Anker hochholen und niederlassen

Anker hochholen
Beim Anker hochholen muss man als allererstes beachten, dass die ganze Crew wach und voller Power ist. Am Anfang werden ein bis zwei Personen in den Ankerkasten geschickt um die eingeholte Kette zusammen zu legen. Dann werden die Kurbeln an die Ankerhochholmaschine angeschlossen und es müssen an beiden Kurbeln (Steuerbord und Backbord) jeweils drei Menschen kurbeln, also insgesamt sechs. Nun geht es an die eigentliche Sache, es muss gekurbelt werden „was das Zeug hält“. Zwischendurch werden die Personen, die kurbeln, ausgetauscht. Dazu wird die Bremse angezogen, damit der Anker nicht ins Wasser zurück rauscht und die nächsten sind an der Reihe. Sobald der Anker oben ist, muss er in die Halterung gelegt werden und fest gemacht werden. Nun werden die Kurbeln abgenommen, und das ganze Manöver ist beendet.

AUF KEINEN FALL DIE BEIDEN PERSONEN IM ANKERKASTEN VERGESSEN!

Anker niederlassen
Wenn man den Anker niederlässt, muss man folgende Schritte beachten. Als erstes muss man am Vordeck den Anker außenbords bringen. Dies tut man mit der Pier. Danach fährt die wachhabende Stauerfrau/ der wachhabende Steuermann, mit Hilfe der Maschinistin/des Maschinisten, ein Stück nach hinten, da man so verhindern will, dass die Kette auf den Anker fällt. Dann werden die Ankerbremsen von einer Steuerfrau oder einem Steuermann am Vordeck gelöst und die Kette plus Anker ins Wasser gelassen. Das Schiff wird danach von der Steuerfrau oder  vom Steuermann angehalten und es wird geprüft, ob der Vorgang gelungen ist oder wiederholt werden muss.

Text von Leonhard, Kilian, Robert, Caspar

Vom Zauber der Nachtwache …

Hätte mir vor dem Törn jemand gesagt, dass ich mal gerne um null Uhr zur Wache aufstehen würde, ich hätte die Person für verrückt erklärt. Aber – die vergangenen drei Wochen haben mich eines Besseren belehrt. Denn gerade die Wache zwischen null und vier Uhr hat für mich einen ganz eigenen Reiz. Es liegt einfach eine ganz besondere Stimmung über dem Schiff. Am Anfang der Wache sieht man im Westen noch die Abendröte am Horizont, gegen Ende der Wache wird der Himmel schon wieder heller und bereitet auf den Sonnenaufgang vor. Das Meer scheint schwarz und manchmal fast ein bisschen bedrohlich, aber über dem Schiff sind bei klarem Himmel tausende von Sternen sichtbar. Draußen ist es oft empfindlich kalt, trotz der tagsüber oft sommerlich heißen Temperaturen. Umso mehr freut man sich, nach dem Ausguck oder dem Rudergehen ins warme gemütliche Kartenhaus zu kommen, welches hell erleuchtet ist, während der Rest des Schiffes bis auf ein paar kleine Lichter im Dunkeln liegt. In den Küstenregionen werden die ganze Zeit Seesignale von Leuchttürmen, unterschiedlichen Tonnen und natürlich Schiffen ausgesendet, die in der Dunkelheit den Weg weisen.

Auch, oder vielleicht gerade nachts muss die Wache ihren Aufgaben konzentriert nachgehen und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb liegt eine friedliche Ruhe über dem Schiff. Nur die Wachhabenden sind auf und tragen damit die Verantwortung dafür, dass alle anderen ruhig schlafen können.

Den Zauber, der nachts über dem Schiff liegt, merkt man tagsüber nicht. Es ist der Zauber, der nur nachts spürbar ist und genau dieser Nachtzauber hat tatsächlich die Nachtwache für mich zur schönsten Zeit auf der Seuten Deern gemacht.

Es grüßt ganz herzlich, Paulina

P.S.
Ich möchte noch ein ganz herzliches Dankeschön an Frauke (unsere Wachführerin) aussprechen: Danke, dass du mit einer endlosen Geduld jede Frage beantwortet hast (im Zweifel auch mehrmals) und ich von dir in den letzten Wochen unheimlich viel lernen durfte, gerade was den Bereich Navigation angeht. Mit der Zuteilung zu deiner Wache habe ich echt einen Glücksgriff getan.

Tag 18: Zurück nach Eckernförde

Bereits heute verlassen wir (aufgrund der Wetterlage!) die dänischen Gewässer. Die Segel stehen bei 3 bis 4 Windstärken prachtvoll im Wind, tragen uns schwingend über die Ostsee nach Deutschland Richtung Eckernförde. Wir genießen die frische Brise im Wechsel von Regenschauern und Sonnenschein. Ein Stück Freiheit auf dem Wasser!
Seit dem Aufbruch heute morgen von Mittelfahrt passieren wir Boote, Tonnen und begegnen der ein oder anderen Möwe. Selbst die »Albatros« (einen Dreimast-Topsegelschoner aus unserer »Clipper«-Familie) konnten wir per Fernglas sichten.