Muskeln & Museum

Datum: 16. April 2021
Position: Faial, Horta
Wetter: wolkig, Regen und sehr windig
von Clelo

Heydo, willkommen zurück beim schaukelnden Klassenzimmer! Hier meldet sich Cle zum Blog-Schreiben 🙂 Sooooo, mein letzter Blog Eintrag… Wow, ich kann es nicht glauben, mein letzter Blog-Eintrag und der kommt von den Azoren. Unser vorletzter Hafen, letzter Stopp von HSHS 20/21. Ich habe grade sehr gemischte Gefühle, ich weiß eigentlich nicht, wie ich mich fühlen soll und ich bin mir ziemlich sicher, dass alle auf dem Schiff nicht wirklich wissen, was man über das Zurückfahren denken soll. Die Ängste und die Freuden, die uns nach HSHS bevorstehen, dass bald unser Alltag auf der Johnny plötzlich aufhört und uns bald die eine Frage gestellt wird: „Wie war eure Reise?“. Wo und wie soll ich denn anfangen? Wehe, jemand beantwortet meine Frage mit „Ja vom Anfang halt!“, wie kann ich meinen Verwandten erklären, dass ich mir mit 36 Leuten ein Zuhause geteilt habe und keine richtige Privatsphäre hatte, dass ich alle acht Tage Backschaft hatte, dass ich jeden zweiten Tag zweimal von 04:00 bis 08:00 Uhr Wache hatte, dass ich Segel gesetzt und geborgen habe, jeden Samstag Großreinschiff gemacht habe, dass ich in einer Koje und im „Pumakäfig“ mit 11 unglaublichen Mädchen geschlafen habe, und – sehr wichtig – ich habe mit Seegang geschlafen, wo Objekte auf dein Gesicht/Körper fliegen, wo du dachtest sie wären seeklar, guess what… sind sie nicht…! Können Sie sich so etwas vorstellen? Achso, und ein normaler Schlafrhythmus ist auf einem Schiff unmöglich 🙂

Sehr viele Sachen werden sich verändern, manche Sachen wird man vermissen, bei anderen würde man sagen: „Endlich muss ich diese Sachen nicht mehr machen.“ Aber hey, wir sind noch auf den Azoren und wir haben noch drei Wochen See vor uns, also konzentrieren wir uns kurz auf das hier und jetzt. Ich wollte euch eine Blick auf gestern und heute geben, was für Abenteuer unsere Helden von der Johnny erlebt haben. Wir haben gestern einen unserer Steuermänner, der uns von Kuba bis zu den Azoren begleitet hat leider Auf Wiedersehen gesagt, wir wünschen dir alles Gute, Harald, wir vermissen dich!! Danach hat ein Schiff neben uns angelegt, die „Guppy“, das Schiff von Laura Dekker. Für die, die es nicht wissen: Laura Dekker ist eine Weltumseglerin, die mit 14 Jahren los gefahren ist und mit 16 Jahren wieder zurück gekommen ist. Dadurch ist sie sehr bekannt geworden. Als wir gesehen haben, wer das ist, haben ein paar von uns natürlich sofort Kontakt gesucht und auch bekommen. Wir haben sieben Schüler*innen zwischen 14 und 16 Jahren kennengelernt, die am Projekt von Laura Dekker teilnehmen. Einfach gesagt: Es ist fast wie die HSHS-Route, nur ist ihr Projekt in Holland gestartet und die Etappen in der Karibik sind in einer anderen Reihenfolge: Barbados, San Vicente, Martinique, San Martin, über Guadaloupe, Martinique und jetzt Azoren zurück in die Niederlande.

