Navigare necesse est

Datum: 9. Dezember 2020
Position: 14°31,2‘ N; 037°56,0‘ W
Wetter: 3 Bft., bewölkt, 27° C
von Stefan

Die Elbe runter und rein in den Kanal
Die See geht hoch, doch uns ist das egal
Mit Norbert als Käpt’n und unserer Stammcrew
Durchsegeln die Biscaya wir im Nu!
Die Mannschaft, die leidet, die Johnny, die rollt
Doch der Käpt’n der lacht, ruft: weiß gar nicht was ihr wollt
So ne Dünung – acht Meter – wirft mich nicht aus dem Bett
Die Johnny, die liegt doch wie ein Brett

Refrain:
High Seas, high Seas
Ein dreifach donnerndes Hipp Hipp Hurra
Wir sind outward bound – der Weg ist das Ziel
Und immer ‘ne Handbreit Wasser unterm Kiel

Brest zieht vorbei, La Corunya bleibt fern
Auch Madeira passieren wir – ungern
Der Wind hält uns fest, er lässt uns nicht los
Und manchmal ist die Sehnsucht groß
Nicht nach Ruhe und Duschen – mal nicht nur aus Gischt
Blaue Flecken und Übelkeit schocken uns nicht
Und gibt’s mal kein Brot, leiden wir keine Not
Lecker Zwieback mit Mett, schmeckt ja auch mal ganz fett

High Seas, high Seas
Ein dreifach donnerndes Hipp Hipp Hurra
Wir sind outward bound – der Weg ist das Ziel
Und immer ‘ne Handbreit Wasser unterm Kiel

Aber Pasta und Pizza und Burger mit Fritten
Das würde so manches gebroch’ne Herz kitten
So erreichen wir Teneriffa
Es ist kaum wahr
Und auf Seegang folgt Landgang
Trotz Sch…/ Mist CO RO NAH
Und da kommt auch die Pizza, die Freude ist groß
Jetzt noch rein in die Dusche, das Entdecken geht los
Hola! Qué tal? Und Cómo te llamas?
Ja so, in Laguna, macht Spanisch gleich mehr Spaß

Die Caldeira, der Teide, ein Bartfarn und Flechten
Unterricht im Gebirge – im Leben, dem echten
Wir wandern zum Pico, liegen faul auch am Strand
Selbst der Lehrkörper sonnt sich verdient dort im Sand
Sind Vertiefung und Sicherung dann erfolgreich passiert
Wird bei Tapas und Wein bis in die Nacht diskutiert

Doch alles hat ein Ende denn nur die Wurst hat zwei
Die Zeit mit Nobert, Siggi, Gerd und Peter flog vorbei
Den Abschied ha’m nicht alle ohne Tränen geschafft
Unserm Käpt’n in der Heimat wünschen wir: Viel Kraft!

High Seas, high Seas
Ein dreifach donnerndes Hipp Hipp Hurra
Wir sind outward bound – der Weg ist das Ziel
Und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel

Mit der Stammcrew verstärkt um Reinhard, Volker und dem Ingo
Brachten Christian und Andreas uns dann sicher nach Mindelo
Die Kap Verden – Afrika – waren uns zunächst sehr fremd
Neue Wege zu gehen – auf dieser Reise DER Trend

Salesianer wir trafen, besuchten das OSCM
Interessante Gespräche ohne aber und wenn
Ein Anfang ist gemacht und es ist jetzt schon klar
Wir kommen gerne wieder, im nächsten Jahr

High Seas, high Seas
Ein dreifach donnerndes Hipp Hipp Hurra
Wir sind outward bound – der Weg ist das Ziel
Und immer ‘ne Handbreit Wasser unterm Kiel

Die Caine war ihr Schicksal, daran hab‘ ich gedacht
Als im Hafen von Mindelo die Stimmung fast gekracht.
Doch Musik an Bord und Cachupa in der Schule
Cabo Verde ist bunt, in der Stadt ein Gewuhle
Exkursion zu ‘ner Shrimpfarm – ein lokales Projekt
organisch gehegt, was besonders uns schmeckt.
Dann hieß es mal wieder: werft die Leinen los
Doch nicht bei allen von uns war die Freude dabei groß.
In Kölle singt Wolfgang „niemals jeht man so janz“
Denn es ist unbestritten, es fehlt uns dein Glanz
Mach‘ eine(r) schwur: Dich vergess‘ ich nie
Unter’m Apfelbaum seh’n wir uns wieder – Nathalie
Mit Tränen ließen wir dich dann widerwillig zieh’n
Pass auf dich auf und viel Glück im adventlichen Wien
Die Johnny, die rollt und wir rollen mit
Das hält nicht nur die Beine fit
Mit Achtsamkeit und gegenseitig gutem Willen
schaffen wir es dann auch sicher bis zu den Antillen.

