High Seas erkundet den Regenwald

Datum: 19. Januar 2016
Position: La Gamba, Costa Rica
Etmal: –
Wetter: 100 % Luftfeuchtigkeit
von Melinda

Jetzt haben wir unsere erste Nacht in la Gamba verbracht. Es war total komisch von Vögeln und anderem tropischem Gezwitscher geweckt zu werden und nicht, wie in Longo Mai, von irgendwelchen Hunden und Hähnen der Nachbarschaft. Sobald ich in der Früh unser Zimmer verlassen hatte, konnte man die 100%ige Luftfeuchtigkeit spüren. Was ist das wohl für ein Gefühl nichts zu tun und trotzdem aus allen Körperteilen zu schwitzen? Ziemlich nass! Um 7:00 Uhr ging es dann schon zum Frühstück und neben Reis mit Bohnen gab es sogar Rührei, Schokokuchen und einheimische Früchte. Es ist total ungewohnt, weder das Essen vorzubereiten, noch die Teller abzuspülen. Bevor es dann zu unserer Wanderung durchs Gelände ging, haben sich alle in unsere WLAN-Area begeben und erstmal das Internet total lahmgelegt. Da der WLAN-Empfang nicht so weit reicht, wird sich immer um die dort vorhandenen vier Sitzmöglichkeiten (zwei Schaukelstühle, zwei Hängematten) gestritten. Um 8:00 Uhr wurden wir dann von Flo, einem Forscher, der seit sechs Jahren hier jedes Jahr zwei Monate zum Forschen verbringt, durch Teile des Regenwaldes geführt. Wir haben heute wieder mal so viele neue Pflanzen, Baum- und Tierarten kennengelernt, die ich mir gar nicht alle auf einmal merken konnte.

Das, was ich mir behalten habe, war zum Beispiel, dass es Seerosenblätter gibt, die sogar ein kleines Baby tragen könnten. Außerdem haben wir sogenannte „Ice cream beans“ kennengelernt, die, wie Stella jetzt sagen würde „para comer“ sind. Diese Bohnen schmecken nach Bananen, wie fast alles hier, was wir in Costa Rica bisher so gegessen haben. Danach sind wir an einem „Devils Garden“ vorbeigekommen, der seinen Namen ziemlich aggressiven Ameisen verdankt, die auf den dort wachsenden Bullhorn-Akazien leben und denen man nicht zu nahe kommen sollte, da sonst alles brennt und juckt. Zudem ist der Regenwald zu empfehlen, wenn man eine Person zum Schweigen bringen möchte. Hier gibt es nämlich spezielle Blätter, die dir bei einem einzigen Biss den Mund total verätzen und dir somit die „Sprache verschlagen“.

Um 12:00 Uhr gab es dann Mittagessen und wie sollte es anders kommen… um halb 1 saßen über die Hälfte unserer Gruppe an unserem WLAN Hot-Spot. Da wir jetzt seit über 3 Monaten keinen Schlüssel mehr in der Hand gehalten haben und immer eigentlich offene Türen hatten, ist es jetzt sehr ungewohnt in La Gamba wieder einen Schlüssel zu haben. So schlau wie Saskia, Lisa, Ana und ich sind haben wir unseren Schlüssel im Zimmer gelassen und wir waren ausgeschlossen… aber wie immer: Keiner war’s 🙂 Um 14:00 Uhr hatten wir unsere zweite Tour durch das Gelände hier und wir haben noch viel, viel mehr gelernt. Jetzt weiß ich, dass jede Pflanze für einen bestimmten Vogel bestimmt ist und die Pflanze eine angepasste Öffnung für den Schnabel des Vogels hat oder so… also wie man merkt, habe ich nicht so viel Ahnung davon, aber sost wird mein Biolehrer Robin sauer, wenn ich die faszinierenden Züge der Evolutionstheorie nicht erwähne.

