Der Atlantik ruft…

Datum: 26. November 2018
Position: 28° 17,5‘N, 016° 16.0‘ W
Etmal: 11 sm
Temperatur: 22,7 Grad
von Nathalie

…waren die Worte Norberts nach unserem stillen Frühstück heute Morgen. Die Müdigkeit der vergangenen Tage und die Anspannung vor dem, was kommen sollte, lagen in der Luft. Auch heute, trotz großer Abfahrt, startete der Tag ganz normal: Es galt den „Grünen Plan“ zu erledigen, die Wäsche von der Reling zu nehmen, die Gangway einzuholen, kurzum: das Schiff seeklar zu machen. Auch wenn wir das in den vergangenen Wochen schon häufiger gemacht hatten und die Handgriffe langsam routinierter werden, hatte dieser Aufbruch heute Morgen einen aufregenden Beigeschmack.
Am Sonntag wurden die letzten Telefonate geführt, am Strand geturnt, Räder geschlagen und Handstand gemacht, Frisbee, Fußball und Volleyball gespielt… alles Dinge, von denen wir sicher sind, dass wir sie bei unserer Fahrt über den Atlantik nicht werden machen können. Auch heute Morgen gingen einige nochmal an die Pier, um ein letztes Mal zu sprinten, zu laufen und Sprünge zu machen.

Und dann warteten wir, bis Norbert – wie jedes Mal vorm Auslaufen – vom Hafenmeister wiederkam, um uns auszuklarieren. Währenddessen war die Backschaft in der Kombüse dabei, die Reste des Frühstücks zu beseitigen und sich langsam auf das Mittagessen vorzubereiten: Flo, Doreen und Max S. haben heute für uns Pizza gebacken. Auch wenn seit sechs Wochen jeden Tag gekocht und gebacken wird, ist eine Backschaft auf See, was für den größten Teil der heutigen Mittagessenszubereitung der Fall war, doch immer wieder eine Herausforderung. Diese Herausforderung haben die drei bravourös gemeistert – die Pizza war wahnsinnig lecker und zum Nachtisch gab es landfrisches Obst!

Als Norbert dann wiederkam, ging doch alles sehr schnell: Pepe, ein langjähriger Freund des Kapitäns, half uns, die Leinen loszuschmeißen und schon manövrierten wir uns langsam aus dem Hafen. Norbert gab Kommandos und Max R. stand am Steuer. Kaum sind wir einige Meter gefahren, horchten wir auf: Auf der anderen Hafenseite stand Pepe mit seinem Auto und hupte und winkte uns zur Verabschiedung. Norbert antwortete mit Hupen und während das wunderbare Hupkonzert unsere Abfahrt begleitete, verließen wir Santa Cruz de Teneriffe und starteten in unsere zweite Etappe.

An dieser Stelle ein Riesendankeschön an Pepe: Verabschiedet zu werden ist etwas tolles und hat uns allen auf der Johnny deutlich gemacht: Jetzt beginnt wieder etwas Großes! Schon waren wir auf See und der ganz normale Seealltag beginnt nun. Die Wache bezieht ihre Posten, alle anderen suchen sich ihre Plätzchen: einige schlafen, andere sitzen in der Messe und lesen oder spielen, die Backschaft ist am Backschaften und alles nimmt so seinen Lauf. Bis auf eine kleine große Änderung: Der Unterricht beginnt!

Der letzte Schulunterricht ist für die meisten über sechs Wochen her und wie genau der Unterricht an Bord stattfinden soll, war für viele – einschließlich uns Lehrkräften – bis heute Nachmittag wohl auch noch ein Rätsel. Aber dann passierte es doch: Claudia startete um 14:00 Uhr mit ihrem Deutschunterricht, danach hat Alex den Kids die Zeit mit Mathematik versüßt und mit Hausaufgaben auch noch den Abend, danach machte Michi weiter mit Biologie und schließlich habe ich mit den Kids eine Stunde verbringen dürfen. In dieser Stunde ging es vor allem um Gruppendynamik. Nach sechs Wochen ist auch den letzten hautnah klargeworden: Sieben Monate mit 36 Menschen unterschiedlichen Alters auf einem Schiff zu verbringen, sich Kammern mit bis zu 11 anderen Menschen zu teilen, Verantwortung zu übernehmen für Dinge, von denen die meisten bis vor sechs Wochen noch nicht einmal wussten, dass es sie gibt… das ist eine Herausforderung! Und so ist es klar, dass es an der einen oder anderen Stelle mal kracht und knirscht, dass manche Konflikte sich nicht vermeiden lassen und dass auch noch so viel Schokoladen- und Obstproviant nicht jede schlechte Laune vertreiben lässt.

