„Sweet“ 16 zwischen Amerika und Europa

Datum: 3. Dezember 2015
Position: 19°32,2’N, 039°95,7’W
Etmal: 149 nm
Wetter: Wasser 26°C, Luft 28°C, Wind 5 Bft.
von Melinda

Um die erste Frage zu beantworten, die Ihr Euch jetzt wahrscheinlich alle stellt: „Wieso schreibt man an seinem Geburtstag Tagesbericht?“ Um ehrlich zu sein, ich weiß es auch nicht. Zugegeben habe ich mir den 3.12 selbst als Tag ausgesucht, an dem ich Tagesbericht schreibe, da ich dachte, es würde für Euch da draußen ganz interessant sein, wie es ist, auf dem Atlantik Geburtstag zu feiern. Ursprünglich hatte ich (meinen „Rechnungen“ nach) geplant, in der Karibik 16 zu werden, was ich bei meinem Vorstellungstext auch groß verkündet habe. Wie ich jetzt sehe, haben meine Rechenkünste da leider versagt.

Aber jetzt zu meinem Tag… Wie fang“ ich an? Logischerweise um 00:00. Da ich immer von 0-4 Wache habe, wurde ich pünktlich um 23:30 von Saskia mit einer Kakao-Kaffee-Mischung (zur Aufklärung: Der Kaffee schmeckt nur im Verhältnis 2/3 Milch und 1/3 Kaffee oder 2/3 Kakaopulver und 1/3 Kaffee, vor allem wenn Saskia ihn gekocht hat?) geweckt. Ich glaube, das war die erste Nachtwache seit Tagen, bei der ich sofort kerzengerade in meiner Koje aufgerichtet war und 20 Minuten vor Wachwechsel an Deck erschien. Ihr müsst wissen, 16 zu werden ist etwas Besonderes und vor allem in den „jungen Jahren“ freut man sich um jedes Jahr, das man älter wird, weil einem mit jedem Jahr neue Freiheiten zustehen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es ab den 30igern mit der Freude, älter zu werden, bergab geht. Ich weiß aber auch, dass ich in den Augen meines Vaters mein Leben lang ein Kind bleiben werde. Sogar noch mit 30.

Naja, als die 20 Minuten an Deck dann auch vergangen waren und ich ja eigentlich nach UTC-Zeit schon 16 war, fingen sowohl die abziehende als auch meine Wache an, für mich zu singen. Lisa, Saskia und Ana haben mich dann mit einem Schokokuchen und einer total süßen Bilder-Collage überrascht. (Danke nochmal) Als ich den Kuchen angeschnitten hatte, und nach zwei Stücken ziemlich satt war, entschied ich ein drittes zu essen. Nach meiner Wache habe ich mich dann schlafen gelegt. Naja ok, „schlafen“ ist gut. Nach zwei Stunden bin ich von dem Reinschiff der Unterrichtsgruppe aufgewacht. Gleich nach dem Aufstehen habe ich Briefe und Geschenke geöffnet und das Heimweh kam leider wie auf Knopfdruck hoch.

Ich glaube, „sweet“ 16 ist eigentlich kein passender Ausdruck für einen Geburtstag auf einem Segelschiff, da ich darunter eher „Partymachen“ verstehe. Ich allerdings durfte Bratkartoffeln essen, obwohl diese zum Vegetarier-Menü gehörten, und das nenne ich schon Luxus. Im Gesamten kann ich es aber wirklich empfehlen, auf dem Atlantik Geburtstag zu feiern. Ich grüße von ganzem Herzen meine Familie und möchte mich noch mal für die lieben Worte und Briefe bedanken. Ich vermisse euch so sehr, aber ich habe euch jetzt immer in meinem Medaillon bei mir.
Melli

Grüße: TOP fürs nächste Team: Kollegiale Grüße vom atlantischen Rücken! –Robin
Liebe Grüße nach Hause und nette Kalte Tage von Vitus
Softschubibubi denkt an die ganze Einhornfamilie und knuddelt Wetcrazycandy. Und die Oma, die alle Manöver alleine fährt. Ich hab Spaß im Rigg und auf Wache, Stimmung ist gut.
Der Passat zeigt sich von der schönsten Seite , 03.12. 21:00, gut 5 Bft. von hinten und die Roald seit der Abfahrt in Teneriffa ohne eine einzige Stunde mit „Unterwasserbesan“ (Moto) geht in Richtung Rauschefahrt mit max 7,5 kn die Topen voll bestückt bis auf die beiden Royals, die zur Nacht schlafen gelegt und am Morgen von der 4-8 wieder ausgepackt werden… die Nacht ist noch lang mit 25 Grad mollig warm und der Wind soll noch mehr werden. … Liebe Grüße von Kurt, der nicht knurrt und nicht murrt… ;o) aber manchmal schnurrt ,o*… auch wenn den letzten Satz von den Schülern keiner glaubt , aber wie heißt es so schön… you can`t win them all… ;))

