Die Osterwerkstatt

Datum: 9. April 2020
Position: 42° 20,0′ N, 023° 05,2′ W
Wetter: Wind NW, 4 Bft., Luft 15°C, 1021 hpa
Etmal: 99 nm
von Lara

Es ist wohl offiziell: die High Seas High School feiert dieses Jahr das vermutlich größte Osterfest Deutschlands. Mit normaler Sicht auf die Dinge sind 45 Menschen, die zusammen feiern keine Besonderheit, jedoch in Zeiten der Covid19-Pandemie sieht die Sache anders aus. Angesichts der Kontakteneinschränkungen, die zuhause eingeführt wurden, muss dieses Jahr wohl das eine oder andere Osterfest ausfallen. Auf einem 50 Meter Schiff mit 45 Mann Besatzung ist es jedoch nicht wirklich möglich, sich an den 2 Meter Sicherheitsabstand zu halten (da man allein in den Kojen fast mit dem Gesicht and den Füßen des Mitbewohners klebt). Somit lassen wir es uns dieses Jahr gut gehen. Da wir nicht unbedingt vorhaben, einen Seenotfall zu provozieren, muss das diesjährige Osterfeuer aber wohl ausfallen. Das gleiche gilt für Sackhüpfen, da sich keiner von uns auf den letzten Seemeilen unserer Reise gebrochene Beine wünscht.

Doch wir wissen uns zu helfen, damit die Ostertraditionen auf dem Nordatlantik nicht den Bach runter gehen. Heute startete die versprochene Bemalungsaktion der ausgepusteten Eier. Dabei wurden die verschiedensten Techniken verwendet. Dani hatte es sich unter Mayas Anleitung zur Aufgabe gemacht, die Eier mit eingeweichtem Krepp-Papier einzufärben und sich dabei gleichzeitig die Hände farblich zu individualisieren, während die Schüler sich mit Filz- und Buntstiften ans Werk machten. Die Kreativität schlug bei einigen mehr, bei einigen weniger aus. Die Ungeschickteren unter uns (also auch ich) schafften es, die Eier mitten im Prozess zu zerbrechen, um dann von Maya mit Kindergartenkindern verglichen zu werden. Zusätzlich kam bei mir ein bisschen Nostalgie auf, musste ich doch an das alljährliche Eierbemalen denken, zu dem meine Oma mich jedes Jahr irgendwie überredet, das Klassikradio im Hintergrund nicht zu vergessen.

Die fertigen Werke ließen sich jedoch sehen. Unter zahllosen bunten Eiern gab es welche mit detaillreichen Mustern, einige mit der Aufschrift HSHS 19/20, andere, die mit Ankern und Kompassrosen überzogen waren. Eins trägt die Aufschrift: HSHS 19/20 sagt: Fck Corona. Das kann man jetzt werten wie man möchte. Ein anderes wurde sehr kreativ mit „Ei“ beschriftet. Wie gesagt, wir geben uns Mühe, die Osterstimmung mit unserer Kreativität aufrechtzuerhalten. In den nächsten Tagen sollen noch mehr Aktivitäten folgen. Die gesamte Crew wünscht allen Familie und Freunden zu Hause ein schönes Osterfest!
Bis bald, Lara

Grüße:
Tjorven grüßt endlich mal wieder ihre Familie und Freunde, besonders die drei J´s
Luki grüßt alle Ahoi’s. Ich freue mich so sehr auf euch! Habt schöne Ostertage.
Ilka grüßt besonders ihren Opa:,, Gute Besserung, halt die Ohren steif. Ich hab dich ganz doll lieb<3“
Lara grüßt ihre Familie und Freunde, ich vermisse euch und wünsche euch Frohe Ostern <3 f
Philippe grüßt seine Eltern und seine Schwester
Calotti grüßt ihre liebe Familie und Freunde und wünscht heute Luni und Robert alles Gute zum Geburtstag! Ich freue mich auf euch!
Eike grüßt seine Kollegen und bedankt sich für die von euch für mich und die Firma geleisteten Arbeiten ;).
Hrmph!!!!

