Die Lasten der Zwiebeln

Datum: 22. März 2021
Position: 18°01,7 N, 059° 06,0 W
Wetter: sonnig, warm, Wind ENE, 2-3 Bft.
von Lana

Gestern haben wir Unmengen von Zwiebeln sortiert. Um genau zu sein: alle, die wir an Bord haben. Denn wir haben leider Zwiebeln geliefert bekommen, die zuvor gekühlt waren, was bei uns allerdings nicht mehr möglich ist. Dadurch schimmeln sie viel schneller. Auch waren sie von Anfang an nicht in bestem Zustand. Es gab drei Kategorien. Die guten; die gelbe Kiste, mit den Zwiebeln, die kritisch sind und die, die gleich mit viel Schwung über Bord geflogen sind. Wir haben dann gleich angefangen die aus der gelben Kiste zu verarbeiten – also Schälen und Schneiden – sodass wir möglichst viele retten können. Das war mit dem Wind ein wenig interessant. Mir flogen die Zwiebeln vom Schneidebrett. Aber das Vorschiff war nun einmal der Ort, wo der Blaubär uns wieder mal besuchen gekommen ist. Wunderbar ist immer, wenn einem schon oben an der Proviantlast der Geruch von gammeligen Zwiebeln entgegenkommt. Die geschnittenen Zwiebeln haben wir dann weggefroren, was bei unserer aktuellen Tiefkühler-Situation ein sehr interessantes Unterfangen war, denn der ist schon so voll, dass man vieles nur mit Quetschen reinbekommt. Das ist für alle, die sich Tetris-Experten nennen wollen, die wahre Aufgabe. Im Zweifel ganz schnell die Tür zu machen. Am besten, bevor irgendwas wieder rausfallen kann.

Der Blaubär kommt uns schon seit Anfang der Reise immer wieder besuchen und erzählt uns, durch Raphael, einige seiner 13 ½ Leben. Auch wenn wir oft die gleiche kleine Runde sind, ist es doch immer wieder schön. Dann hieß es heute nach dem ganz normalen Alltag unsere Gepäcklast auszuräumen und die langen Klamotten rauszuholen. Eigentlich hätten wir das im Hafen noch machen wollen. Das ist dann aber dem etwas überstürzten Auslaufen zum Opfer gefallen – wir wollen möglichst schnell auf den Azoren ankommen – zudem haben wir an dem Tag des Auslaufens ja schon proviantiert und die Kojen gewechselt – zwei Aufgaben, die für gewöhnlich an zwei Tagen stattfinden. Also jetzt: In der Messe herrscht gnadenloses Chaos. Alle sind dabei, ihre Taschen umzuräumen. In jeder Koje herrscht geschäftiges Treiben. Irgendwo muss ja das ganze Zeug hin, was wir rausholen. Noch brauchen wir die warmen Klamotten zwar nicht, aber es weiß keiner so genau, ab wann, denn es geht gen Norden. Auch die Sachen, die wir jetzt nicht mehr brauchen, packen wir weg. Wir haben eindeutig zu wenig Platz, alles draußen zu behalten.

Gestern haben wir noch probiert, einen besseren Kurs zu fahren. Da konnten wir noch segeln. Eine Wende sollte uns auf einen anderen Kurs bringen. Das hat auch noch geklappt. Inzwischen haben wir im Wenden ziemlich Übung und das geht recht schnell. Allerdings hat sich mit der Wende nichts verbessert. Daher durften wir noch eine fahren, um wieder auf den alten Kurs zurück zu kommen. Zusätzlich hat der Meeresstrom gegen uns gearbeitet und da der Wind zusätzlich immer noch irgendwie unpassend ist, haben wir heute den Motor angemacht. Der Kurs, den wir gefahren sind, war ein wenig interessant zu halten, vor allem war die Gefahr von ungewollten Manövern sehr hoch, wenn man leicht vom Kurs abkam. Aktuell sind wir übrigens an der tiefsten Stelle unserer Atlantiküberquerung: über 6.000 Meter unterm Kiel. Also hoffen wir auf immer genug Wasser unterm Kiel. Bis Kiel!
Lana