Momentaufnahmen aus der Kombüse

Datum: 15. April 2019
Position: 39°47,4’N, 023°06,9’W
Etmal: 117 sm
Wetter: Luft 15,5°C, Wasser 15,7°C
von Marlis

06:30 Uhr: Max und Fynn erscheinen in zweiminütigem Abstand in der Kombüse und begrüßen Marlis jeweils mit einem Begrüßungströter aus den Tröten, die Fynn zum Geburtstag bekommen hat. Zustand der Kombüse: sauber, aufgeräumt, lediglich ein Blech vom Brotbacken liegt mit Wasser zum Einweichen auf der Arbeitsfläche neben der Spüle.

06:50 Uhr: In der Messe fliegen Teller auf den Boden und Fynn weckt noch vor dem offiziellen Wecken das halbe Schiff durch seine genervten und verzweifelten Rufe. Der Tag kann nur besser werden.

07:10 Uhr: In der Messe ist alles fertig für das Frühstück gedeckt, alles steht an seinem Platz. In der Kombüse stehen nur Brot, Wurst und Käse zum weiteren Aufschneiden bereit, auf dem Herd steht der dreckige Topf vom Porridge.

07:15 Uhr: Eine große Welle hat für Chaos gesorgt, in der Messe sind drei Teller und etwa sechs der Schüsseln zu Bruch gegangen. Selbst Brotschalen und Aufschnittplatten sind auf Wanderschaft gegangen, obwohl die Elefantenhäute gedeckt waren.

07:25 Uhr: Die Messe ist wieder „essbar“, wie Fynn meldet: Dem Boden sieht man noch an, dass dort gerade gefeudelt wurde.

07:55 Uhr: Das Abräum- und Abwaschgewusel beginnt! Für das Frühstück der abziehenden Wache wird gesorgt. Die Kombüse verwandelt sich langsam wieder in ein Labyrinth aus Schüsseln, Tellern, Tassen, Besteck und Platten.

09:30 Uhr: Max beginnt damit, Fleisch für das Mittagessen zu schneiden, während Fynn anfängt, Pudding zu kochen. In der Kombüse ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Nur noch ein paar Teile müssen abgewaschen werden.

10:00 Uhr: Max stellt erschrocken fest, dass bis zum Essen der aufziehenden Wache nur noch 90 Minuten verbleiben und die Paprika noch geschnitten werden muss. Nachdem Marlis die letzte Tasse abgetrocknet hat, beginnt sie mit dem Schneiden der Paprika. Fynn kocht weiterhin Pudding, allerdings haben sich in in die hierfür vorbereitete Flüssigkeit durch die Kraft einer Welle scheinbar ein paar Brotkrümel ergossen.

10:30 Uhr: Eine große Welle ist im Anmarsch. Max schneidet noch Fleisch, Marlis die Paprika und Fynn stellt gerade einen dreckigen Topf in die Spüle, als die Welle zuschlägt. Marlis krallt sich an dem Handlauf fest, Fynn kann sich an Marlis festhalten, doch Max rutscht von der Arbeitsfläche bei der Kaffeemaschine durch bis zur Tür und fällt mit dem Rücken auf die Kiste, die immer zum Geschirrsammeln benutzt wird.

10:45 Uhr: In der Kombüse wird weiterhin fleißig das Mittagessen vorbereitet, die Paprika ist mittlerweile fertig geschnitten, Max ruht sich aus, Marlis hat das Schneiden des Fleisches übernommen und Fynn rührt in den Töpfen auf dem Herd. Inja steckt während ihrer Weckrunde immer wieder ihren Kopf zur Tür herein und singt ein paar Liedzeilen mit.

11:50 Uhr: Das Essen der aufziehenden Wache verläuft ohne weitere Zwischenfälle. In der Messe ist alles bis auf die Schalen mit dem Essen aufgedeckt. Die einzige Reisschüssel auf dem Tisch lernt bei der nächsten Welle fliegen, sodass Marlis und Patrick sich geschäftig daran machen, den Reis aufzukehren, während Max und Fynn in der Kombüse das Essen auf die Schalen verteilen.

12:25 Uhr: Die Backschaft isst selbst und Nathalie stellt fest, dass Marlis eine never-ending Puddingtasse hat.

12:30 Uhr: Die never-ending Puddingtasse wurde doch leer und die Backschaft beginnt nach einer fünfminütigen Mittagspause mit dem Abwasch.

ca.14:00 Uhr: Der Mittagsabwasch ist erledigt. Marlis legt sich hin und Fynn überlegt sich bei einer Krängung von gefühlten zu 40°, was er denn backen könnte.

16:00 Uhr: Marlis bereitet Tee und Kaffee vor, wobei bei der ein oder anderen Welle auch mal Kaffee oben aus der Maschine herausläuft. Die ersten Muffins kommen aus dem Ofen und werden von Fynn und Max mit Marmelade gefüllt und mit Schokoglasur überzogen. Die Kombüse wurde in ein Mehl- und Backschlachtfeld verwandelt.

