Die Roald – unser zweites Zuhause

Datum: 6. Januar 2016
Position: 09° 57,9′ N, 082° 33,0′ W
Etmal: 76 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 27°C, Windstärke 2
von Jona

Rasend schnell rückt der Tag, an dem wir unsere inzwischen liebgewonnene Roald für einen Monat verlassen müssen, näher. Heute Mittag noch waren wir im üblichen Bordalltag unterwegs, und morgen Abend sollten wir schon in unseren Gastfamilien in Longo Mai ankommen… Die Vorfreude auf Costa Rica ist wirklich groß, die Gastfamilien, die Zeit in La Gamba und vor allem die Expis sehnen sich so einige herbei, doch nach knapp 3 Monaten an Bord fällt es einem wahrlich schwer, sein zweites Zuhause für einen Monat zurückzulassen. Doch kann man die Roald eigentlich sein zweites Zuhause nennen? Ab wann ist etwas ein Zuhause, womit verknüpft man diesen Begriff eigentlich? Mit Menschen? Mit Gegenständen? Orten? Oder gar Gewohnheiten?

Wenn ich mal so an mein eigentliches, echtes Zuhause denke ist das erste was mir in den Sinn kommt meine Familie. Meine Familie und Angewohnheiten, die Freiheit welche man hat. Die Freiheit ist nach meiner Familie wahrscheinlich das was ich am meisten vermisse, so schön das hier auch alles ist, jeder Tag ist durchstrukturiert, man hat immer Wache oder Unterricht, dein Tagesablauf ist nahezu immer fremdbestimmt. Das macht das Leben sehr viel einfacher, ist manchmal aber auch ein bisschen anstrengend. Zwar hat man hier an Bord nicht seine wahre Familie, doch das ist gar nicht so schlimm, wir haben ja uns gegenseitig, die Roald-Familie halt. Zwar hat man hier nicht die gleichen Angewohnheiten wie zuhause, doch auch das ist verkraftbar, während man zuhause am Nachmittag vielleicht im Garten arbeitet oder auf dem Sofa liegt, hängt man auf der Roald in 30 Meter Höhe im Rigg und schlägt ein Segel nach dem anderen ab und an, dies ist zwar ganz anders, aber auch total schön!

Ich denke man kann zu dem Schluss kommen, dass man auf der Roald zwar ganz andere Dinge im Vergleich mit Zuhause macht, diese aber nach ein bisschen Eingewöhnungszeit lieben lernt. Die Roald wird aufgrund der ständig wechselnden Crew zwar nie ein echtes Zuhause ersetzen können, doch ein zweites Zuhause kann sie allemal sein. Wir liegen nun vor Anker und schauen auf den Hafen Puerto Limons, in welchen wir morgen früh um 6 einlaufen werden. Ich freue mich sehr auf alles was noch kommt und wünsche der Leserschaft in Deutschland viel Schnee!
Liebe Grüße, Jona

Grüße: Robin bedankt sich für diese Erörterung.
Olivia wünscht ihrer Oma alles Liebe zum Geburtstag!! Feier schön ?
David sendet Grüße an die Ostsee.

Im Herzen Teneriffas

Datum: 19. November 2015
Position: 28°29,3’N, 016°09,3’W
Etmal: 0 NM
Wetter: k.A.
von Jona

„Ihr müsst in einer Minute fertig sein“ war das erste was ich heute Morgen hörte. Es war 4:45, und wir wollten um 5:15 die restlichen 500 Höhenmeter bis zur Spitze des Teide angehen, doch offensichtlich hat das mit dem Wecken nicht so ganz geklappt, während sich alle bereit machten und ihren Rucksack packten schlummerte ein Zimmer bestehend aus 10 Leuten (leider inklusive mir) in Ruhe weiter. Schnell sprangen also alle aus ihren Betten, zogen sich dick an, stopften ihren Rucksack und begaben sich in den Vorraum. Jeder bekam noch eine Stulle (welche zum Glück von 6 Freiwilligen am Vorabend geschmiert wurden, danke nochmal!) in die Hand gedrückt und dann ging es nach draußen. Eisige Kälte und totale Dunkelheit empfingen uns, zum Glück waren alle mit Stirnlampen ausgerüstet, und somit konnte die letzte Etappe beginnen. Wir mussten zwar nur noch 500 der insgesamt 1500 Höhenmeter bewältigen, diese waren allerdings besonders anspruchsvoll, da man des Öfteren auf dem Vulkangestein wegrutschte, und es sehr steil bergauf ging. Top motiviert kämpften wir uns also den Berg hinauf, die Luft wurde merklich dünner, schließlich waren wir bereits auf 3.200 Metern, doch jeder wollte oben ankommen. Um 7:20 sollte die Sonne aufgehen, es galt also keine Zeit zu verlieren.

Nach ungefähr 1 1/2 Stunden war die Spitzengruppe auf den letzten Metern, und man konnte schon die ersten Lichter am Horizont erkennen, auf dem Kamm des Vulkans schoss einem der Wind nur so um die Ohren, die 5 angezogenen Schichten bestehend aus 2 T-Shirts, 2 Pullis und einer Jacke hielten mich zum Glück warm (danke nochmal an Robin welcher mir sein Fleece geliehen hat, ich hab die Temperaturen da oben wirklich unterschätzt!), wer hätte das gedacht, unten sitzen wir in kurzer Hose und T-Shirt an Deck, und oben herrscht solch eine Kälte. Es war ein super geiles Gefühl oben angekommen zu sein, wer kann schon von sich behaupten auf einem Vulkan, dem höchsten Berg Spaniens gewesen zu sein? Die Bemühungen haben sich definitiv gelohnt, der Sonnenaufgang war wunderschön, und daher stellte sich mir folgende Frage: „Handschuhe ausziehen und ein schönes Bild machen, aber dafür gefrorene Finger in Kauf nehmen?“ Was soll ich sagen… Die Bilder sind schön geworden! 😀

Am Ende haben fast alle es bis ganz nach oben geschafft, und wir alle können stolz auf uns sein! Das Teamgefühl war wirklich ein besonderes Erlebnis, jeder hat sich gegenseitig geholfen und motiviert, Schüler wie Lehrer. Da der Wind und Schwefelgestank an der Spitze sehr stark war, widmeten wir uns leider recht zügig dem Abstieg. Im Bus nach Santa Cruz waren alle sehr müde, die meisten schliefen, die wenigsten redeten, alle freuten sich auf die angekündigten Burger in Santa Cruz. Zurück an Deck der Roald Amundsen wurden wir freundlich von der Crew begrüßt und begannen schnell unsere Kammern auf Vordermann zu bringen, da Besuch angekündigt war, die Schüler des holländischen Projekts „School at Sea“ auf der Regina Maris, welche zufälligerweise auch grade in Santa Cruz liegen, waren eingeladen um sich die Roald Amundsen anzuschauen.

Dies taten sie auch bis eben, es war eine gute Stimmung, und die meisten wahren sehr interessiert, da unser Schiff doch ziemlich anders war als das ihre. Jetzt steht noch der letzte Landgang vorm morgigen Ablegen an, von daher: Liebe Grüße an meine Familie und Freunde, tschüss,
euer Jona!  

P.S.: Svenja grüßt ganz lieb ihre Familie. Ich vermisse euch!