High Seas, high Seas
Ein dreifach donnerndes Hipp Hipp Hurra
Wir sind outward bound – der Weg ist das Ziel
Und immer ‘ne Handbreit Wasser unterm Kiel.

Stefan

Hat der Nikolaus ein Boot?

Datum: 7. Dezember 2020
Position: 15° 00,1’ N, 034° 57,0’ W
Wetter: 3 Windstärken, bewölkt mit miesem Regen
von Fredo

Advent, Advent ein Lichtlein brennt erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier dann steht das Christkind vor der Tür und wenn die fünfte Kerze brennt, dann hast du Weihnachten verpennt. Jetzt aber erstmal einen schönen Nikolaus und einen schönen zweiten Advent nachträglich. Wir können aus ersichtlichen Gründen keine zwei Kerzen anzünden – offenes Feuer ist bei uns auf dem Schiff streng verboten und Seegang vertragen sie auch nicht so gut. Langsam beginnt bei uns der Alltag. Wir setzen jeden Morgen das Rah-Topp-Segel, da wir es jeden Abend bergen müssen. Nachts müssen wir die Segelfläche auf ein Minimum reduzieren, um zu garantieren, dass das Schiff für die Nachtwache, im Fall unerwartet auftretender Böen, einfacher zu kontrollieren ist. So müssen deutlich weniger Segel gerefft oder heruntergenommen werden. Böen und generelle Luftströme wirken am stärksten auf die hohen Segel, da die Windstärke mit steigender Höhe zunimmt. Hinzu kommt auch, dass Übung bekanntlich den Meister macht und wir uns nur durch jedes Manöver und dessen ständiger Wiederholung verbessern können.

Was definitiv nicht normal ist, ist die diesjährige Weihnachtszeit. Ich meine wir haben 25 Grad, eigentlich Wetter für kurze Klamotten und, was schwer zu übersehen ist, wir befinden uns am zweiten Advent mitten auf dem Atlantik. Normalerweise kaufen wir langsam unsere Tannenbäume und Geschenke ein, trinken (Kinder-) Punsch und heiße Schokolade oder schlendern über den Weihnachtsmarkt. Dieses Jahr befindet sich unser Baum jedoch am Großmast oder gleich zwei am Schonermast und unsere heiße Schokolade ist der Schwarztee am Morgen. Und auch wenn die Weihnachtszeit hier auf der Johnny ungewöhnlich erscheinen mag, ist sie doch besonders und wird sicherlich niemals in Vergessenheit geraten! So jetzt zum Geschehen: Um an Robert anzuschließen, haben wir im Physikunterricht ein spannendes Projekt gestartet. Wir beginnen an einem Watermaker zu arbeiten, welcher überwiegend aus Müll aus unserem Bordleben bestehen und von selbst aus Salzwasser Trinkwasser machen soll (Stichwort: Upcycling!). Mehr kann ich noch nicht sagen, da sich das Standup-Unternehmen Deubler&Co (Anselm, wer hätte es gedacht, Jonathan, Johannes und ich) noch in der Planungsphase befindet.

