Hat der Nikolaus ein Boot?

Datum: 7. Dezember 2020
Position: 15° 00,1’ N, 034° 57,0’ W
Wetter: 3 Windstärken, bewölkt mit miesem Regen
von Fredo

Advent, Advent ein Lichtlein brennt erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier dann steht das Christkind vor der Tür und wenn die fünfte Kerze brennt, dann hast du Weihnachten verpennt. Jetzt aber erstmal einen schönen Nikolaus und einen schönen zweiten Advent nachträglich. Wir können aus ersichtlichen Gründen keine zwei Kerzen anzünden – offenes Feuer ist bei uns auf dem Schiff streng verboten und Seegang vertragen sie auch nicht so gut. Langsam beginnt bei uns der Alltag. Wir setzen jeden Morgen das Rah-Topp-Segel, da wir es jeden Abend bergen müssen. Nachts müssen wir die Segelfläche auf ein Minimum reduzieren, um zu garantieren, dass das Schiff für die Nachtwache, im Fall unerwartet auftretender Böen, einfacher zu kontrollieren ist. So müssen deutlich weniger Segel gerefft oder heruntergenommen werden. Böen und generelle Luftströme wirken am stärksten auf die hohen Segel, da die Windstärke mit steigender Höhe zunimmt. Hinzu kommt auch, dass Übung bekanntlich den Meister macht und wir uns nur durch jedes Manöver und dessen ständiger Wiederholung verbessern können.

Was definitiv nicht normal ist, ist die diesjährige Weihnachtszeit. Ich meine wir haben 25 Grad, eigentlich Wetter für kurze Klamotten und, was schwer zu übersehen ist, wir befinden uns am zweiten Advent mitten auf dem Atlantik. Normalerweise kaufen wir langsam unsere Tannenbäume und Geschenke ein, trinken (Kinder-) Punsch und heiße Schokolade oder schlendern über den Weihnachtsmarkt. Dieses Jahr befindet sich unser Baum jedoch am Großmast oder gleich zwei am Schonermast und unsere heiße Schokolade ist der Schwarztee am Morgen. Und auch wenn die Weihnachtszeit hier auf der Johnny ungewöhnlich erscheinen mag, ist sie doch besonders und wird sicherlich niemals in Vergessenheit geraten! So jetzt zum Geschehen: Um an Robert anzuschließen, haben wir im Physikunterricht ein spannendes Projekt gestartet. Wir beginnen an einem Watermaker zu arbeiten, welcher überwiegend aus Müll aus unserem Bordleben bestehen und von selbst aus Salzwasser Trinkwasser machen soll (Stichwort: Upcycling!). Mehr kann ich noch nicht sagen, da sich das Standup-Unternehmen Deubler&Co (Anselm, wer hätte es gedacht, Jonathan, Johannes und ich) noch in der Planungsphase befindet.

Am Abend haben wir noch Doku-Donnerstag am Freitag nachgeholt. Wir haben uns die Doku „Die Tiefsee“ von „Unsere Erde“ angesehen und eine Menge ungewöhnlicher Lebewesen, mit schlicht unvorstellbaren Eigenarten bestaunt. Ich kann mir schwer ein Leben ohne Sonne vorstellen, wie die Tiere tief im Wasser es führen. Wir konnten auch die Schwertfische sehen, von denen Stefan einen fangen will. Ich kann mir nicht ganz vorstellen, wie das aussehen soll, da der Fisch 3 Meter lang ist. In der darauffolgenden Nacht hatten Jan, Merle und ich die 0-4 Wache. In dieser Nacht wurde die Zeit um eine Stunde nach hinten verstellt und jede Wache musste wie bei allen bisherigen Zeitumstellungen 20 Minuten länger Wache gehen. Das war mehr so mäh… Nach dieser Wache wollten wir alle bis zum Mittagessen durchschlafen. Dies hätte bei mir vielleicht auch funktioniert, wenn ich meine Uhr umgestellt hätte. Hätte hätte Ankerkette (Inspiriert von Selma). Auf jeden Fall habe ich um 9:00 Uhr auf die Uhr geschaut und dort stand 10:00 Uhr. Halb schlaftrunken dachte ich, wir hätten die Uhr vor gestellt und so dachte ich – bis ich Hannes gefragt habe wie viel Uhr wir haben – es sei 11:00 Uhr anstatt 9:00 Uhr und ich müsste aufstehen, da wir um 12:00 Uhr ja wieder Wache haben und um 11:30 Uhr essen müssen. Um die Uhrzeit habe ich dann realisieren müssen, dass echt nicht viel los ist. Die eine Hälfte hat Unterricht, von der anderen Hälfte hat die A-Wache Wache, da sie die 8-12 Wache haben und aus der C-Wache schlafen viele wieder, weil sie die 4-8 Wache gemacht haben. Aus der restlichen B-Wache schläft der Rest noch. Sonst rotiert noch die Backschaft, die man um diese Uhrzeit nicht stören sollte also gibt es zu der Zeit nicht viel als nicht schlafende Freiwache zu tun. Klingt absolut kompliziert, hat aber alles seinen Sinn und Zweck für einen guten Schlaf-Wache-Unterrichts- Freizeit-Rhythmus.

