens Spiegeleier. Außerdem gab es das erste Mal seit Teneriffa wieder Schokoaufstrich!

Der restliche Vormittag erwies sich als recht ereignislos. Außer den wachhabenden Schülern und Schülerinnen lag jeder – wie es sich für einen Sonntag gehört – gemütlich in der Koje oder in der Sonne an Deck. Zum Mittag servierte die Lehrerbackschaft das Lieblingsessen unseres Geburtstagskindes: Tortellini in Sahnesoße! Für mich war es das leckerste Essen seit Kuba.

Am Nachmittag stand wieder SBF-Unterricht auf dem Plan, aber nachdem Fynn sein Paket ausgepackt hatte, befand sich die Messe für kurze Zeit im Ausnahmezustand. Jeder schnappte sich sofort eine der im Paket befindlichen Tröten und Fynn freute sich über viele Süßigkeiten. Der Kracher des Tages allerdings war der Geburtstagskuchen von Bianca: Ein Schokokuchen mit weichem Kern in Herzform und weißen Streuseln. Und als ob dies noch nicht genug wäre, servierte auch die Lehrerbackschaft noch etwas zum Geburtstagskaffee: Apfelstrudel mit Vanillesoße.

Inzwischen sind wir schon so lange unterwegs, dass das Leben an Bord für uns Heimat geworden ist. Und gleichzeitig wisst ihr genauso gut wie wir, dass wir uns euch mit jeder Seemeile nähern. Es dauert nicht mehr lange. In diesem Sinne gehen meine letzten Grüße von Bord der Johann Smidt auf diesem Wege raus an alle da draußen, die in der Heimat zu diesem Zeitpunkt schon sehnsüchtig auf uns warten.
Max

Neuer Tag, neues Glück

Datum: 20. März 2019
Position: 29°44,3’N, 065°16,0’W
Etmal: 117 sm
Wetter: Luft 20°C, Wasser 22°
von Max

Es ist vier Uhr morgens und wie jeden zweiten Tag trete ich meine Wache mit Steuermann Uli an. Robin und Phil aus der vorherigen Wache sind zum Wachwechsel dank Kaffee völlig wach, doch Josi, welche diese beiden durch den Kaffee quirligen Jungs eine ganze Wache „ertragen“ musste, scheint sich schon sehr auf die Koje zu freuen. Nach dem Wachwechsel stehe ich nun also am Ruder, eingepackt in mein Ölzeug, umgeben von rauem Wetter, das uns das nicht so weit entfernte Sturmtief unterhalb Bermudas beschert hat. Die Johnny schaukelt und stampft nur so auf den bis zu zehn Meter hohen Wellen hin und her. Ab und zu besuchen uns Wellen auf dem Deck und der Wind pfeift uns ohnehin ordentlich um die Ohren. Doch da die Wetterkarte uns ja bereits zwei Tage zuvor schon vor dem Sturmtief gewarnt hatte, sind unsere Sturmsegel natürlich längst gesetzt und alles ist sturmfest gesichert.

Nach weiteren zwei Stunden Wache stehe ich wieder klitschnass am Ruder. Doch nach einer Weile höre ich etwas Seltsames. Ein Klatschen, ein Schlagen? Ich schaue an unserem Sturmsegel hinauf, doch kann nichts erkennen.. Kurz drauf scheint auch Steuermann Uli etwas zu bemerken und dann sehen wir das Elend: Der Sturmklüver ist im Mittelbereich an einer Naht gerissen und ein vier Meter langes Loch klafft uns entgegen. Wir reagieren sofort, indem Bianca mich am Ruder ablöst, Uli zwei weitere Deckshände an Deck holt und wir das Segel bergen und für den Rest der Etappe festbinden. Für Bermuda bedeutet dies, dass nun bereits drei Klüver dort beim Segelmacher repariert werden müssen.

Kaputt gehen übrigens nicht nur Segel: Justus hat sich gestern seinen kleinen Finger in einer mit der Welle schlagenden Tür etwas eingequetscht. Doch um Justus‘ Eltern und alle sonstigen Leser zu beruhigen, kann ich euch sagen, dass es Justus inzwischen schon wieder blendend geht! Er wurde sofort verarztet und konnte kurze Zeit später schon darüber lachen.
Max