Tauchen ist voll anstrengend

Datum: 20. Januar 2021
Position: vor Grenada
Wetter: Luft 28°, sonnig
von Lana

24 Stunden stellt man sich extrem lang vor. Aber wenn man den Scheiß dann zusammenfassen soll, fällt einem nichts ein. 14.00 Uhr war der Pool zu Ende, in dem wir auf die gefährlichsten Situationen und Eventualitäten vorbereitet wurden. Nach diesen wirklich anstrengenden 3 Stunden ging’s dann in die Mittagspause. Man hat das Brot, dass man sich am Morgen geschmiert hat, gegessen. Danach ging’s raus mit dem frisch erhaltenen Equipment. Dazu gehörten ein Nassanzug, eine Sauerstoff-Flasche, eine BCD-Weste (Buoyancy Compensator Deliverer), das Versorgungssystem (Schläuche mit Atemgerät, Druckanzeige, Anschluss ans BCD und ein Notfallatemgerät, Flossen sowie eine Taucherbrille mit Schnorchel. Nun hieß es nur noch an Bord der Salsa und dann „Heide Yallah Abfahrt“. Mit Vollspeed erreichen wir unseren Tauchplatz, an dem wir eine kleine Besprechung machten und dann die Ausrüstung tauchtauglich aufbauten. Dazu gehören den Tank an die BCD-Weste anschließen, dann das Versorgungssystem so zu verkabeln, dass man Luft bekommt, was nicht ganz unwichtig unter Wasser ist. Man sollte darauf achten, dass der O-Ring (Gummi Dichtungsring) überhaupt im Anschlussventil der Flasche sitzt. Anschließend sollte man den Druck checken. Dabei muss man darauf achten, das Barometer mit der Glasseite an die Flasche zu halten, da das Glas zwar extrem selten zerspringt, dies aber dennoch passieren kann, wenn das Ventil der Sauerstoffflasche geöffnet wird und der schlagartig hohe Druck plötzlich auf das Versorgungssystem einwirkt. Der Druck sollte mindesten auf 200 bar sein und nicht sichtbar sinken, wenn man über das Mundstück einen Test-Atemzug nimmt. Ein wenig später ging es schon in die Tiefe.

Soweit von Emil, denn heute gab es schon wieder Blog-Chaos. Abends, nach dem Abendbrot kam Emil zu mir und meinte, ich wäre heute mit Blog schreiben dran, aber er habe schon angefangen. Ich wusste eigentlich schon länger, dass ich heute dran bin. Aber ich habe es wieder sehr erfolgreich verdrängt und Raphael, der uns Blogschreiber immer schön beisammen und auf Trab hält, taucht gerade wahrscheinlich irgendwo auf 18 Meter Tiefe umher. Ohne den läuft`s halt wohl erst so halb. Also sitze ich jetzt hier mit meinem Keksteig und versuche einen vernünftigen Beitrag zusammen zu schreiben. Zu meiner großen Freude gibt es nämlich hier im Supermarkt rohen Keksteig. Da ich nicht mit beim Tauchen war, ist es etwas schwierig, darüber zu schreiben. Aber erstmal das wichtigste: Soweit ich weiß haben alle bestanden.

Aber wo ich schon vom Supermarkt angefangen habe, ist es vielleicht ganz spannend, sich mal anzugucken, wo die Unterschiede in der Verkaufsart zu Deutschland liegen. Enorm ist der Unterschied bei Taxen. Die sind hier meist mit zwei Leuten unterwegs. Einer lediglich dafür, die Leute anzusprechen. Oft wird zuerst gehupt, dann wird manchmal kurz die Tür auf gemacht und gefragt, ob man ein Taxi bräuchte. Hupen ähnelt hier sowieso einer eigenen Sprache und ersetzt u.a. den Blinker, dient als Warnsignal, bedeutet so viel wie „Merci“ oder „Hey, du …, pass doch auf“. Bei den teils engen Bergstraßen oder hohen, städtischen Verkehrsaufkommen durchaus sinnvoll. Manchmal wird auch gleich aus dem Fenster gerufen. Noch bevor das eine Fahrzeug wieder weg ist, ist schon das nächste da. Auch hängen z.B. in Supermärkten lauter Nummern von Taxifahrern aus. Die Einheimischen raten einem aber eher, die öffentlichen Busse zu nutzen, weil die sehr viel billiger sind, was wir ja aber aus bekannten Gründen vermeiden. Die größeren Supermärkte unterscheiden sich kaum, von dem was ich kenne. Auf Barbados gab es viele kleine Straßenstände. Auch waren die wenigen Läden viel kleiner. Hier auf Grenada ist beides nicht so ausgeprägt. Hier findet man viele umherziehende Verkäufer mit kleinen, mobilen Ständen, oder welche, die versuchen, direkt aus der Hand zu verkaufen.

