Dezemberanfang auf dem Atlantik

Datum: 1. Dezember 2018
Position: 23° 59,4’N, 025° 39,1’W
Etmal: 140 sm
Wetter: 26,4°C, Wind NE 3-4 Bft.
von Tom

Der Tag begann heute früh für mich. Um 03:30 Uhr wurde ich zur Wache geweckt und erschien gleichzeitig mit meinen Wachkumpaninnen Johanna und Marlis und unserem Steuermann Siggi an Deck. Fynn war heute leider nicht dabei, da er uns als Backschaft, zusammen mit Lehan und Aaron bekochen durfte. Ich durfte zweimal das so genannte „Großwetter“ machen, bei welchem man alle drei Stunden eine ausführliche Wettermeldung (Wolkenbedeckung, Art und Höhe der Wolken, feuchte und trockene Lufttemperatur, Wassertemperatur, Taupunkt, Luftdruck und Veränderung des Luftdrucks, Kurs und Geschwindigkeit, Windrichtung und Stärke und natürlich noch die Position) an den Deutschen Wetterdienst schickt. So verging meine vierstündige Wache recht schnell und wir wurden zum Ende hin mit einem verdammt schönen Sonnenaufgang belohnt. Nachdem wir von Max Reimer, Myriam und Hannes abgelöst wurden, konnten auch wir vier Wachhabenden mit Siggi frühstücken.

Nun hatte ich 8 Stunden frei, bis ich um 16 Uhr wieder zu meiner Wache antreten musste. Was macht man nun mit so viel Freizeit? Erst absolvierte ich das Gesamtpaket der Körperpflege, wusch ein paar Hosen und T-Shirts mit „Rei“ und landete nach einer Stunde in der Messe mit der Frage: Was mache ich jetzt? Ich half Aaron und Konsorten beim Abwasch, was nach einer halben Stunde aber auch schon wieder gegessen war. Da ich mein Referat noch vor mir habe (jede/r Schüler*in muss im Laufe der Reise ein 45-minütiges Referat halten), setzte ich mich mit meinen Unterlagen in den Seegarten und übte ein wenig. Doch meine Ruhe blieb mir nicht lange: schon bald zwang meine Lehrerin Nathalie mich dazu, ihr mein Referat zu präsentieren 🙂 Nach kurzer Zeit kam unser Biolehrer Michi dazu und weil mein Referat von der Fischerei und dem Meer insgesamt handelt, musste ich nun aufpassen, dass ich keinen Quatsch mehr erzähle. So verging eine weitere von acht Stunden… Doch ich musste mir zum Glück keine neue Beschäftigung ausdenken, da zum Essen geklingelt wurde. Es gab Spagetti mit Tomatensoße. Lecker!

Nachdem sich die ganze Crew die Bäuche vollgeschlagen hatte, verteilten sich alle wieder übers ganze Schiff. Ich fand meinen Platz auf dem Vordeck in der Mittagssonne, wo ich es mir mit meinem Buch gemütlich machte. Nach eineinhalb entspannten Stunden wurde zum Großreinschiff geblasen und alle haben sich mit Lappen, Schrubbern, Pinseln und den dazugehörigen Putzmitteln bewaffnet wieder auf dem Schiff verteilt. Nathalie und ich schmissen alle Geschirr- und Bordhandtücher in Töpfe und kochten eine schöne, gutriechende Handtuchsuppe. Die ganze Aktion dauerte länger als erwartet und ich bin vom Handtuchauswaschen und -wringen direkt in die Rettungsweste und zur Wachübergabe.

Die Wache verlief zunächst ruhig, doch gegen 18 Uhr sollte eine Halse gefahren werden, angeleitet von mir… O Gott, O Gott! [Korrekturanmerkung von Claudi: Tom hat das Manöver bewundernswert gelassen und souverän angeleitet!] Nachdem alle Position besetzt waren, gab Norbert uns das Kommando – „Rund Achtern!“ – und Johanna steuerte das Schiff sicher vor den Wind. Das Großsegel ging herum und parallel dazu auch die Breitfock mit dem Rahtoppsegel. Nach ein paar Problemen mit dem Fockstag standen die Segel und es ging Richtung Süden, Richtung Wind.

Nach dem Sonnenaufgang am Morgen durften wir der Sonne auch beim Untergehen zusehen und nachdem wir von den alten Verdächtigen abgelöst wurden, konnten wir uns auf den anstehenden Kinoabend vorbereiten. Auf dem Programm stand heute James Bond mit Zucchinitoast, welches die Backschaft uns zauberte. So ging ein schöner, anstrengender und ereignisreicher Tag zu Ende.
Euer Tom

P.S.: Grüße gehen an meine Eltern, Chiara, Lotta und Jonas – eurem Geschenk widme ich mich in wenigen Tagen!