Am Abend haben wir noch Doku-Donnerstag am Freitag nachgeholt. Wir haben uns die Doku „Die Tiefsee“ von „Unsere Erde“ angesehen und eine Menge ungewöhnlicher Lebewesen, mit schlicht unvorstellbaren Eigenarten bestaunt. Ich kann mir schwer ein Leben ohne Sonne vorstellen, wie die Tiere tief im Wasser es führen. Wir konnten auch die Schwertfische sehen, von denen Stefan einen fangen will. Ich kann mir nicht ganz vorstellen, wie das aussehen soll, da der Fisch 3 Meter lang ist. In der darauffolgenden Nacht hatten Jan, Merle und ich die 0-4 Wache. In dieser Nacht wurde die Zeit um eine Stunde nach hinten verstellt und jede Wache musste wie bei allen bisherigen Zeitumstellungen 20 Minuten länger Wache gehen. Das war mehr so mäh… Nach dieser Wache wollten wir alle bis zum Mittagessen durchschlafen. Dies hätte bei mir vielleicht auch funktioniert, wenn ich meine Uhr umgestellt hätte. Hätte hätte Ankerkette (Inspiriert von Selma). Auf jeden Fall habe ich um 9:00 Uhr auf die Uhr geschaut und dort stand 10:00 Uhr. Halb schlaftrunken dachte ich, wir hätten die Uhr vor gestellt und so dachte ich – bis ich Hannes gefragt habe wie viel Uhr wir haben – es sei 11:00 Uhr anstatt 9:00 Uhr und ich müsste aufstehen, da wir um 12:00 Uhr ja wieder Wache haben und um 11:30 Uhr essen müssen. Um die Uhrzeit habe ich dann realisieren müssen, dass echt nicht viel los ist. Die eine Hälfte hat Unterricht, von der anderen Hälfte hat die A-Wache Wache, da sie die 8-12 Wache haben und aus der C-Wache schlafen viele wieder, weil sie die 4-8 Wache gemacht haben. Aus der restlichen B-Wache schläft der Rest noch. Sonst rotiert noch die Backschaft, die man um diese Uhrzeit nicht stören sollte also gibt es zu der Zeit nicht viel als nicht schlafende Freiwache zu tun. Klingt absolut kompliziert, hat aber alles seinen Sinn und Zweck für einen guten Schlaf-Wache-Unterrichts- Freizeit-Rhythmus.

Generell ist es so, dass die drei Wachen A,B und C seit Teneriffa feste Uhrzeiten bekommen haben, zu denen sie Wache gehen müssen. Es sind innerhalb von 24 Stunden zwei Mal 4 Stunden. Zwischen diesen insgesamt 8 Stunden Wache können/müssen die Wachhabenden zu für Normalsterbliche doch seltsamen Zeiten zu ihrem Schlaf kommen. Hier beginnt der Alltag sich auch einzuspielen. Der Vorteil an der 0-4 Wache ist, dass wir jedes zweite Mal nicht bei Großreinschiff mitmachen müssen, was die Wache am vergangenen Wochenende doch echt versüßt hat. Am Abend haben wir auf Hippos und Julius anraten und natürlich demokratischer Abstimmung zusammen in der Messe „Hitch der Datedoktor“ gekuckt. Am Sonntag hatte die Backbordhälfte frei (denn eigentlich Unterricht, der sonntags jedoch nicht stattfindet) und der Tag startete mit einem Schoko-Nikolaus in unseren Schuhen, was die Frage aufwirft ob der Nikolaus ein Boot hat und uns mitten auf dem Atlantik gefunden hat oder wo die Lehrer die Schokolade gelagert hatten und ob es dort mehr davon gibt.

Nach dem Sonntagsfrühstück wurde wie jeden Tag in unserer besonderen Adventszeit aus Lanas Adventskalender die tägliche Weihnachtstradition aus anderen Ländern vorgelesen und es wurde ausgelost wer heute Schokolade aus den Schoko-Adventskalendern bekommt. Danach haben wir den Großteil des Tages mehr oder weniger produktiv auf dem Vorschiff liegend verbracht. Um 16:00 Uhr haben uns zur täglichen Kaffee- und Teezeit netterweise ein paar Weihnachtssüßigkeiten aus Teneriffa von den Lehrern erwartet, welche wir nicht ganz identifizieren konnten, da sie auf Spanisch beschriftet, aber echt lecker waren. Darauf folgte eine längere Schülerversammlung mit den Lehrern zusammen, die mit uns das Zusammenleben unserer gesamten Mannschaft an Bord reflektierten. Ich fand das Treffen wichtig, da es uns allen viele positive Sachen aber auch Reibungspunkte klar gemacht hat. Insgesamt tat es gut in der Runde zusammenzusitzen und sich zu besprechen.

