Im Herzen Teneriffas

Datum: 19. November 2015
Position: 28°29,3’N, 016°09,3’W
Etmal: 0 NM
Wetter: k.A.
von Jona

„Ihr müsst in einer Minute fertig sein“ war das erste was ich heute Morgen hörte. Es war 4:45, und wir wollten um 5:15 die restlichen 500 Höhenmeter bis zur Spitze des Teide angehen, doch offensichtlich hat das mit dem Wecken nicht so ganz geklappt, während sich alle bereit machten und ihren Rucksack packten schlummerte ein Zimmer bestehend aus 10 Leuten (leider inklusive mir) in Ruhe weiter. Schnell sprangen also alle aus ihren Betten, zogen sich dick an, stopften ihren Rucksack und begaben sich in den Vorraum. Jeder bekam noch eine Stulle (welche zum Glück von 6 Freiwilligen am Vorabend geschmiert wurden, danke nochmal!) in die Hand gedrückt und dann ging es nach draußen. Eisige Kälte und totale Dunkelheit empfingen uns, zum Glück waren alle mit Stirnlampen ausgerüstet, und somit konnte die letzte Etappe beginnen. Wir mussten zwar nur noch 500 der insgesamt 1500 Höhenmeter bewältigen, diese waren allerdings besonders anspruchsvoll, da man des Öfteren auf dem Vulkangestein wegrutschte, und es sehr steil bergauf ging. Top motiviert kämpften wir uns also den Berg hinauf, die Luft wurde merklich dünner, schließlich waren wir bereits auf 3.200 Metern, doch jeder wollte oben ankommen. Um 7:20 sollte die Sonne aufgehen, es galt also keine Zeit zu verlieren.

Nach ungefähr 1 1/2 Stunden war die Spitzengruppe auf den letzten Metern, und man konnte schon die ersten Lichter am Horizont erkennen, auf dem Kamm des Vulkans schoss einem der Wind nur so um die Ohren, die 5 angezogenen Schichten bestehend aus 2 T-Shirts, 2 Pullis und einer Jacke hielten mich zum Glück warm (danke nochmal an Robin welcher mir sein Fleece geliehen hat, ich hab die Temperaturen da oben wirklich unterschätzt!), wer hätte das gedacht, unten sitzen wir in kurzer Hose und T-Shirt an Deck, und oben herrscht solch eine Kälte. Es war ein super geiles Gefühl oben angekommen zu sein, wer kann schon von sich behaupten auf einem Vulkan, dem höchsten Berg Spaniens gewesen zu sein? Die Bemühungen haben sich definitiv gelohnt, der Sonnenaufgang war wunderschön, und daher stellte sich mir folgende Frage: „Handschuhe ausziehen und ein schönes Bild machen, aber dafür gefrorene Finger in Kauf nehmen?“ Was soll ich sagen… Die Bilder sind schön geworden! 😀

Am Ende haben fast alle es bis ganz nach oben geschafft, und wir alle können stolz auf uns sein! Das Teamgefühl war wirklich ein besonderes Erlebnis, jeder hat sich gegenseitig geholfen und motiviert, Schüler wie Lehrer. Da der Wind und Schwefelgestank an der Spitze sehr stark war, widmeten wir uns leider recht zügig dem Abstieg. Im Bus nach Santa Cruz waren alle sehr müde, die meisten schliefen, die wenigsten redeten, alle freuten sich auf die angekündigten Burger in Santa Cruz. Zurück an Deck der Roald Amundsen wurden wir freundlich von der Crew begrüßt und begannen schnell unsere Kammern auf Vordermann zu bringen, da Besuch angekündigt war, die Schüler des holländischen Projekts „School at Sea“ auf der Regina Maris, welche zufälligerweise auch grade in Santa Cruz liegen, waren eingeladen um sich die Roald Amundsen anzuschauen.

Dies taten sie auch bis eben, es war eine gute Stimmung, und die meisten wahren sehr interessiert, da unser Schiff doch ziemlich anders war als das ihre. Jetzt steht noch der letzte Landgang vorm morgigen Ablegen an, von daher: Liebe Grüße an meine Familie und Freunde, tschüss,
euer Jona!  

P.S.: Svenja grüßt ganz lieb ihre Familie. Ich vermisse euch!