Auf dem Weg nach Hause…

Datum: 21. April 2021
Position: 45°22,7‘N, 018°52,2‘W
Wetter: Schauer
von Lara

Nun sind wir schon drei Tage auf See und kommen unserem Zuhause immer näher. Ich hatte bis vor einer halben Stunde Wache und bin immer noch klitschnass. Zusätzlich zu dem ganzen Regen kamen nämlich auch noch Wellen übers Deck. Seitdem wir auf See sind haben wir uns wieder an unseren Alltag auf dem Meer gewöhnt. Nur, dass jetzt an Unterrichtstagen kein regulärer Unterricht mehr stattfindet, sondern man hat sogenannte „individuelle Lernzeit“. In der kann man sich seinem Schulstoff von zu Hause widmen, oder dem SBF-See. Bis die 285 Fragen sitzen, braucht es schon ein Weilchen… Nachmittags arbeiten wir dann an Kartenaufgaben für den SBF mit Jürgen und Wolfgang. Wenn man gerade nichts zu tun hat, gibt es reichlich Schiffsarbeiten zu tun. Ich zum Beispiel habe heute zwei Stunden mit Rostklopfen verbracht.

Ein großes aktuelles Thema ist zur Zeit die Schiffsübergabe. Wir haben jetzt eine Schülercrew, die viel Verantwortung übernimmt. Beispielsweise leiten sie die Manöver. Die Schülerstammcrew besteht aus unserer Schülerkapitänin Jasmin, unserem ersten Steuermann Emil, dem zweiten Steuermann Anselm, dem dritten Steuermann Johannes. Dann haben wir noch einen Bootsmann Robert und als Schülermaschinist Hannes. Des Weiteren gibt es noch Wachführer und ihre Vertreter. Die jetzige Crew bleibt bestehen bis zum 30. April und dann wird nochmal neu durchgemischt. Jasmin verbringt gerade viel Zeit auf Brücke, beschäftigt sich mit dem Wetter und allem drum und dran. Sie hat bei Manövern den Überblick und sagt beispielsweise, wann welches Segel gesetzt bzw. geborgen werden soll… die Steuermänner sind je für ein Segel verantwortlich und leiten dort die Manöver. Robert ist hauptsächlich für Schiffsarbeiten verantwortlich. Er teilt die Leute ein und sagt ihnen, was sie zu tun haben. Hannes ist für alles Technische da.

Wir haben so so viel gemeinsam erlebt und da gerade nicht viel Erwähnenswertes hier an Bord passiert, möchte ich meinen letzten Blog gerne nutzen, um unser Abenteuer einmal Revue passieren zu lassen. Der erste Monat war ziemlich hart für alle von uns und dennoch sehr schön. Alles war neu und man gewöhnte sich langsam an sein neues Leben. Fast alle von uns waren seekrank. Wir mussten das Schiff und seine Segel erst mal kennenlernen und hatten viele Manöver. Hauptsächlich wegen unseres schlechten Wetters. Wenn ich an die Biskaya denke, denke ich an meterhohe Wellen. Dort hab ich den Begriff „Wellenberge“ wirklich verstanden. Wir sind die Welle „hochgefahren und dann wieder ins Tal geglitten“. So hat sich das angefühlt. Ich erinnere mich noch an den Tag, wo wir zum ersten mal Delfine gesehen haben und morgens alle nach oben gesprintet sind, um diese tollen Tiere in ihrer freien Natur zu bewundern. Die erste Etappe war sehr herausfordernd, aber hat uns auch als Gruppe zusammenwachsen lassen.

Auf Teneriffa hatten wir dann unseren ersten Strandtag und die Stimmung war allgemein super. Wir haben die Wanderung auf den Pico del Inglès bestritten und konnten endlich wieder Schoki und Eis essen. Kurze Zeit später befanden wir uns schon auf den Kap Verden. Es war wahnsinnig spannend, diese Kultur dort erleben zu dürfen. Grüße gehen an dieser Stelle raus an die Salencianos, die Schüler*innen, mit denen wir in Kontakt treten durften. Dann stand auch schon die Atlantiküberquerung an. Wir sind ganz entspannt mit der Breitfock über dieses riesige Gewässer geschippert. Morgens gehörte immer die Decksrunde zur Routine, bei der man den ein oder anderen fliegenden Fisch über Bord geworfen hat, der sich in der Nacht aufs Schiff verirrt hatte. Kurz vor Weihnachten kamen wir dann in der Karibik an. Die paar Tage Quarantäne und auch das Läuse-Drama konnten die gute Stimmung nicht vermiesen und wir haben ein wunderschönes Weihnachtsfest und Silvester bei Andrea auf ihrem „Campingplatz“ genossen.

Weiter ging es nach Grenada, wo wir die Aquanauts kennenlernten. Mit ihnen durften wir die für uns neue Unterwasserwelt kennenlernen. Wir haben Haie, Rochen, Schiffswracks und noch vieles mehr gesehen. Die kleine Insel Carriacou mit der Miniinsel Sandy Island war für mich wie die Definition von Karibik. Vor allem Sandy Island: Ein Haufen Sand in mitten von türkisblauem Wasser mit nichts als Palmen darauf. Wir verbrachten viel Zeit auf Grenada, doch auch diese ging vorbei und weiter ging die Reise nach Kuba.

Kuba war ganz besonders. Einmal die einzigartige Kultur, aber auch die Natur mit den vielen Wasserfällen, in denen wir baden durften. Nach Kuba fühlte es sich schon so langsam an wie Heimreise. Die Etappe nach Martinique dauerte relativ lange und die Stimmung hätte besser sein können, als es hieß, wir kämen nicht an Land. Umso besser war sie dann, als wir doch die Insel betreten durften. Martinique war super schön und die Leute bemerkenswert freundlich. Wir konnten uns mit unserem so teils vorhandenem Französisch verständigen und sind mit unglaublich netten Menschen ins Gespräch gekommen. Nach Martinique hieß es dann „Tschüss Karibik“, etwas später waren wir auf den Azoren, unserer letzten Insel auf dieser Reise. Wir durften Laura Dekker und ihre Crew kennenlernen und haben uns auf der Pier verewigt. Wenn ihr je nach Horta kommt, haltet Ausschau nach unserem Logo! Man kann es quasi nicht übersehen. Auf Horta hatten wir auch den letzten Crew-Wechsel. Zwei, uns bereits bekannte, Gesichter kamen an Bord. Norbert und Jürgen, welche beide schon auf dem Probetörn bzw. unserer ersten Etappe dabei waren. Jetzt kommen wir gut voran: Die Höchstgeschwindigkeit war eben über 11 Knoten…! Einerseits freut man sich über jede Meile, die wir übers Wasser sausen, aber andererseits ist jede Meile in Richtung zu Hause auch eine Meile in Richtung Ende unserer Reise. Jeder denkt anders über das Nachhausekommen. Für mich ist es so ein Zwiespalt, denn natürlich freue ich mich auf zu Hause, aber ich weiß, wie sehr ich alles hier vermissen werde. Jeder Tag hier ist so besonders und mittlerweile kennt man sich gegenseitig unvorstellbar gut! Ich grüße meine Familie „mir geht es sehr gut und ich freue mich schon auf euch!“
Lara

Friedi grüßt benebelt im Seegang schwankend ihre Family und Friends – insbesondere Philly für die verspäteten Geburtstagsgrüße 🙂