Talente auf dem Tanzparkett

Datum: 23. Februar 2020
Position: Korimakao, Kuba
Etmal: –
Wetter: mild
von Lara

Der Parkettboden knarzt unter meinen Füßen, als ich das Tanzstudio betrete. Wir befinden uns in Korimakao. Ein kleines Kulturprojekt des kubanischen Staates, in dem junge Talente aus ganz Kuba zusammenkommen. Hier gibt es von Tanz und Schauspielerei über Gesang und Musik bis hinzu Malerei alles. Die hier trainierenden Künstler und Künstlerinnen leben in der Gemeinschaft und sind alle zwischen 17 und 23 Jahre alt. Wir setzen uns gespannt auf die bereitgestellten Stühle und warten auf die bevorstehende Aufführung. Ein junger Mann kommt auf die Bühne. An seiner durchtrainierten Figur erkennt man das stundenlange Training, dass hier täglich stattfindet. Er stellt sich mit dem Rücken zu uns vor die Wand und ich lehne mich gespannt nach vorne. Da beginnt die Musik und er tanzt. Er bewegt sich mit einer unglaublichen Leichtigkeit über das Parkett und windet sich in Drehungen und Pirouetten, dass mir die Kinnlade fast auf den Boden fällt. Wie gebannt verfolge ich jede Bewegung. Sein Blick ist voller Dramatik und unterstreicht die Leidenschaft des Contemporarys. Dieser Tanz wird barfuß getanzt und zeichnet sich vor allem durch seine gefühlvolle Art aus. Als er im Finale den Tanz beendet, bin ich beeindruckt und kann nicht anders als breit zu grinsen. Applaus brandet auf und ich frage mich, wie unglaublich viel Training es erfordert so zu tanzen.

Als das Kulturprogramm vorbei ist und wir uns nach der Tanz- und Musikaufführung zum Abschluss in der Galerie befinden, sind wir nachhaltig von den Künstlern beeindruckt. Ilka und ich sind immer noch begeistert von den Tänzern und uns hat die Lust mitzumachen gepackt. So sehr, dass Ilka nicht lange überlegt, sondern einfach mal nachfragt, ob man spontan eine kleine Tanzstunde mitmachen könne. Und wir haben Glück. Eine halbe Stunde dürfen wir mittanzen!

Erneut spüre ich das Tanzparkett unter meinen Füßen, doch dieses Mal bin ich barfüßig. Etwas eingeschüchtert stehen wir zwischen den Tänzern und in meinen Fingerspitzen prickelt die Vorfreude. Wie viele Monate hatte ich nicht mehr die Gelegenheit so zu tanzen? Zu viele. Da geht es los: wir lernen die Grundschritte verschiedener kubanischer Tänze. Nach einigen Wiederholungen der Schritte geht die Musik an. Die lateinamerikanischen Klänge pulsieren durch den Raum und die Bässe wandern von den Boxen durch den Boden. Lebensfreude erfüllt das Studio, die Füße fliegen über das Parkett, es ist nicht immer einfach bei dem Tempo hinterherzukommen. Ich mache einige Schritte nach vorne, werfe meine Arme hoch, dann Schritte zurück und berühre den Boden. Nach kurzer Zeit bin ich völlig verschwitzt und außer Atem, doch ich merke es kaum, dafür macht es zu viel Spaß. Mit unglaublicher Präzision und Feuer macht der Tänzer vor mir die Schritte, bei ihm sieht es so leicht aus. Unmöglich, dabei mitzuhalten. Der Tänzer links neben mir hat sich Ilka und mir angenommen und zeigt uns nochmal genau die Bewegungen. Nach kurzer Zeit klappt es, trotzdem erfordert es all meine Konzentration. In der kurzen Zeit lernen wir die Grundschritte und deren Variationen von vier verschiedenen Tänzen. Keiner gleicht in Rhythmus und Tempo den anderen.

Viel zu schnell ist es vorbei und wir tanzen im Finale alles, was wir gelernt haben. Als die Musik ausgeht, danke ich verschwitzt und grinsend dem Tänzer neben mir für seine Hilfe und wir schlagen ein. Atemlos und glücklich ziehen wir unsere Schuhe wieder an und verabschieden uns. Alle, die mitgemacht haben sind begeistert. Leider müssen wir Korimakao bereits verlassen und steigen in unseren Reisebus. Erschöpft falle ich rückwärts in meinen Sitz. Wie hält man diese Art von Training acht Stunden täglich aus? Ich habe größten Respekt vor allen, die dieses Durchhaltevermögen besitzen. Kaum wird der Motor gestartet, schlafe ich schon fast und es geht weiter: auf nach Pinar del Rio.
Hasta luego, Lara

Grüße gehen raus an meine Traumtänzer zuhause und Iman (freue mich schon auf euch <3), meine ganze Familie, Sarah und Emily und Johanna die fetzige Dampfspirale
Justus grüßt seine Familie ganz doll und hofft, dass ihr heute einen schönen Tag hattet! Hab euch lieb.
Ilka grüßt ihre Familie und Freunde (hab euch lieb)
Louis grüßt seine Familie und seine Freunde