Bei den Supermärkten ist natürlich die Obst- und Gemüseabteilung etwas anders. Ich habe damit gerechnet, dass es hier eher sowas wie Kokosnüsse gibt. Tomaten dafür nur ganz wenig und Kartoffeln sucht man vergeblich. Das ist für uns insofern problematisch, da es hier auch kaum Kartoffelschäler gibt. Die, wie auch kleine Löffel, sind aber bei uns extrem knapp. Dachten wir, denn wenn man seinen Suchauftrag pflichtbewusst ausführt, wird man doch schneller fündig als man denkt. Auffällig ist auch, dass es sehr viel Milchpulver und im allgemeinen auch amerikanische Produkte (vor allem Cireals) gibt. Bis auf Zwiebelpulver habe ich wenig Gewürze gefunden. Die sind vor allem in Tourishops zu finden. Wenn auch Sachen wie Muskatnuss einfach am Straßenrand wachsen. Da sich das Einkaufen in großen Läden kaum unterscheidet, sehe ich da auch keine Vor- oder Nachteile zu Deutschland. Die ganzen Taxen und das Gehupe empfinde ich nach einer Zeit als anstrengend und werde es zu Hause nicht vermissen.

Da das Tauchen vielleicht auch recht interessant ist, habe ich mich mal umgehört. Eine Sache, auf die Hannes definitiv stolz ist: Er hat auf 18 m Tiefe gekotzt. Das rührte noch von der Seekrankheit der Anfahrt. Das geht unter Wasser genau so gut, wie husten, niesen und sonst was. Klingt seltsam, ist aber so. Ein Tauchgang ging zu einem Riff, in der Nähe unseres ersten Ankerplatzes. Auch da, wo die Schiffe in Quarantäne liegen. Ein anderer Tauchgang ging zu einem Wrack, von dem nur noch Motor nebst Schraube mit allem was da so dran hängt übrig ist. Der Rest war wohl ziemlich zerfallen. Alles, was rot ist, scheint unter Wasser eher braun. Dadurch waren auch die Feuerfische, die gesehen wurden, eher braun. Außerdem höre ich immer wieder von Rochen und Langusten, die gesehen wurden. Vali hat noch von einem schwammähnlichen Seeigel berichtet, mit roten Stacheln, von dem keiner so genau weiß, was das war. Offensichtlich war er aber ungefährlich, weil der Tauchlehrer es ihr in die Hand gegeben hat. Er hat sich wohl festgesaugt und komisch gewabbelt. Einige hatten am Anfang extrem Angst. Zum Ende sind sich aber doch alle einig, dass sie nochmal tauchen gehen wollen. Am Ende sind doch alle sehr müde, aber glücklich. Trotz Scheuerstellen vom Neo.
Lana

P.S.:
Vali grüßt Franzi
Clara wünscht ihrem Opa alles Gute zum Geburtstag
Hannes grüßt seinen Bruder Noah und seine Schwester Clara
Julius grüßt seinen Opa und wünscht ihm alles Gute zum Geburtstag
Selma wünscht Annemarie (nochmal) hApPy HaPpY Birthday und hofft, dass sie trotz Coroni schön gefeiert hat! „Grüß die restliche Fam und die Tiere! Vermiss und grüß euch alle dolle!!“
Cle grüßt ihre Mutter
Caspar grüßt Valentina und Remo
Noah grüßt Henry, du sollst immer schön weiter mit den Hunden raus gehen!

