Obrigado Madeira

Datum: 12. November 2018
Position: 32°38,6’N, 016°53,8’W (Funchal, Madeira)
Etmal: 0 sm
Wetter: Wasser 20°C; Luft 19°C; Wind N 6 Bft
von Severin

Heute Morgen hatte ich die Ehre, bei meiner 7-8 Ankerwache das größte Motorsegelschiff der Welt einlaufen zu sehen. Diese Einleitung ist weit übertrieben da die „Club Med 2“ im Grunde nur ein hässliches Kreuzfahrtschiff ist, das zur Bespaßung von Touris fünf fette Masten auf dem Deck stehen hat. Ich verbrachte die Hälfte meiner Wachzeit damit, alle zum Frühstück zu wecken. Beim Frühstück konnten wir uns entscheiden, ob wir heute den höchsten Berg von Madeira erklimmen wollen oder einen freien Landgangstag in Funchal genießen wollten. Die meisten entschieden sich für normalen Landgang, um Süßigkeiten und tropische Früchte zu kaufen, das letzte Eis zu essen und sich noch mal Funchal anzugucken. Ausschlaggebend war zudem die Tatsache, dass die Handy ausgeteilt wurden. Ich finde es gut, dass die Handys nur für einen Tag ausgeteilt wurden. Dies ermöglichte es uns an den handyfreien Tagen, Stadt, Land und Kultur zu auf eine ganz andere Art zu entdecken. Wir erleben dadurch viel mehr, als wenn wir die ganze Zeit Google hinterherlaufen. Heute haben Telefonate und Internetnutzung dann gut den halben Tag verschluckt, was gerade bei kürzeren Aufenthalten dann doch immer viel Zeit von der insgesamt für Landgang zur Verfügung stehenden Zeit raubt.

Dennoch finde ich es immer wieder schön und wichtig, Kontakt zu Familie und Freunden zu wahren und ganz in Ruhe telefonieren, im Internet surfen und Fotos austauschen zu können. Wieviel Kontakt nachhause jede und jeder braucht, ist sicherlich eine individuelle Angelegenheit. Meiner Erfahrung nach erleben wir ohne Handys deutlich mehr, es ist aber praktisch, das Handy an einem Tag zu erhalten, um die Familie auf den neuesten Stand bringen zu können.

Zurück zum heutigen Tag: Nach dem Frühstück gingen wir schnell los, um uns den Fischmarkt anzugucken. Doch leider waren wir hierfür wohl deutlich zu spät. Der meiste Fisch wird morgens um sieben Uhr aufgekauft und wir hatten keine Chance mehr, um uns das ganze Angebot und spezielle Fische anzugucken. Ein Besuch der angrenzenden Markthalle gehört wohl zum Pflichtprogramm, wenn man sich Funchal anschaut. Jedoch ist dieser Markt wohl reine Touristenausbeute: Obst und Gemüse sind dort fast doppelt so teuer wie in kleinen Läden oder Supermärkten. Es geht sogar so weit, dass wir vermuten, dass die Maracujas zum Probieren noch mit Säften und Zucker versüßt wurden. Viele Menschen scheinen dort eine Menge Geld zu lassen.

Wir haben uns dann an Einheimische gewandt, die uns zu einem kleinen Laden mit guten Preisen geführt haben. Solche Touristenfallen sollten wir beim nächsten Mal früher erkennen und uns lieber sofort an die Einheimischen wenden, sonst ist wohl das Taschengeld schnell weg. Viel Aufregendes haben wir an diesem Tag nicht mehr gemacht. Die Wandergruppe, die wir später am Tag wiedergetroffen haben, hat von einer spannenden Wanderung zwischen zwei Gipfeln berichtet, die spektakuläre Natur für sie bereitgehalten hat. Zurück am Hafen haben wir wehmütig unser Eis genossen, mit dem Beigeschmack, dass das unser letztes Eis für die nächsten sieben Tage sein wird. Zur Sicherheit aßen wir gleich drei Eis.
Mit lieben Grüßen, Severin

P. S.: Ich grüße Mariana, André, Hafia, Katerynu Nemeru, Dido Volodia, Saschko, Olenka i dwoch Malech, Wuiko ihor, Helenu, Did Moros, Quitku i sirku, duje djakuju vam sa pitrimku, Dieter, Carola, Emil, ich wünsch dir gute Besserung, Anton, Stefanie, Martin, die Kraftis, Susan, Roman, Milan, Klaus, Grisi, das Lehrerkollegium der Kas und das Jump Team, die mich tatkräftig unterstützt haben und alle meine Bekannten und Freunde. Vielen Dank dafür, dass ihr mich unterstützt und motiviert habt.

P. P. S: Die Wandergruppe vom Pico de Ariero grüßt nochmals dankend das Paar aus Giffhorn, das uns kurz vorm Gipfel mit Kinderriegeln versorgt hat.

Auf in den Westen

Datum: 16. Oktober 2018
Position: 52° 28,8`N, 003° 18,8` E
Etmal: 64 sm
Wetter: Wasser 16°C; Luft 17°C; Wind S 4 Bft.
von Severin

Wir liegen im Vorhafen von Rotterdam und unter der Bedingung, dass wir Klarschiff machen und alle dabei helfen, dürfen wir noch einmal kurz an Land. Also machten sich alle eifrig an die Arbeit. Die Kombüse wurde klar gemacht, die Toiletten geputzt, Müll weggebracht und Decksarbeiten verrichtet. Der lang ersehnte Landgang wurde reichlich dazu genutzt, den privaten Süßigkeitenvorrat aufzufrischen und sich gehörig die Beine zu vertreten. Um halb elf hieß es dann „Leinen los!“. Unser Steuermann Fred ist leider schwerer verletzt als wir es erwartet hätten und muss im Krankenhaus bleiben. Bis wir einen neuen Steuermann gefunden haben, übernehmen unsere Steuermänner Sigi und Ulli abwechselnd Freds Wachdienst.

Wir nehmen Kurs Richtung der Straße von Dover. Uns begleitet schönes Wetter. Leider können wir aufgrund des Gegenwindes keine Segel setzten. Wir haben unsere erste Pokerpartie bei Seegang gespielt und ich bin jetzt um eine Cola reicher. Am Nachmittag haben wir die Mette Marsk am Horizont gesichtet. Das 399 m lange, 88 m breite und 64 m hohe Containerschiff ist eines der größten Schiffe weltweit. Dazu passierten wir viele Bohrinseln und wieder ein Menge Windräder.

Wir sind zwar erst ein paar Tage unterwegs, aber man merkt jetzt schon, dass man das Leben an Bord nicht auf die leichte Schulter nehmen kann. Wir müssen verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, dazu kommt der neue Schlafrhythmus und die eingeschränkte Privatsphäre. Wir müssen vermehrt Rücksicht auf die anderen nehmen und wenn Not am Mann ist auch mal das Wohl des Schiffes vor unsere eigenen Interessen stellen. Doch die Vorfreude auf die schönen Orte, die wir entdecken werden, gibt uns Ansporn.
Severin

P.S.: Fynn grüßt seine Familie und alle die in Gedanken bei uns sind!