Am Abend folgten um 21:00 Uhr die ersten beiden der 17 Sustanable Development Goals (SDGs). Lara referierte zum Thema „Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen“ und Clara anschließend über „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“. Alle Ziele beschäftigen sich mit der Verbesserung eines nachhaltigen Lebens aller Menschen auf verschiedenen Ebenen, wie Energie oder Fischerei oder kämpfen für bessere Lebensgrundlagen für jede*n. Alle Ziele sind gleich wichtig und müssen im Sinne einer besseren Welt immer stärker erfüllt werden. Wir werden auf unserer Reise noch über viele weitere SDGs sprechen. Der nächste Tag war eher unspektakulär, denn das Wetter war einfach nur Sch… Um 16:30 Uhr musste die Freiwache nach einem etwas chaotischen Start, bei dem die Hälfte fehlte, ein Übungsmanöver zum Thema Brand im Vorschiff machen. Am Anfang musste das Team, welches für den Verschlusszustand verantwortlich ist, alle Orte kontrollieren an denen Luft in die Kammern des Vorschiffs hinein kommen kann. Im Brandfall müssen sie verschlossen werden, damit das Feuer nicht per Kamineffekt stetig mit frischem Sauerstoff gefüttert wird. Als zweites kam der Löschschlauch dran und wie er effektiv zu handhaben ist. Was am Anfang jedoch aus dem Schlauch kam war eher auf dem Niveau eines Gartenschlauches … (ahhh, ein zweites Ventil ist offen…, welches den Druck auf den Schlauch mindert. Mal wieder macht Übung den Meister und wir lernen aus unseren Fehlern!). Am Abend gab es Andreas’ heiß begehrtes Torpedofett aus Aprikosenmarmelade und Sambal Olek, da Merle das verschollen geglaubte Sambal Olek gefunden hat. Der heilige Gral scheint wieder gefunden…
Macht’s gut und habt eine schöne Weihnachtszeit!
Frederick

P.S.: Ich grüße Meine Eltern, Kathi, meine Schwester Pauli, meine Großeltern, Uschi, Aicha und meine Haustiere: Ich wünsche euch noch eine schöne Weihnachtszeit und vielen Dank für die Adventskalender. Ich hoffe ihr hattet einen schönen 2. Advent und Nikolaus und hoffentlich was im Stiefel.
P.P.S.: Lana sagt: Vielen Dank an den fleißigen Nikolaus.
P.P.P.S.: Anabel grüßt: Ihre Eltern „ Ich hoffe ihr hattet einen schönen 2. Advent und Nikolaus auch ohne mich, hab euch lieb.“; ihre Schwester: „Ich hoffe du hast unsere Nikolaus Traditionen weitergeführt und hast viel Schockolade bekommen und dass du unsere Pläne vom Telefonat verwirklicht hast! Hab dich lieb.“; ihren Bruder „Nerv Amber nicht so viel!!!! Hab dich aber trozdem lieb!“; Emma „Ich habe nach den 2 Monaten gestern noch nen Pulli gefunden, den ich hier noch nie an hatte, also haben wir echt super gepackt!“; ihre Großeltern „Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit!“
P.P.P.P.S.: Jasmin grüßt Greta, Feline und Carla.
P.P.P.P.P.S.: Selma grüßt natürlich wieder Lici: „Vermisse dich echt dolle und fand´s so schade, dass wir auf den Kap Verden nicht mehr telefonieren konnten!“ und Nuki: „Hast du viel Schoki bekommen? Hab dich lieb“
P.P.P.P.P.P.S.: Rosienchen grüßt Ananas, Abenteuer Lesereise hat leider ein Ende gefunden?. Trotzdem wünsch ich dir eine ganz ganz tolle und gemütliche Weihnachtszeit.
P.P.P.P.P.P.P.S.: Merle grüßt ihre Familie, und wünscht eine schöne Adventszeit. Ich vermisse euch.
P.P.P.P.P.P.P.P.S.: Vali grüßt ihre aller liebste Mami, ihren super duper Dady und ihren fröhlich frechen Max! Ich vermisse euch und die selbstgebackenen Zimtsterne von dir, Mama… Hab euch lieb!
P.P.P.P.P.P.P.P.P.S.: Lara grüßt ihre Omi ,,hab dich lieb und vermisse deine Zimtwaffeln!“