Und so verging unser erster Tag der Atlantiküberquerung, der trotz großem Abenteuer doch herrlich normal endete. Es gab Brot und Aufschnitt zum Abendbrot, die erste Wache des Abends bezog ihre Posten und steuerte uns sicher durch die Nacht, in der Messe wurde eine Partie Stadt-Land-Fluss gespielt, die Backschaft des nächsten Tages überlegte, was sie morgen kochen könnte und auch ein Tagesbericht wollte noch geschrieben werden. Und das Beste sollte noch kommen: Endlich wieder zum sanften Schaukeln des fahrenden Schiffes einschlafen.
Nathalie

Der Probetörn endet – und das Abenteuer beginnt!

Datum: 2. Juni 2018
Position: 54° 09,3′ N 12° 12,4′ E
Etmal: 25 sm
Wetter: Wasser 17°C, Luft 25°C, Wind 3 bft
von Nathalie & Alex

Der letzte Tag des Probetörns begann früh. Um 06:30 Uhr wurden alle geweckt – um 07:00 Uhr hatten es dann auch die Letzten aus den Kojen geschafft. Ein langer Vormittag stand bevor: Die Kojen und Kammern aufklaren, das komplette Gepäck noch vor dem Frühstück um 08:00 Uhr aufs Vorschiff bringen, Klarschiff machen und vor allem: Erst einmal Abschied nehmen von der Johnny und den neu- und lieb gewonnenen WeggefährtInnen. Ein letztes Mal für diese Woche hieß es: Wache A räumt die Kammern und Bäder im Vorschiff, Wache B die Messe, Brücke und den geliebte Seegarten und Wache C räumt alle Kammern Achtern. Alles lief reibungslos und blitzschnell war die Johnny wieder fit für die nächste Gruppe.

Schon eine Woche zuvor, beim ersten Aufeinandertreffen in Eckernförde, wurde den LehrerInnen und SchülerInnen schnell klar, dass die Winde bei der High Seas High School anders wehen: Wir waren mit den Jugendlichen direkt per Du. Und wer sieht seine zukünftigen LehrerInnen bzw. SchülerInnen schon nachts um 03:00 Uhr zum „All Hands“ auf Deck, total verschlafen und seekrank? Wer weckt seine LehrerInnen sonst schon mit einem sanften Stupser auf die Schulter aus den Träumen? Diese intensiven, gemeinsamen Erfahrungen verbinden und machen vor allem Lust auf mehr! Lernen hat schon während dieser Woche nicht nur als Belehren von Alt zu Jung stattgefunden, sondern fand gemeinsam und miteinander statt. Am Ende der Woche rauchen unsere Köpfe: Begriffe des Segelns und der Navigation, Handgriffe an Deck und in der Kombüse, ein anderer Tagesrhythmus und dann all die neuen Menschen. Eine volle Woche, die allein schon ein Abenteuer war. Doch eben dieses beginnt bald erst.

Um 10:00 Uhr war das Schiff klar und die ersten Eltern haben uns freudig am Pier erwartet. Abschiedsworte und Umarmungen, Wünsche in einen guten Sommer und schon war er vorbei, unser Probetörn auf der Johann Schmidt. Wir freuen uns schon sehr auf unsere mutigen, herzlichen, reise- und abenteuerlustigen neuen Schülerinnen und Schüler!
Ahoi und bis bald, eure Nathalie & euer Alex