Rennen mit einem Wal

Datum : 24. Oktober 2018
Position: 46° 11,0’ N, 006° 58,8’W
Etmal: 134sm
Wetter: Wasser 17,9 °C, Luft 17,2°C, Wind ENE 4 Bft.
von Inja

Für uns (Wache A) fing der Tag früh an: Um 01:30 kam Flo in unsere Kammer, um uns alle zu wecken. Nachdem wir zunächst nicht allzu motiviert aufgestanden sind, ging für unsere Wache der Wachbetrieb um 2 Uhr los. Die 3 Wachstunden verliefen ruhig und wir waren sehr froh, als die aufziehende Wache uns – der abziehenden Wache – eine „gute Ruh“ wünschte und wir uns wieder in unsere warmen Kojen verziehen konnten.

Als wir beim Mittagessen erfuhren, dass am Vormittag ein Wal gesichtet wurde, ärgerten wir uns darüber, dieses Ereignis verpasst zu haben, doch einige Stunden wurden wir entlohnt: Vom Mittagessen bis zum Abendessen verfolgte uns ein ca. 15 Meter langer Finnwal, den wir Samantha tauften. Einige Male kam der Wal sehr nah an unser Boot ran. Manchmal tauchte er an Steuerboard, manchmal an Backboard und manchmal achtern auf, dann hieß es immer „Alle nach Steuerbord/Backbord!“. So standen alle eine Stunde lang mit Kameras ausgerüstet an Deck, bis viele ihr Interesse an dem Wal allmählich verloren.

Das war aber nicht das einzige, was an diesem Tag passierte: Mittlerweile ist schon die zweite Wertsache vom Vordeck ins Wasser gefallen, gestern nämlich eine Uhr und heute ein Handy. Um 13:00 Bordzeit haben wir sechs Segel gesetzt, so viele, wie noch nie zuvor auf unserer Reise. Hierbei herrschte noch ein wenig Chaos auf dem Deck und es holperte noch an einigen Stellen, aber dennoch standen innerhalb von kürzester Zeit alle Segel.

Kurz danach gab es auf der Brücke auch noch eine kleine Aufregung, als wir einen Notruf über Kanal 16 erhielten. Ungefähr 135 Seemeilen von uns entfernt sei wohl ein 1-Mann-Flugzeug verschwunden. Weil andere Schiffe näher an der Stelle dran waren, segelten wir jedoch auf unserem Kurs weiter.

Weiterhin geführt wurde übrigens Aarons Friseursalon: Noch mehr Jungs und ein Mädchen ließen sich die Haare abschneiden. (An meine Mom: Keine Sorge meine Haare sind noch dran!) Der Tag endete mit einem wunderschönen Sonnenuntergang auf dem Vordeck und mit kleinen Wellen, die das Boot leicht hin und her schaukeln ließen. Ach – wenn doch jeder Tag so enden könnte! Mit lieben Grüßen aus der erstaunlich ruhigen Biskaya
Inja

P.S.: Norbert und wir alle bedanken uns bei Christa dafür, dass sie Norbert mit uns auf See fahren lässt.