Es tut mir jetzt schon leid, dass der Tagesbericht so lang wird aber eine Sache muss ich noch erwähnen. Um 19:00 Uhr hat sich die Hälfte unserer Gruppe auf eine Nachtwanderung begeben und von Schildkröten, Fröschen und sogar Krokodilen berichtet. Ich freue mich schon darauf, wenn ich morgen diese Wanderung machen darf. Dann verabschiede ich mich mal nach einem gefühlten 10 km langen Tagesbericht und schicke ganz viele Grüße an zu Hause. Mir geht’s sehr gut hier, aber ich freue mich schon euch alle wieder in 3 Monaten zu sehen <3
Eure Melli

P.S.: Olivia wünscht ihrer Mum alles Gute zum Geburtstag!! Ich hoffe, du hattest einen schönen Tag und wir holen das Feiern dann einfach im Mai nach! 🙂

Adios Roald! Hola Longo Mai!

Datum: 7. Januar 2016
Ort: Puerto Limon/Longo Mai, Costa Rica
Etmal: –
Wetter: k. A.
von Melinda

Ich sitze gerade in meinem Bett, umschlungen von Moskitonetzen, und hoffe, dass ich befreit von Mücken und anderen, mir neuen Insektenarten bleibe, während ich diesen Tagesbericht verfasse. Aber jetzt spulen wir den ganzen Tag einmal bis heute früh zurück. Wahrscheinlich fragt ihr euch alle, wie es war, unsere Roald, die uns jetzt schon fast die Hälfte der Reise begleitet hat, zu verlassen. Ich kann euch sagen: es war komisch und ungewohnt, sogar sehr und schwer…. Schwer in dem Sinne, dass man sein ganzes Gepäck (bei mir nicht gerade wenig) quer über den Hafen in Puerto Limon im Seegang-Modus, das heißt ein leicht schwankender Gang, tragen musste. Susi und ich sahen anscheinend so gequält aus, dass uns eine Karre angeboten wurde, die allerdings bei jedem Schlagloch umkippte und zu neuer Verzweiflung bei uns sorgte. – das war wohl nicht die Glanzlösung!

Als wir dann endlich das ganze Gepäck, was wir in dem Monat nicht benötigen, weggebracht hatten, wurden nur noch unsere bis oben hin gestopften Trekking-Rucksäcke (unterstützt durch Panzer-Tape an den Stellen, an denen der Reißverschluss einfach nicht mehr zugehen wollte) in den Bus verstaut. Ein Bus? Nein, sondern wir durften sogar den Luxus genießen, zwei von diesen Prachtstücken zu fahren. (80% von uns hatten am nächsten Tag Rückenschmerzen). Mit den Trecking-Rucksäcken hinten drin, ging es dann auf eine achtstündige Fahrt mit Kurs nach Longo Mai. Aufregung, Müdigkeit und viele Vorstellungen begleiteten uns die lange Fahrt. (Anmerkung: wer sich für das Projekt interessiert, dem sei die Website www.sonador.info empfohlen) Was haben wir im Bus getan? Geschlafen! Was sonst? Wahrscheinlich haben wir schon mal vorab geträumt, wie es in Longo Mai aussehen könnte….. Nach zwei „Pinkelpausen“ bzw. Tankpausen, in denen wir alle unerklärlicherweise den Bus verlassen mussten, konnten wir die Höhenmeter spüren. Es wurde kälter und immer dunkler und irgendwie immer länger.

Dann endlich sind wir angekommen! Im Dunkeln haben wir leider nicht viel erkannt, nur den Matsch unter den Füßen konnte man spüren. Nach kurzer Aufregung wurden wir dann auch endlich unseren Gasteltern zugeteilt. Ich teile mir mit Ana eine Familie und wir sind eigentlich ziemlich glücklich mit unserer Familie. Leidi, unsere „Gastmutter“, ist 16 (!) und teilt so gut wie die gleichen Interessen wie wir 🙂 Mehr zu den Gastfamilien und unserem Alltag kommt bestimmt in den nächsten Tagesberichten.
Melli

P.S.: Ich grüße meine Familie von ganzem Herzen und alle, die den Blog lesen. Ich hoffe, meiner ganzen Familie geht es gut und ich bin so froh, eine solche Chance zu haben. Danke für alles! Ich vermisse euch!