Mit atlantischen Grüßen

Datum: 28. November 2018
Position: 28° 17,5′ N, 016° 16,0′ W
Etmal: 95 sm
Wetter: 23,8°C
von Phil

Heute wurde ich wie immer pünktlich um sieben Uhr von Jöli aus der B-Wache zum Frühstück geweckt. Nach einem kurzen Kampf mit mir selbst habe ich es aus dem Bett geschafft und konnte eine Stunde später frisch gestärkt zur 8-12-Wache aufbrechen. Um 9 Uhr gab es dann ein „All-Hands“, in dem wir zuerst den Halbwinder – das größte Segel an Bord – abgeschlagen haben und danach die Fock. Anschließend mussten wir die Breitfock setzen, um überhaupt noch voranzukommen.

Als wir die Breitfock ausgerichtet hatten, sollte die wachhabende C-Wache die Stagreiter des Halbwinders mit Schmierseife einfetten (Stagreiter sind die Halterungen, mit denen das Segel an dem zum Bug führenden „Draht“ befestigt sind) und anschließend den Halbwinder verstauen. Nach einem erfolgreichen „All-Hands“ und einem schönen Vormittag Wache haben Biana, Sava und Jacob uns lecker Gulasch und Schokopudding auf den Tisch gezaubert. Danach habe ich mir erst erst einmal einen erholsamen Mittagsschlaf gegönnt.

Zwei Stunden später wurde ich von Bianca geweckt. Als Brotbäcker sollte ich jetzt mit dem Backen der Brote anfangen. Da unser Sauerteig ausgegangen war, musste ich das erste Mal eigenen Sauerteig aufsetzen, was mir später auch gelungen ist. Wie immer gab es Brote, Käse- und Wurstplatten und Tomaten zum Abendessen und danach startete Michi, unser Biologielehrer, die Dokumentation „Blue Planet II“. Später haben wir noch mitbekommen, wie der Backschaft die Sicherung des Boilers rausgeflogen ist, der für das Erhitzung des warmen Wassers notwendig ist. Jonathan, unser Maschinenexperte, hat das Problem jedoch schnell behoben.
Liebe Grüße, Phil

Abschiede und Neubeginn

Datum: 27. November 2018
Position: k. A.
Etmal: 120 sm
Wetter: Wasser 23.4°C, Luft: 20.9°C, Wind NE 1 Bft
von Linqi

Heute haben wir Abschied von Teneriffa genommen. Der Abschied von Teneriffa ist zugleich der Anfang einer neuen Etappe. Und wir haben nicht nur Teneriffa hinter uns gelassen: Seit etwa sechs Wochen sind wir nun unterwegs und haben eine Weile gebraucht, um uns an das Leben auf dem Meer zu gewöhnen, z.B an den Wachbetrieb, an die Verantwortlichkeiten der Backschaft, an den unregelmäßigen Tagesablauf und natürlich auch an die Menschen, mit denen wir zusammen arbeiten und Kammern teilen.

Heute also ist wieder der erste Tag auf See, an welchem uns neue Wachpartner zugeordnet wurden und ein neues Zeitgefühl beginnt. Beim All-Hands haben wir das erste Mal mit völlig neuen Wachpartner zusammengearbeitet. Beim Segelsetzen haben wir übrigens das Schonersegel in Ruhe gelassen und stattdessen ein Segel gesetzt, das wir vorher noch nicht gesetzt haben: den Halbwinder vorne am Schiffsbug. Dieses Segel ist das größte Segel, das wir haben.

Eine weitere Änderung, die es gibt, ist der Beginn der Unterrichtsetappe: Von nun an werden sich für uns Wach- und Unterrichtstage abwechseln. Während wir uns ja bislang nur auf die Wachen konzentriert haben, haben wir nun auch einiges an Schulpensum zu absolvieren. Nach dem Abendessen saßen heute erstmals also auch Schüler in der Messe, die mit Hausaufgaben beschäftigt waren. Oder Schüler, die sich von ihren Hausaufgaben abbringen ließen, um mit anderen Schülern Stadt, Land, Fluss zu spielen.

Bis jetzt sind alle wohlauf und ich habe den Eindruck, dass alle sich gut an den Atlantikrhythmus gewöhnt haben. Und im Grunde unterscheidet sich das Leben an Bord ja auch nicht in allem vom Leben an Land: Auch dort bleibt ja die Zeit nicht stehen. Ich wünsche uns, dass wir uns an alle weiteren neuen See- und Landetappen so gut gewöhnen werden, wie an diese. Unser nächstes Ziel heißt übrigens: Martinique. Herzliche Grüße,
Linqi