Noch etwas, das anders ist: Die Stammbesatzung dort besteht aus Laura, ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn Tim. Was sehr cool war, war die Schiffsführung, die für uns gemacht wurde und der Austausch, den wir die Tage über gemacht haben. Natürlich haben sowohl wir als auch sie davor ihr negatives Coronatestergebnis bekommen! Am Nachmittag war alles sehr entspannt, jeder außer der Wache hatte freien Landgang. Ein paar waren einkaufen, andere waren essen, andere haben Horta erkundet, im Peter Café Sport und Souvenirs kaufen. Ich und meine Gruppe wollten Eis essen gehen, aber als wir die Preise gesehen hatten, sind wir blitzschnell umgedreht und weiter gelaufen. Die Wachgänger hatten auch die Möglichkeit Dinghi zu fahren. Ob es gut gelaufen ist, bleibt ein Geheimnis, ich kann euch aber versichern, dass sich niemand verletzt hat. 😉

Um 20:00 Uhr, nach dem leckeren Abendessen auf den Vorschiff (danke an die Backschaft dafür), ist die gesamte Schülerschaft auf den Pier gelaufen, wo man einen guten Ausblick auf die „Fryderyk Chopin“ hatte, um deren Auslaufen zu sehen und ihnen eine gute Reise zurück nach Polen zu wünschen. So ein unglaublicher Moment, ich kann euch das Gefühl nicht beschreiben, wie schön das war, mit 25 Schülern auf der Pier und mit einem „BLUE“ von Otto herüber zu brüllen und den Schrei „SCHOOL“ von den anderen 24 Schüler zurück zu hören, dabei zu sein war unfassbar. Wir hatten schon Sorge, dass man uns nicht gehört hatte aber dann kam das Hupen von der Chopin: drei lange Töne. Und Dank Hannes erwiderte die Johnny das ebenfalls mit drei langen Tönen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir den ganzen Hafen genervt oder geweckt haben mit unserem „Getuuute“ die ganze Zeit.

Um heute pünktlich (und sauber) an zu fangen, haben wir am Abend noch ein Minigroßreinschiff gemacht, denn heute standen eine Fahrradtour und das Walfang-Museum auf dem Programm. Die Fahrradtour war windig, anstrengend, aber auch sehr lustig. Nach sechs Monaten auf ein Fahrrad zu steigen war ungewohnt. Man hat Muskeln gespürt, wo man dachte, man hätte keine! Das Walfang-Museum war saauuu interessant. Es ging hauptsächlich um Pottwale, die wegen ihrem vielen Öl und Fleisch gejagt worden sind. Wusstet ihr, dass Öl von Pottwalen als Brennstoff für Glühbirnen benutzt wurde, weil es nämlich nicht raucht oder riecht? Oder, dass die Azoren wie eine Art Tankstelle für Wale sind? Denn in den Gewässern in der Nähe der Inseln gibt es genug Nahrung für die Wale, aber auch nicht so viel, um dauerhaft hier zu bleiben. Nach dem Besuch im Museum fuhr ich zurück zur Johnny, natürlich vorher erst das Fahrrad abgeben! Ich nahm anschließend den Computer aus dem Schrank, saß dann in der Messe und fing an meinem Blog zu schreiben. Draußen fing es an zu regnen. Bald reiste auch die neue Stammcrew an. Und ein anderer Tag ist vorbei. Hier auf der Johnny. Und so melde ich mich jetzt wieder ab.
Ich hoffe, euch hat mein Blog gefallen.
Liebe Grüße, Clelo…

…und jetzt noch eine Message von Vivi: Be strong, I l u .:) you are beautiful!

Grüße: Vali grüßt alle Leute, die ihr Briefe geschickt haben! Vielen Dank an Mama und Papa, Maxi( das war ne echte Überraschung und sorry, ich hab’s leider nicht mehr geschafft der Stamm noch einen für dich mitzugeben, aber das holen wir nach) und Franzi und Timo :). und ich grüße Stephanie. 🙂
Clelo: „Mum, ich habe dich sooooooooo lieb, ich hoffe, es geht dir gut und ich vermisse dich sooo sehr!! Grüße auch an Gabriela, Evelyn und Hartmut, ich hoffe es geht euch allen gut und drücke euch ganz fest, ich grüße auch meine ganze Family ich freu mich euch bald wieder zu sehen. Und ich grüße auch Jan´s Eltern ich hoffe ihr seid alle gesund und ich hoffe ihr passt alle auf euch auf. Hab euch alle lieb“
P.S.: Endlich hatte ich mal Zeit euch alle zu grüßen tut mir leid, dass es so lange gedauert hat!


Es gibt wieder neue Bilder…!!!

seit 19. April online: 63 Fotos vom Aufenthalt auf den Azoren (Horta, Faial)