Exkurs über Angelei

Datum: 19. Dezember 2020 (29. Nov 2020)
Position: 12° 41,7‘ N; 057°15,8‘ W
Wetter: leicht bewölkt, Lufttemperatur 28°
von Hannes

Ich möchte noch von einem Ereignis berichten, dass sich vor ungefähr 20 Tagen noch in Mindelo, auf den Kap Verden abspielte, als eigentlich ein Tag am Strand vorgesehen war – für alle bis auf drei von uns:
Am 29.11.2020 um ca. 10:30 Uhr wurden Stefan, Robert und ich von einem Fischer namens Constantino abgeholt und auf sein Boot „verladen“. Genauer gesagt auf sein Ruderboot an das ein 15 PS starker Außenborder gebaut war. Wir waren mit Wasser, ein bisschen Proviant, einem Pullover und Angelzeug ausgestattet. Robert hatte seine Angel dabei und ich, der Angellaie half Stefan beim Tragen seiner Ersatzangel und seinem Besenstiel, einer Angel die aufgrund ihrer Kürze und Stabilität sehr gut für das Schleppangeln geeignet ist. Zusätzlich trugen Robert und ich aus Gründen der Sicherheit noch Hartwesten (Rettungswesten). Stefan hatte seine eigene Arbeitssicherheitsweste. Constantino selbst ging nicht an Bord, sondern übergab uns seinen drei Kollegen, zwei sehr junge Kapverdianer und ein etwas älterer.

Wir verstauten unser Hab und Gut und fuhren dann aus dem Hafen hinaus. Als wir uns ein wenig von der Mole des Hafens entfernt hatten, spürten wir, dass sich die Stimmung an „Bord“ änderte. Die Fischer holten Eimer voll Wasser an Bord und kippten es in eine Art Schacht. In diesem Schacht befanden sich Unmengen an kleinen, ungefähr 10 cm kleinen Fischen, sogenannte Lebendköder. Danach zogen sich die beiden jüngeren Fischer eine Art Ganzkörperölzeug an und auch der Älteste von den dreien zog sich einen Ölzeugpullover an. Robert und ich saßen immer noch in T-Shirt und kurzer Hose im Boot, als die ersten Wellen vorne über das Boot schlugen. Innerhalb von 5 Minuten waren wir drei bis auf die Unterhose nass. Robert holte seinen Pulli aus seinem Rucksack und auch ich wollte mir meinen High-Seas-Pullover anziehen. Doch plötzlich gab uns einer der Fischer zwei Ölzeugpullover. Diese zogen Stefan und ich an. Währenddessen wurden die Wellen immer stärker. Als Stefan nach unserem Ziel fragte, erfuhr er, dass wir zu einem Kanal wollten, wo es besonders viele Thunfische gäbe. Ungefähr eine ¾ Stunde später stellte sich heraus, dass mit Kanal, das Stück Atlantik zwischen Sao Vicente und der Nachbarinsel Santa Antao gemeint war. Wir machten dort zwischen zwei Bojen fest.

Die Fischer holten drei Angelleinen hervor und banden jeweils einen kleinen Haken daran. Nun griffen sie in den Schacht, steckten einen kleinen Fisch mit dem Rückgrat an den Haken und warfen ihn ins Wasser. Der Fisch schwamm nun am Haken und sollte von einem Thuna gefressen werden, sodass wir diesen ins Boot holen konnten. Zusätzlich nahmen sie weitere Fische und warfen sie ins Wasser. Sie sollten die Thunfische auf uns aufmerksam machen. Dann zerstückelten sie ein paar Fische und warfen auch diese ins Wasser. Die Wirkung dieser Bemühungen zeigte nach wenigen Minuten schon Wirkung. Innerhalb von 20 Minuten zappelten 6 Thunfische im Boot. Stefan und Robert versuchten es mit Angelrute, hatten aber kein Glück. Robert packte als erster seine Angel weg und machte es den Kapverdianern nach. Es dauerte wiederum nur wenige Minuten bis Robert einen am Haken hatte. Stefan angelte bis zur Rückfahrt mit Rute weiter und hatte leider, obwohl ich meine Hände im Spiel hatte, kein Glück. Durch den Meeresstrom schwammen leider auch die Fische weiter und wir hatten kein Glück. Auch als der Strom sich nach zwei Stunden wieder änderte, fingen auch die Fischer „nur“ noch eine Goldmakrele. Deshalb entschieden wir uns, nach 3,5 h, wieder zurückzufahren. Während dieser, hatte Stefan seinen Besenstiel draußen, fing aber trotzdem nichts. Er war ein bisschen enttäuscht, hatte aber trotzdem seinen Spaß.

Als wir wieder auf der Johnny waren, wurden die Fische filetiert und drei nach Fisch „stinkende“ Menschlein samt Klamotten ausgiebig gewaschen. Auch wenn ich zu dem Fang keinen großen Beitrag geleistet habe, wird mir dieser Ausflug trotzdem in Erinnerung bleiben. Mir war zwischenzeitlich aufgrund der sehr starken Schiffsbewegungen ein bisschen übel, trotzdem half ich fleißig u.a. beim Köder auslegen. Von den Kapverdianern konnte ich wegen fehlender Kreol- und Spanischkenntnisse nicht so viel lernen. Eine Sache brauchten sie mir allerdings gar nicht sagen: Wenn du das nächste Mal auf dem Atlantik angeln bist, nimm dein Ölzeug mit :). Das war’s auch schon mit meinem kleinen Exkurs von meinem eventuell kleinen neuen Hobby.
Hannes!