Endloses Blau

Datum: 11. Dezember 2020
Position: 14°24’ N, 043°00‘ W
Wetter: blauer Himmel. leichte Bewölkung
von Selma

Wenn wir Schüler*innen Blog schreiben, versuchen wir Euch Leser*innen den Bordalltag so nahe wie möglich zu bringen, sodass Ihr besser nachvollziehen könnt, wie wohl so ein Alltag auf einem 36 m langem Traditionssegler auszuschauen hat. Da schon viele vor mir über die Abläufe an Bord geschrieben habe, sitze ich hier und versuche nun das Gefühl einzufangen, nur von Wasser umgeben zu sein – ein endloses Blau. Mal heller, mal dunkler. Durchzogen von Wellen. Mal höhere, mal niedrigere. Weiße Schaumköpfe und das Sonnenlicht, welches sich auf der Oberfläche spiegelt, erzeugen ein sensationelles Farbenspiel. Nicht mal ein Schiff kreuzt unseren Weg. Ich meine, dass letzte Mal, als ich das Vergnügen hatte beim Ausguckgehen, ein Fahrzeug zu melden, befanden wir uns kurz vor Teneriffa. Es ist ein befreiendes Gefühl. Ich weiß noch, als wir zum ersten Mal auf dem Probetörn die Segel gesetzt haben. Es fühlte sich an, als würden wir fliegen. Gleichzeitig grenzt mich diese Weite ein, signalisiert mir, dass ich diese 36 m für eine Weile nicht verlassen werde, nicht verlassen kann. Diese 36 m sind unser kleines Universum, das Zuhause von 38 Menschen aus verschiedensten Welten kommend. In dieser kleinen Welt kriegen wir quasi nichts davon mit, was auf unserer großen Welt passiert. Wir wachen jeden Morgen auf und wissen, die Probleme, die Konflikte, die wir hier an Bord haben, sind die einzigen, mit denen wir tagtäglich konfrontiert werden.

Nun erzähle ich doch noch aus meiner Sicht, was in unserem kleinen Universum so alles passiert. Da ich gestern wieder mit 0-4 Wache an der Reihe war, entschied ich mich das Frühstück zu verschlafen, obgleich es Seemannssonntag war. Um 11:00 Uhr weckte mich meine innere Uhr und ich entspannte die letzte halbe Stunde lesend am Bug, meinem absoluten Lieblingsplatz an Deck. Wenn der Wind relativ achtern kommt, kann man dort auch deepe oder private Gespräche führen, mit der Sicherheit, dass einen auch niemand belauscht. Über`s Mittagessen konnten wir uns heute besonders freuen, denn die Backschaft, bestehend aus Caspar, Emil und Hippo, zauberte uns leckere Wraps. Dann hieß es um 12 Uhr wieder bei sommerlichen Temperaturen von 28° Wache zu gehen. Um ehrlich zu sein, denke ich nicht, dass ich noch zu dem Genuss kommen werde, in Weihnachtsstimmung zu kommen. I mean?! 28° und Weihnachten passt für mich einfach nicht zusammen. Danach musste ich mich noch darum kümmern, Spanisch zu lernen. Da uns Stefan in die harte Realität zurückholen wollte, gab es heute erstmal einen Spanischtest. Schulisch gesehen hatten wir die letzten beiden Monate nämlich quasi Ferien. Obwohl wir auf der anderen Seite mit dem vielseitigen und interessanten Nautikunterricht von Norbert auf Trapp gehalten wurden. Der Test war aber eigentlich echt gut. Nur mit den Zahlen habe ich mir etwas schwergetan. Dass das aber gar nicht an Spanisch, sondern an den Zahlen an sich lag, durfte ich direkt danach bei Mathe mit Friedi feststellen ?? Upsi!