Generell ist es so, dass die drei Wachen A,B und C seit Teneriffa feste Uhrzeiten bekommen haben, zu denen sie Wache gehen müssen. Es sind innerhalb von 24 Stunden zwei Mal 4 Stunden. Zwischen diesen insgesamt 8 Stunden Wache können/müssen die Wachhabenden zu für Normalsterbliche doch seltsamen Zeiten zu ihrem Schlaf kommen. Hier beginnt der Alltag sich auch einzuspielen. Der Vorteil an der 0-4 Wache ist, dass wir jedes zweite Mal nicht bei Großreinschiff mitmachen müssen, was die Wache am vergangenen Wochenende doch echt versüßt hat. Am Abend haben wir auf Hippos und Julius anraten und natürlich demokratischer Abstimmung zusammen in der Messe „Hitch der Datedoktor“ gekuckt. Am Sonntag hatte die Backbordhälfte frei (denn eigentlich Unterricht, der sonntags jedoch nicht stattfindet) und der Tag startete mit einem Schoko-Nikolaus in unseren Schuhen, was die Frage aufwirft ob der Nikolaus ein Boot hat und uns mitten auf dem Atlantik gefunden hat oder wo die Lehrer die Schokolade gelagert hatten und ob es dort mehr davon gibt.

Nach dem Sonntagsfrühstück wurde wie jeden Tag in unserer besonderen Adventszeit aus Lanas Adventskalender die tägliche Weihnachtstradition aus anderen Ländern vorgelesen und es wurde ausgelost wer heute Schokolade aus den Schoko-Adventskalendern bekommt. Danach haben wir den Großteil des Tages mehr oder weniger produktiv auf dem Vorschiff liegend verbracht. Um 16:00 Uhr haben uns zur täglichen Kaffee- und Teezeit netterweise ein paar Weihnachtssüßigkeiten aus Teneriffa von den Lehrern erwartet, welche wir nicht ganz identifizieren konnten, da sie auf Spanisch beschriftet, aber echt lecker waren. Darauf folgte eine längere Schülerversammlung mit den Lehrern zusammen, die mit uns das Zusammenleben unserer gesamten Mannschaft an Bord reflektierten. Ich fand das Treffen wichtig, da es uns allen viele positive Sachen aber auch Reibungspunkte klar gemacht hat. Insgesamt tat es gut in der Runde zusammenzusitzen und sich zu besprechen.

Am Abend folgten um 21:00 Uhr die ersten beiden der 17 Sustanable Development Goals (SDGs). Lara referierte zum Thema „Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen“ und Clara anschließend über „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“. Alle Ziele beschäftigen sich mit der Verbesserung eines nachhaltigen Lebens aller Menschen auf verschiedenen Ebenen, wie Energie oder Fischerei oder kämpfen für bessere Lebensgrundlagen für jede*n. Alle Ziele sind gleich wichtig und müssen im Sinne einer besseren Welt immer stärker erfüllt werden. Wir werden auf unserer Reise noch über viele weitere SDGs sprechen. Der nächste Tag war eher unspektakulär, denn das Wetter war einfach nur Sch… Um 16:30 Uhr musste die Freiwache nach einem etwas chaotischen Start, bei dem die Hälfte fehlte, ein Übungsmanöver zum Thema Brand im Vorschiff machen. Am Anfang musste das Team, welches für den Verschlusszustand verantwortlich ist, alle Orte kontrollieren an denen Luft in die Kammern des Vorschiffs hinein kommen kann. Im Brandfall müssen sie verschlossen werden, damit das Feuer nicht per Kamineffekt stetig mit frischem Sauerstoff gefüttert wird. Als zweites kam der Löschschlauch dran und wie er effektiv zu handhaben ist. Was am Anfang jedoch aus dem Schlauch kam war eher auf dem Niveau eines Gartenschlauches … (ahhh, ein zweites Ventil ist offen…, welches den Druck auf den Schlauch mindert. Mal wieder macht Übung den Meister und wir lernen aus unseren Fehlern!). Am Abend gab es Andreas’ heiß begehrtes Torpedofett aus Aprikosenmarmelade und Sambal Olek, da Merle das verschollen geglaubte Sambal Olek gefunden hat. Der heilige Gral scheint wieder gefunden…
Macht’s gut und habt eine schöne Weihnachtszeit!
Frederick