Von alltäglichem und besonderem Chaos

Datum: 18. November 2020
Position: Santa Cruze de Tenerife
Wetter: sonnig, warm
von Lana

Ich, ein kleines Weizenkorn auf meinem Feld gewachsen. Auf einmal kommt ein sehr großes, lautes Fahrzeug auf mich zu. Noch bevor ich weiß, wie mir geschieht, werde ich hin und her geworfen und von den anderen Körnern, mit denen ich gemeinsam aufgewachsen bin getrennt. Auf einmal spuckt mich ein riesiges Rohr aus, zu jeder Menge anderer Körner. Ich purzle noch ein wenig umher und komme dann endlich zum Liegen – in Bergen von anderen Körnern. Bin ich froh, dass ich erstmal nicht mehr so durchgeschüttelt werde. Aber ich weiß immer noch nicht, was mit mir geschieht. Es holpert zwar immer noch, aber nicht mehr so doll. Das ist ganz schön gruselig alles. Einige Zeit später aber wird es nochmal so richtig komisch. Ich rutsche, versuche irgendwie da zu bleiben, wo ich bin, aber kann mich nicht halten. Ich rutsche immer schneller. Und es wird schon wieder immer lauter. Da kommen große Klötze auf mich zu. Auf einmal werde ich immer mehr eingequetscht. Irgendwann habe ich keine Chance mehr und werde einfach zerquetscht. Ich zerfalle in einzelne Teile und werde in kleine Packungen gepackt. Ich liege am Rand bzw. einige meiner Teile liegen am Rand. Dadurch kann ich nach draußen gucken und sehe, wie ich in größere, gut transportable Pakete zusammengeschweißt werde.

Von nun an geht alles sehr schnell. Ich werde in einen Laster geschmissen, nochmal ausgepackt und in einen neuen Laster wieder eingepackt. Von nun an holpert es nochmals und es wird kälter. So liege ich ziemlich lange mit vielen anderen Sachen da. Da es dunkel ist sehe ich leider nicht, mit was für Sachen. Irgendwann wird es wieder hell und ich falle fast raus – glaube ich zumindest. Aber eigentlich werde ich doch nur ausgeladen. Von nun an soll das Chaos erst richtig los gehen. Ich werde mit meinem Paket gezählt. Man munkelt, wir sind ca. 200 kg Mehl. Jetzt kann ich auch erahnen, was da noch so alles mit mir unterwegs war. Eine ganze Masse. Immer mehr wird aus dem Laster geholt. Sobald eine Palette leer ist, wird gleich die nächste geholt. Am Ende sollen es 7 Paletten werden. Jedes einzelne Teil muss angeguckt und gezählt werden. Immer wieder höre ich aussagen wie: „Hast du noch irgendwo…?“ „… fehlen noch 10 kg.“. Nach und nach werden wir von der Pier alle in die Messe der Johann Smidt gebracht.

So nennen die das hier zumindest. Von da aus wieder in Kisten. Das scheint aber vorerst mein Platz zu bleiben. Wir sind so viele, dass die Schüler*innen gar nicht wissen wohin mit meinen Kollegen. Aber da die Kiste, in die ich gekommen bin, vorher leer war, sind sie doch erleichtert wieder Mehl zu haben. Bald merken die Schüler, dass wir gar nicht alle in die Kiste passen. Also heißt es wieder an Deck für mich. Erstmal wurde ich zur Seite gelegt. Jetzt bitte bloß nicht hier liegen bleiben. Ich vermisse die Kälte aus dem Laster. Auch die fleißigen Hände werden immer wärmer. Wasser wird verteilt und Sonnencreme benutzt. Immer wieder heißt es „Schlange bilden in die Messe…“, „Jetzt in den Proviantraum, Kühlschrank, Kombüse“, „Käse ist durch…“, „Wieso haben wir denn noch Sachen für die Kühlung? Das muss schnell weg, dass wird schlecht.“ Inzwischen ist sehr viel weg. Die Pier ist leer. Selbst die Berge an Müll scheinen weg zu sein. Aber irgendwas scheint nicht zu stimmen. Oben wird viel diskutiert. Scheinbar wurden einige Sachen nicht geliefert. Aber das Problem scheint jetzt auf morgen verlegt worden zu sein. Denn die Schüler gehen erstmal essen. Danach soll auch ich noch meinen Platz finden. Auch wenn immer wieder die Frage ist, wohin mit dem Kram? Ich bin jetzt in dem Boden unter der Kochkammer gelandet. Mit jeder Menge anderem Mehl.