Die heutige Backschaft (Anselm, Jonathan und Jan) machte uns lecker gebratene Nudeln mit Ei (und Speck) und schaffte ein Riesenchaos in der Kombüse, dass ihnen auch jede vorbeigehende Person mitteilte. „Gebt doch nicht immer überall euren Senf dazu!“ (Zitat Jonathan). Die restliche Mittagspause verbrachte ich mit Tagesbericht schreiben auf dem Vordeck. Anschließend hatten wir dann Physik mit Ronja. Erst gab es für uns etwas theoretischen Unterricht über „Osmose und Diffusion“ und wir lauschten gespannt. Um Viertel vor 4:00 Uhr läutete es dann zum Kaffee. Als Dessert gab es heute angedickte heiße Schokolade mit Apfelmus und Zimt & Zucker, eine Kreation der heutigen Backschaft. Saulecker! Hat dieser Nachtisch einen Namen? Wenn ja, lasst es mich gerne wissen. Weiter ging es mit Physik und man konnte unsere Köpfe scheinbar rauchen sehen, da wir natürlich alle konzentriert dem Unterricht folgten. Ronja und Friedi stellten uns dann das Physikprojekt für die nächsten Wochen vor. Wir sollen in Kleingruppen einen „Watermaker“ bauen, der aus Salzwasser destilliertes Wasser herstellt. Heute konnten wir schon mit der Planung beginnen. Also machten es sich Anabel, Noah und ich auf dem Vorschiff gemütlich und grübelten und planten, wie unser perfekter „Watermaker“ wohl ausschauen wird. Das Salzwasser sollte möglichst so erhitzt werden, dass es verdunstet. Mithilfe einer „Plane“ wird das verdunstete Wasser dann aufgefangen und läuft entlang der Seiten in einen Behälter. So einfach hat man destilliertes Wasser. Ob das auch in der Praxis so einfach ist, werden Anabel, Noah und ich schon bald erfahren 😉

Später saß ich bei Golden Hour im Mastgarten, vor mir der Laptop und ich am überlegen, wie ich meinen Blogeintrag nun beenden soll. Als Hintergrundmusik erklang der besonders schöne selbstkomponierte Song von Vali und Jasmin. Da wurde mir mal wieder klar, wie sehr ich mich auch bemühen möchte, den Bordalltag auf unserer Johnny zu beschreiben, es mir nie gelingen wird, das Gefühl einzufangen, wie es hier „wirklich“ ist. Das Meer ist blau. Aber wie blau es ist, kann weder ein Blogeintrag noch ein Kamerafoto zeigen. Deshalb genießt jeden Moment mit den Augen und seid präsent im Moment, denn wie ein weiser Caspar einst sagte: „Der schönste Film läuft draußen!“ Deshalb beende ich jetzt hier meinen Blog, um endlich wieder nach draußen zu gehen. Macht´s gut!
Selma

PS: Hier als kleiner Vorgeschmack die Einleitung des Physikprojekts von Noah, Anabel und mir:
Hallo an alle Unbeteiligten!
Dr. Mahnke, Professor Ditzel und ich, Madam Keller, planen ein Projekt für einen „Watermaker“. Unser Ziel ist es, aus Salzwasser, destilliertes Wasser herzustellen. Uns ist es diesbezüglich besonders wichtig, als Material hier an Bord gefundenen Müll zu verwenden und neudeutsch gesagt zu recyceln. So erschaffen wir einen nachhaltigen Wassermacher, den wir hoffentlich benutzen können, falls unserer hier ausfallen sollte und auch Ingo die Situation nicht mehr retten kann. „In der allergrößten Not, trinkt von unserem Watermaker, sonst seid ihr tot.“

Grüße:
Die gesamte Schülercrew grüßt Friedis Papa, Happy Birthday mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!!!
Friedi grüßt ihren Papa, der heute 66 Jahre alt wird: Aller herzlichsten Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Papa! Den Nächsten feiern wir wieder zusammen ?? Ich vermisse euch und denke an euch!
Selma grüßt Emi heute besonders dolle: „Heute ist unser Tag (11.12)!! Hast du den Adventskalender dieses Jahr eigentlich alleine gemacht? Hab dich sehr lieb“ und ihre Eltern mit Nuki: „Ich hoffe eure Adventszeit ist auch ohne Weihnachtsmärkte schön. Vermiss euch zurzeit ein bisschen mehr und passt mir gut auf Jimmy auf!“ und Omi: „Vermisse deine leckeren Plätzchen und hab dich lieb!“
Hannes grüßt Mama, Papa, Clara und Noah, Christoph, Sabine und Paul.
Noah grüßt seine Eltern: Dankäää
Clara bedankt sich für die coole Socke und den Nikolaus. Außerdem wünsche ich Ina und Julia alles Gute nachträglich zum Geburtstag. Ich weiß, dass ist jetzt alles schon ein bisschen spät, aber bei den letzten Blogeinträgen habe ich es irgendwie verpennt.