Heimweh? – Zum Glück gibt es „Handy-Bojen“

Datum: 26. Oktober 2015
Position: 44°56,6’N, 007°05,1’W
Etmal: 122 NM
Wetter: Wasser 16,5°C, Luft 17°C, Wind 4 Bft.
von Melinda

Jetzt sind wir schon gute zwei Wochen unterwegs. Ich glaube oder eher bin ich davon überzeugt, dass diese zwei Wochen die intensivsten und auch anstrengendsten des Törns waren und sein werden. Ich glaube auch, wenn man nicht mit uns segelt, kann man sich gar nicht vorstellen, wie schnell aber dennoch kurz die Zeit vergeht. Mir persönlich kommt es vor, als segelten wir schon Monate miteinander. Das Zusammenleben an Bord ist so intensiv, dass man es schon fast als zweite Familie bezeichnen kann. Natürlich vermisse ich meine Familie zu Hause und meine Freunde sehr, aber zum Glück haben wir sogenannte „Handy-Bojen“ auf unserer Strecke, die gestern zu schadenfrohen Blicken der Stamm-Crew und verzweifelten Gesichtern auf Seiten der Schüler geführt haben.

Ich weiß, dass Ihr Euch jetzt fragt, was ich damit meine, also werde ich die Geschichte kurz erzählen, da auch ich sehr betroffen war. Koene, der erste Steuermann, verkündete zum allgewohnten „All-Hands“ um 12:45 Uhr, dass wir gegen 16:00 Uhr eine „Handy-Boje“ passieren werden, die die Möglichkeit für eine kurze SMS nach Hause oder ein „Abchecken“ der sozialen Netzwerke, in unseren Worten, ermöglichen würde. So naiv, wie Jugendliche sind, wenn es um ihre Handys geht, sind wir alle um 15:30 Uhr an Deck erschienen, um unsere Handys abzuholen. Sowohl an Steuerbord-, wie auch an Backbord-Seite standen wir dann mit unseren neusten Smartphones und ausgestreckten Armen und haben nach Netz gesucht. 
Hier: kein Netz! Vielleicht weiter Steuerbord: kein Netz! Mhhh.. oder doch Backbord?: kein Netz!

Koene klappte kurz vor 16:00 sein Handy (oder auch „Knochen“) auf und meinte, er habe Netz. Bei den Schülern fand die Suche nach Netz kein Ende, bis Koene alle in die Mitte bat, die Kamera herausholte und genau in dem Moment, wo er alles mit dem Satz: „Ja, es gibt Handy-Bojen und Kiosk-Bojen und noch viele mehr… Nein, natürlich nicht! Ihr seid alle reingefallen!“ auflöste, auf den Auslöser der Kamera drückte.

Das Foto habe ich noch nicht gesehen, aber ich kann mir vorstellen, wie mein Gesichtsausdruck war. Ich sag“ nur: „Rache ist süß“ – oder auch nicht. Naja, jetzt haben wir gelernt, dass es mitten in der Biskaya keine Handy-Boje gibt, die man theoretisch ans Boot hätte binden können. Und natürlich, dass man ersten Steuermännern nicht immer trauen kann. Natürlich können wir trotzdem Kontakt zu unserer Familie und zu unseren Freunden halten. Zum Einen bekommen wir unsere Handys für jeden Landgang ausgeteilt, also das nächste Mal in Vigo. Zum Anderen überbrücken wir Heimweh mit Anschauen von Fotos, Lesen von Briefen und gegenseitigem Aufbauen.
Melli

P. S.: Viele Grüße an meinen Papi, der jetzt liebend gerne mit segeln würde. Ich denke an Dich. 🙂 Viele Grüße an meine Mami, ich hab Dich lieb und ich hoffe Carlotta und Leonard geht es gut. Euch noch schöne Ferien <3 
Lisa grüßt ihre Freunde und Familie
Luisa grüßt alle ihre Freunde und Familie, die zuhause geblieben sind und wünscht ihrer Mutter alles alles Gute zum Geburtstag
Umarmung von K für S in H <3 
LG an L. von A.