Folgendes ist weiterhin zwischen 14 und 16 Uhr passiert:
⁃ Fynn und Max haben sich eine Mehlschlacht geliefert
⁃ zu den 3 Teelöffeln Backpulver sind zuvor 4 weitere Esslöffel in den Teig gewandert, sodass Fynn gegen 15:30 Uhr feststellt, dass sich ein Esslöffel Teig im Ofen vervierfacht

17:00 Uhr: Der Abwasch vom Kaffee ist erledigt. Norbert wollte der Backschaft nicht glauben, dass es Muffins gibt. Fynn beginnt unter Mithilfe in der Messe den Gurken-Tomaten-Salat vorzubereiten. In der Kombüse herrscht halbwegs Ordnung, dort bereiten Max und Marlis das Abendbrot vor.

18:30 Uhr: Abendbrotzeit! Zusätzlich gibt es für jeden noch einen Muffin oder eine Schale Porridge. Ulli bekommt seinen gewünschten kalten Kaffee und einen Apfel.

20:45 Uhr: Fynn hat den Kombüsenboden geschrubbt, Max hat ihn abgezogen und Marlis gefeudelt. Die Kombüse glänzt und die Brotmaschine läuft im Gegensatz zu tagsüber plötzlich wieder wie ein Stück Seife auf einer rutschigen Seifenbahn. Sava. von der morgigen Backschaft, nimmt die Kombüse ab.

Danach: Die Backschaft freut sich, es geschafft zu haben. Zu Ende geht ein Tag voller Höhen und Tiefen, Rutschpartien und Schüsseln.
Marlis

Karotten, Klopapier…

Datum: 30. März 2019
Position: 32° 28,1′ N 054° 58,8′ W
Etmal: k.A.
Wetter: Luft t 21°C, f 20,3°C, Wind S, 4 Bft., overcasted
von Marlis

…und was es neben Kommunikationsmodellen und Polynomdivisionen auf dem Atlantik noch so Spannendes gibt.

Immer wenn ich mal wieder an der Reihe bin, einen Tagesbericht zu schreiben, mache ich mir meist schon an diesem Tag Gedanken darüber, über was und aus welcher Perspektive ich schreiben könnte. Dann muss man sich was einfallen lassen. Und hierbei ist mir so ein Gedanke gekommen, aber dazu später mehr. Im Deutschunterricht waren heute Kommunikationsmodelle an der Reihe. Schließlich wollen wir am Montag unsere zweite Deutscharbeit über das Thema schreiben, – wenn das mal kein Aprilscherz ist. Zugegebenermaßen kann man sich ja fragen: Was nützt es eigentlich, sich darüber Gedanken zu machen, wie ein Gesprächspartner die Aussage eines Senders möglicherweise verstanden, welche mögliche Botschaften er vielleicht gehört hat? Aber der Groschen ist bei mir gefallen, als mir aufgefallen ist, dass allein diese Frage plus die Antwort ja bereits als Kommunikationsbeispiel fungieren können.

Nach dem Schnelldurchlauf der Kommunikationsmodelle kam die Polynomdivisionen dran. Denn für die morgige Mathematikarbeit wollen wir ja alle gut vorbereitet sein. Das gäbe es zu Hause auch nicht an einem Sonntag!!! Anschließend erhielten wir Motorkunde für den Sportbootführerschein. Meine Erkenntnisse: Was ist beim Anschalten/Schalten/Ausschalten und Tanken alles zu beachten? VIELES. Was sind die Unterschiede zwischen Benzin- und Dieselmotoren? GIBT EIN PAAR. Wie funktionieren Zwei- und Viertaktmotoren? NICHT SO KOMPLIZIERT, WIE ES ZUNÄCHST KLINGT.

Nach der Spargelcremesuppe zum Mittagessen, begann das samstägliche Großreinschiff. Doch zurück zu meinem Gedanken vom Anfang: Beim Holen von neuem Klopapier ist mir aufgefallen, dass wir an Bord schon viele Varianten von Klopapier hatten:

1. rau
2. kratzig
3. weich
4. mit Punkten darauf
5. mit Blumen darauf
6. mit Streifen darauf
7. mit Hunden darauf
8. mit Geistern darauf
9. und rosa Papier

Außerdem stellen wir damit an Bord neben dem normalen Gebrauch, sehr viele andere Sachen an: Spiegel und kleinste Ecken putzen, Nase putzen, Ausgelaufenes sauber machen und sich als Mumien verkleiden. Hihi… Man glaubt gar nicht, aus welchen verborgenen Ecken man überall Dreck herausbekommt und wieviel sich innerhalb einer Woche dort ansammeln kann.

Für Frischluftbedürftige fand heute im Seegarten die Karottenverarbeitung statt: Ein riesiger Berg an Karotten wurde ausgepackt, geschält, geschnitten und für den Tiefkühler neu verpackt. Dabei konnte man sich gut über die ein oder andere lustige Form amüsieren. Und abends dann darüber, dass Karotten scheinbar wahnsinnig abfärben. Denn meine Fingernägel waren von der Karottenverarbeitungsaktion noch immer orange, obwohl ich der Backschaft beim Abwaschen geholfen hatte. Freue mich auf mein Zuhause,
Marlis