Natürlich habe ich mich nicht in ein Mehl-Korn verwandelt. So schlimm war es dann doch noch nicht hier auf der Johnny.
„Wo sind denn die Lehrer?“
„Im Hafengebäude, Zähne putzen usw.“
„Geh die mal bitte holen, der Proviant kommt in 10 Minuten.“
(Gedächtnisprotokoll der Kommunikation heute morgen zwischen mir und Christian, unserem Steuermann.)

Denn heute morgen kam tatsächlich Proviant. Kaum zu glauben. Nachdem wir gestern den gesamten Tag gehofft und gewartet haben. Gestern hätten wir fast vergeblich gewartet. Irgendwann kam zwar ein Laster, aber leider so spät, dass wir den dann nicht mehr übernehmen (auf unser Schiff räumen und verstauen) konnten. Somit musste der Händler heute morgen wieder kommen. Mit den Händlern ist das hier auf Teneriffa wohl manchmal ein wenig interessant, weil nie jemand genau weiß, wann die kommen. Nachdem geklärt war, dass der Händler heute wieder kommt, um uns den Proviant zu bringen, durften wir gestern Abend unter den uns inzwischen sehr vertrauen Corona-Auflagen an Land. Denn wir durften uns auf Wunsch vieler Schüler selbst etwas zu Essen suchen und Abendessen an Bord fiel entsprechend aus. Es scheint übrigens jeder etwas gefunden zu haben. Zumindest wirkte keiner mehr hungrig und es wurde viel berichtet, was welche Gruppe gefunden hatte, auch wenn viele von uns doch im gleichen Restaurant gelandet sind.

Heute kam dann der Proviant. Und es gibt wieder Mehl an Bord!!! Denn in Zukunft können wir nicht so weiter machen wie jetzt. Aktuell gibt es gekauftes Brot, das ist aber auf dem Atlantik nicht dauerhaft möglich. Zur Belohnung für die oben beschriebenen Strapazen ging es für alle die wollten noch ein letztes Mal an den Strand. Heute, aufgrund von für uns doch eigentlich eher leichten Wind, inklusive Gratis-Peeling. Dadurch waren dann ohnehin schon alle sandig, was sehr zu einer sportlichen Einlage einlud. Diese haben wir mit Akrobatik und Gruppenspielen sehr lustig ausgenutzt.
Liebe Grüße Lana

P.S.: Liebe Grüße auch von mir mal an alle, die so fleißig unseren Blog verfolgen und vielen Dank an alle die mir/ uns das hier alles ermöglichen.
P.P.S.: Selma grüßt Andi: „Ich hoffe dir geht es gut und pass auf dass die drei (oder vier?!) mein Zimmer heile lassen, danke ;)!!“
P.P.P.S.: Anabel grüßt ihre Eltern, die sich weiterhin keine Sorgen um die blonde Strähne in meinen Haaren machen müssen, da man die nicht wirklich sieht und das, was man sieht, sieht nice aus! Hab euch lieb. Grüße an Nuki, mein Zimmer ist schon cool, ich weiß, aber zieh da jetzt endlich wieder aus!
P.P.P.P.S.: Nathalie grüßt ihre Lieben daheim – und freut sich, Carla in Hamburg und Jonathan in Wien neu in dieser Welt zu wissen: Schön, dass ihr geboren seid! Und den Eltern alles erdenklich Liebe! Und natürlich grüße ich die Fischsuppe der HSHS Crew 18/19, die „Lost in the Atlantic HSHS Crew 19/20“, das fantastische Landteam und meine Mama.


Neu: 4. Bildergalerie der HSHS – Auf Teneriffa