Schiffsarbeiten und Stagklettern

Datum: 12. März 2021
Position: 14°32,08’N, 061° 01,9‘ W, Fort de France, Martinique
Wetter: hauptsächlich sonnig, warm, Wind 2-3 Bft.
von Clara

Weil ich so gerne Blog schreibe kommt hier noch ein Beitrag von mir: Für unsere Zeit hier vor Anker planen wir mit unserem Kapitän intensivere und regelmäßige Instandhaltungsarbeiten an der Johnny. Deshalb standen sowohl gestern als auch heute einige Schiffsarbeiten an. Gestern Vormittag haben ein paar Leute das Groß genäht. Außerdem wurde der Klüver II abgeschlagen und eingepackt, die Segellast wurde neu gestaut und das Sonnensegel vorne gesetzt. Heute gab es unter anderem Arbeiten an unserem Tauwerk und an den Bulleyes in der Messe. Da ich in dieser Zeit Unterricht auf dem Vorschiff hatte, habe ich für genauere Informationen Cle, Fredo und Emil interviewt.

An Fredo und Cle: „Was habt Ihr heute bei den Schiffsarbeiten gemacht?“
Cle: „Wir mussten mit der … wie heißt das nochmal… Schieblehre übers Schiff gehen und das ganze Tauwerk messen und dokumentieren.“
Fredo: „Beim Dokumentieren haben wir die Stärke, die Länge, das Material, die Bruchkraft und die Farbe der Taue bestimmt.“
„Wozu braucht man diese Dokumentation?“
Cle: „Wir haben alles in eine Tabelle eingetragen, was es erleichtert das richtige Tauwerk bei einem Neukauf zu finden.“
Fredo: „Außerdem ist es eine generelle Bestandsaufnahme und wenn ein Tau kaputt geht, weiß man, wodurch es ersetzt werden muss.“
„Was ist mit den Farben gemeint? Haben die eine bestimmte Bedeutung?“
Cle: „Die Farben sind Taklings (ein dünnes Seil, was man um das Ende eines Taus bindet, damit das nicht mehr aufgeht) in einer bestimmten Farbe, die dazu da sind, die Tauwerke unterscheiden zu können. Sie dienen so zusagen als Orientierung.“
Fredo: „Manche haben die Backbord- und Steuerbordfarben (rot und grün). Viele Tampen (dickere Seile), die zum Vortopsegel gehören, sind mit einem blauen Takling gekennzeichnet“
„Habt ihr bei allen Tauen die Länge bestimmt und wenn ja wie habt ihr das bei so was wie den Schoten der Breitfock gemacht?“
Cle: „Nein, das ist nicht bei allen möglich, weil wir die sonst hätten ausfädeln müssen. Das wäre zu aufwendig gewesen. Wir haben nur mit einem Zollstock die Länge der Baumfockschot gemessen. Das ging ganz gut.“
„Okay. Danke euch!“
Cle: „No Problemo!“
Fredo: „Gerne!“

An Emil: „Was hast du heute bei den Schiffsarbeiten gemacht?“
Emil: „Ich habe die Bulleyes ausgebaut und Rost aus den Löchern der Bulleyes geklopft sowie geschliffen. Die abgeschliffenen Stellen habe ich dann noch mit grauer Untergrundfarbe bestrichen.“
„Wie muss man sich das Rostklopfen vorstellen? Wie funktioniert das?“
Emil: „Man haut halt mit einem Hammer drauf und der Rost zersplittert und springt ab.“
„Bleiben die grau übermalten Stellen dann eigentlich so?“
Emil: „Ne, die werden Morgen mit weißer Untergrundfarbe bestrichen und übermorgen kommt dann noch Lack drauf.“
„Wurde mit den ausgebauten Bulleyes auch was gemacht?“
Emil: „Ja, da wurde Farbe, Grünspan und was sich da sonst noch so angesammelt hat abgekratzt.“
„Hat’s dir Spaß gemacht?“
Emil: „Ja!“
„Das wars schon, danke!“
Emil: „Okay.“

Ansonsten haben wir gestern von einer netten Frau, die auf ihrem SUP ganz neugierig bei uns vorbeigepaddelt kam, Croissants, Schokocroissants und Zimtschnecken bekommen, die es bei Kaffee und Kuchen gab. Trés delicieux und mega nett von ihr! Und zum Abendessen gab es Baguette. So richtig französisch! Des Weiteren hatten wir unsere Handys und europäisches Netz. Die Ära des nervigen WiFi-Suchens hat ein Ende! Es war sehr schön, mal wieder mit den Leuten von zu Hause reden und schreiben zu können. Nach dem Mittagessen haben einige von uns mit Harald für den SBF geübt und sind mit unserem Dinghi um die Jonny gefahren, haben An- und Ablegen und Boje-über-Bordmanöver geübt. Die anderen sind morgen und übermorgen dran.

Sowohl heute als auch gestern Nachmittag waren wir am Nachmittag schwimmen. Es wurde wie immer viel getunkt und gesprungen. Außerdem gab es eine Challenge, wer es schafft am weitesten das Klüverstag hochzuklettern. Hippo ist am weitesten gekommen, aber Raphael hat ihm auch große Konkurrenz gemacht. Wir haben uns auch zu acht nebeneinander an den unteren Teil des Klüverstags gehangen. Jeder hat einen Klimmzug gemacht und dann sind wir ein Stückchen weiter das Stag hochgehangelt. Die Klimmzüge wurden mit jedem Mal schwerer, weil man den Körper immer weiter aus dem Wasser rausheben musste. Wenigstens haben wir mal wieder ein bisschen Sport gemacht!

Gerade eben wird auf dem Vordeck noch „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ geschaut. Ich werde mich gleich noch dazu setzen. Grüße von den drei Inseln,
Clara

Grüße:
Cle grüßt ihre Mutter.
Selma grüßt ganz herzlich die Riedelsheimer: „Ich hoffe euch geht es allen gut und ich freu mich schon auf das Länderessen in Möhringen ;)“


20. März: Neue Bilder von der HSHS – Die HSHS 20/21 auf Kuba