P.S.: Ich grüße Meine Eltern, Kathi, meine Schwester Pauli, meine Großeltern, Uschi, Aicha und meine Haustiere: Ich wünsche euch noch eine schöne Weihnachtszeit und vielen Dank für die Adventskalender. Ich hoffe ihr hattet einen schönen 2. Advent und Nikolaus und hoffentlich was im Stiefel.
P.P.S.: Lana sagt: Vielen Dank an den fleißigen Nikolaus.
P.P.P.S.: Anabel grüßt: Ihre Eltern „ Ich hoffe ihr hattet einen schönen 2. Advent und Nikolaus auch ohne mich, hab euch lieb.“; ihre Schwester: „Ich hoffe du hast unsere Nikolaus Traditionen weitergeführt und hast viel Schockolade bekommen und dass du unsere Pläne vom Telefonat verwirklicht hast! Hab dich lieb.“; ihren Bruder „Nerv Amber nicht so viel!!!! Hab dich aber trozdem lieb!“; Emma „Ich habe nach den 2 Monaten gestern noch nen Pulli gefunden, den ich hier noch nie an hatte, also haben wir echt super gepackt!“; ihre Großeltern „Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit!“
P.P.P.P.S.: Jasmin grüßt Greta, Feline und Carla.
P.P.P.P.P.S.: Selma grüßt natürlich wieder Lici: „Vermisse dich echt dolle und fand´s so schade, dass wir auf den Kap Verden nicht mehr telefonieren konnten!“ und Nuki: „Hast du viel Schoki bekommen? Hab dich lieb“
P.P.P.P.P.P.S.: Rosienchen grüßt Ananas, Abenteuer Lesereise hat leider ein Ende gefunden?. Trotzdem wünsch ich dir eine ganz ganz tolle und gemütliche Weihnachtszeit.
P.P.P.P.P.P.P.S.: Merle grüßt ihre Familie, und wünscht eine schöne Adventszeit. Ich vermisse euch.
P.P.P.P.P.P.P.P.S.: Vali grüßt ihre aller liebste Mami, ihren super duper Dady und ihren fröhlich frechen Max! Ich vermisse euch und die selbstgebackenen Zimtsterne von dir, Mama… Hab euch lieb!
P.P.P.P.P.P.P.P.P.S.: Lara grüßt ihre Omi ,,hab dich lieb und vermisse deine Zimtwaffeln!“

Siebter Tag an Bord

Datum: 28. August 2020
Position: 53° 46,9’N; 009° 22,6’E (Wischhafen Reede)
Etmal: –
Wetter: leicht bewölkt, kaum Wind und warm
von Valerie, Anabel, Frederick, Hannes

Moooiiin zusammen, heute ist der 7. Tag unseres Probetörns. Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem ein paar von uns total verschlafen auftauchten (wir haben unseren Schlafrhythmus alle nicht mehr unter Kontrolle, maschalla Jan und Anabel sind abends draußen eingeschlafen), hatten wir eine Besprechung über die zukünftigen Vorträge die wir halten werden. Es handelt sich hierbei um die 17 Sustainable Development Goals. Gleichzeitig waren wir alle ziemlich aufgeregt über die Einzelgespräche mit Norbert, Nathalie und dem jeweiligen Wachführer. Im Nachinein waren die aber gar nicht so schlimm und wir sind uns jetzt alle mindestens zu 99,9% sicher, dass wir mit wollen. Danach gab es erstmal Mittagessen (FUDDAAA!). Gegen nachmittag mussten wir schweren Herzens Abschied von einem Besatzungsmitglied nehmen (See you later alligator Nathalie 😉 ). Wir ließen Nathalie in Rendsburg zurück und folgten dem Nord-Ostseekanal Richtung Westen. Auf der Fahrt saßen wir wie immer auf dem Deckshäuschen und pflegten unsere tägliche Kuschelroutine. Wir haben auch fröhlich allen vorbeifahrenden Schiffen zugewunken.

Auch diesmal lief das Schleusen nicht ohne Aufregung ab. Wir mussten auch hier ein weiteres Crewitglied zurücklassen. Gerd unser Maschinist, auch Udo genannt, wird uns sehr fehlen. Durch unseren täglichen Sprachgebrauch (MASCHALLA EINFACH DER Sahnige) lief auch der Nachmittag ziemlich witzig. Nachdem wir die Schleuse passiert hatten, durften wir endlich zu Abend essen, es hat sehr gut gemundet. Im Anschluss auf einem kurzen Trip auf der Elbe, haben wir den Anker zu Wasser gelassen. Stefan hat uns von der großzügigen Spende erzählt, dass wir alle Handtücher bekommen mit dem eigenen Namen oder auch nicht. Deshalb überlegten wir uns einige eigenartige Namen oder Sprüche: Nachtschränkchen, Justin Bieber, Maschalla merkste selber, Schrank, langer Lachs, rest in pest, maschalla sein Handtuch und ähnliche. Und nun die Wetteransage für heute Nacht: Gewittaaa!!! Leider sind wir alle auch etwas niedergeschlagen (wie das Gewitter) da heute unser letzter Tag ist 🙁 Trotzdem bleiben wir alle lustige KNUSPERSCHNEGGEN! Bis denne Antenne! Halt denn kopf hoch und bleibt wagga!
Valerie, Anabel, Frederick, Hannes

P.S.: Alle Rechtschreibfehler sind Stilmittel…;)