Neu gewonnene Zeit

Datum: 30. November 2018
Position: 24° 00,7´N , 023° 09´W
Etmal: 162 sm
Wetter: Wasser 21,1°C, Luft 24°C; Wind NE 4 Bft.
von Jo

Heute war der 30.11.2018, insgesamt der 51. Tag der Reise und der 5. Tag auf dem Atlantik. Langsam lebt man sich ein und gewöhnt sich an den Schiffsatlantikalltag. Wenn man mal nicht Wache geht oder am Bordunterricht teilnimmt, hat man auf einmal furchtbar viel Freizeit oder zu mindestens kommt es einem so vor, denn meistens sind es gerade mal vier oder fünf Stunden. Aber vier oder fünf Stunden ohne Handy, ohne besondere Ziele und ohne, dass man viel Sport treiben kann, sind verdammt viel Zeit. Das ist man doch einfach nicht mehr gewohnt! Denn sonst war immer jeden Tag und jeden Stunde Programm.

In dieser neu gewonnenen Zeit wird viel gelesen, Musik gehört, einfach mal geschlafen, sehr viel gefuttert (das wird hier wirklich sehr viel), vielleicht in der Backschaft geholfen, die Leute bei der Wache bespaßt oder einfach auf dem Vordeck in der Sonne entspannt. Es ist toll, bei leichtem Wellengang zusammen auf dem Vordeck zu liegen, hoch in den Himmel zu schauen und sowohl die Segel, als auch die Masten zu beobachten, die uns prallgefüllt über den Atlantik direkt nach Martinique bringen. Die Sonne scheint einem dabei ins Gesicht und der Wind umspielt das Haar. So kann man dort stundenlang liegen. Immer mal wieder werden auf dem Vorschiff auch Frisuren geschnitten… mal geht es nur um Haarspitzen, mal auch um ein, zwei Zentimeter mehr…

Man hat so viel Zeit und lebt einfach vor sich hin. Gibt es etwas Schöneres? Und immer wieder passieren auch unerwartete Dinge. So ist uns zum Beispiel während der Wache ein Katamaran begegnet, mit dem gefunkt wurde. Auch eine sogenannte „Pan Pan“-Meldung hat uns leider erreicht und über einen verschwundenen Kreuzfahrttouristen informiert.

Der Unterricht an Bord ist übrigens wirklich toll und nicht mit dem gewohnten Unterricht zu vergleichen, denn es macht einfach richtig Spaß! Es sind tolle und spannende Themen dabei, die so realitätsnah sind. Plankton beispielsweise, wird einfach mal eben aus dem Meer gefischt, um es dann unter dem Mikroskop genauer betrachten zu können.

Ach ja, heute hat übrigens auch das Proviantteam einiges an Arbeit geleistet. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist es gar nicht so leicht, für eine dreiwöchige Atlantiküberquerung die Einteilung des Proviants zu planen. Das erste Gemüse wird nämlich schon schlecht. Auch Äpfel und Orangen müssen dringend gegessen werden. Im Moment leben wir also im Überfluss, da alles dringend gesessen werden muss. Mal schauen, wie die dritte Woche auf dem Atlantik wird! Die Stimmung auf dem Schiff ist super und das hilft sehr beim Überbrücken von Langeweile. Irgendwo läuft beispielsweise immer gute Musik.Ich hoffe, dass ihr einen kleinen Einblick hinter die Kulissen des Bordalltags auf dem Atlantik erhalten konntet. Die Zeit vergeht hier unendlich schnell und gleichzeitig so langsam.

Ich grüße meine tollen Eltern, Oma, Opa, Renate, Alex und Julia. Auf dass ich mich auf Martinique bei euch melden kann, um euch viel zu berichten.
Carina, bald geht es wieder nach Hause für Dich. Ich liebe es deine Briefe zu lesen, es steht in ihnen immer das Richtige zu richtigen Zeit.
Liebe Grüße an meine Klasse 10.1.2. und alle meine Freunde.
Zusätzlich grüße ich noch die AAAAAAAA die den Block immer aufmerksam verfolgen.
Bis zum nächsten Bericht und fühlt euch umarmt.
Eure Jo

P.S.:
Johanna: Hertz an die Hertrichs! Liam, ich muss dir was erzählen! Anouggi,wir haben neulich ja GEREDET…! JMKA was läult so in der Hütte ?! Hehe das wars ! LG an die den den Block lesen.
Flo: Ich grüße meine ganze Familie.
Dori: Ich grüße Amelie ganz herzlich, ich hoff du liest das. Außerdem grüße ich Oma und Opa, ich habe euch ganz dolle lieb, sowie Omi und Opi! Moni, ich muss dir seeeehr viel erzählen wenn ich mein Handy wieder habe. Und last but not least Nathanael I miss you, wenn ich wieder komme musst du mir unbedingt deine neuen Skills mit dem Ball zeigen! Love you Ma und Pa.
Myriam: Hey Familie, habe euch ganz dolle lieb und wünsche euch und allen anderen einen schönen Beginn der Weihnachtszeit! Silke ich denke ganz fest an dich und hoffe, dass es dir gut geht. -Fühlt euch umarmt!
Locke: Ich grüße meine Schwester Johanna.
Inja: Grüße an alle die ich kenne und wünsche ihnen eine Frohe Adventszeit!
Philipp und Jonathan: Wir grüßen unserer Familien.
Max R.: Ich grüße meine Familie. James und Jannik.
Claudi: Ich grüße meinen Opa ganz lieb zu seinem runden Geburtstag!
…hulala, so viel liebe Grüße. Auf dass sie euren Tag versüßen. <3