Vali grüßt Nico und wünscht im alles Gute nachträglich: „Feier dein Leben Monsieur und when I am coming back you will get a big presento de moi“??
Jasminchen Delfinchen grüßt ihren flippigen Onkel Gerd.
Caspar grüßt Paul Buono, qui ne sais sans doute même pas que je suis ici.
Anabel grüßt Oma „Deine Plätzchen fehlen jetzt schon sehr!“, Opa „Schade, dass wir jetzt nicht immer telefonieren können.“, Mama „Bitte lass dich nicht zu sehr von der Weihnachtszeit stressen und mach was für dich, telefonier ein bisschen mit Opa ??“ Nuki und Adi „Backt mal Plätzchen zusammen damit ihr mehr zusammen macht und die könnt ihr dann Mama und Papa schenken!“, Papa „Arbeite nicht zu viel!!! Sag deinen Kollegen von mir, dasS die dich nicht so stressen sollen! Back mit Adi und Nuki zusammen dann kannst du sogar deine eigenen Plätzchen essen ??“ Hab euch alle lieb!
Nachtschränkchen grüßt Amber, Isi und Pearl.
Die gesamte Schülercrew grüßt Sigi, den Allwissenden.
Lara grüßt Nono und Sabeth „vermiss euch!“ <<3

Zweiter Tag an Board

Datum: 9. Oktober 2020
Position: Überwinterungshafen, Hamburg Harburg
Wetter: Sonnig, aber bewölkt
von Selma

Servus Erdnuss aus unserem Quarantänetagebuch! Unser 2. Tag in der Quarantäääääne begann mit einem entspannten Frühstück und mehr oder weniger entspannt war dann der CoRoNa-Test, der dann für alle anstand. Das hat dann schon mal einen Tag gedauert. In der Zwischenzeit mussten wir unsere digitalen Endgeräte (…wow, das klingt so intellektuell…) bei Friederike und Stefan abgeben. Autsch. Dann hat Peter alle zum Proviantieren gerufen. Das war eine richtige sportliche Angelegenheit, weil wir die ganze Zeit von A nach B nach C gelaufen sind und die Kisten und Kartons schon mal so eine Tonne gewogen haben. Jooo, das hat dann auch eine Ewigkeit gedauert. Aber wenn man gute Mucke (@Jasmins Radio+Laras Box…!) hat und dazu vibet, kann das auch Spaß machen. Es war eine richtige Challenge, das ganze Fudda in der Messe zu verstauen. Ich hoffe, wir finden auch alles, wenn wir es dann mal brauchen😉 (Sorry schon mal an die nächsten Backschafter/innen…).

Das Mittagessen fand dann aufgrund des Proviantierens etwas später statt. Im Anschluss haben wir dann alle gemeinsam (ca. die Hälfte war „nur“ als seelische Unterstützung dabei…hehe) die Breitfock geborgen. Währenddessen wurden wir mit Segelfachbegriffen BOMBARDIERT! Die mussten wir dann erstmal verarbeiten… Im Nachhinein haben wir alle Norberts Vortrag über „die Johnny und ihre Segel“ gelauscht. Ein Wort was wir dabei ganz besonders gelernt haben war „andirken“. Das vergisst nach heute sicherlich niemand mehr😉. In einer kurzen Pause gab es dann Kaffee und megaleckeren Apfel-Kuchen von Leni (oder doch Caro?!:)). Dann hatten wir kurz Freizeit bevor wir zum Abendessen gerufen worden! Das war`s! Ciao, Kakao!
Selma

PS: Jasminchen grüßt das Sunsun, Kalinowsky, das Flosch, Nori, Carlchen, Felini, Matti, das Ayen und alle andern. Bussi ist raus
PPS: Lara grüßt Timmy
PPPS: Caspar grüßt Elena
PPPPS: Johannes grüßt Fanny (danke für das passende Kissen😉)
PPPPPS: Selma grüßt Nuki ganz dolle! Ich vermiss dich! Kuss
PPPPPPS: Nathalie grüßt herzlichst lieb die gesamte Fischsuppe der HSHS 18/19!