Vom Zauber der Nachtwache …

Hätte mir vor dem Törn jemand gesagt, dass ich mal gerne um null Uhr zur Wache aufstehen würde, ich hätte die Person für verrückt erklärt. Aber – die vergangenen drei Wochen haben mich eines Besseren belehrt. Denn gerade die Wache zwischen null und vier Uhr hat für mich einen ganz eigenen Reiz. Es liegt einfach eine ganz besondere Stimmung über dem Schiff. Am Anfang der Wache sieht man im Westen noch die Abendröte am Horizont, gegen Ende der Wache wird der Himmel schon wieder heller und bereitet auf den Sonnenaufgang vor. Das Meer scheint schwarz und manchmal fast ein bisschen bedrohlich, aber über dem Schiff sind bei klarem Himmel tausende von Sternen sichtbar. Draußen ist es oft empfindlich kalt, trotz der tagsüber oft sommerlich heißen Temperaturen. Umso mehr freut man sich, nach dem Ausguck oder dem Rudergehen ins warme gemütliche Kartenhaus zu kommen, welches hell erleuchtet ist, während der Rest des Schiffes bis auf ein paar kleine Lichter im Dunkeln liegt. In den Küstenregionen werden die ganze Zeit Seesignale von Leuchttürmen, unterschiedlichen Tonnen und natürlich Schiffen ausgesendet, die in der Dunkelheit den Weg weisen.

Auch, oder vielleicht gerade nachts muss die Wache ihren Aufgaben konzentriert nachgehen und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb liegt eine friedliche Ruhe über dem Schiff. Nur die Wachhabenden sind auf und tragen damit die Verantwortung dafür, dass alle anderen ruhig schlafen können.

Den Zauber, der nachts über dem Schiff liegt, merkt man tagsüber nicht. Es ist der Zauber, der nur nachts spürbar ist und genau dieser Nachtzauber hat tatsächlich die Nachtwache für mich zur schönsten Zeit auf der Seuten Deern gemacht.

Es grüßt ganz herzlich, Paulina

P.S.
Ich möchte noch ein ganz herzliches Dankeschön an Frauke (unsere Wachführerin) aussprechen: Danke, dass du mit einer endlosen Geduld jede Frage beantwortet hast (im Zweifel auch mehrmals) und ich von dir in den letzten Wochen unheimlich viel lernen durfte, gerade was den Bereich Navigation angeht. Mit der Zuteilung zu deiner Wache habe ich echt einen Glücksgriff getan.

Tag 18: Zurück nach Eckernförde

Bereits heute verlassen wir (aufgrund der Wetterlage!) die dänischen Gewässer. Die Segel stehen bei 3 bis 4 Windstärken prachtvoll im Wind, tragen uns schwingend über die Ostsee nach Deutschland Richtung Eckernförde. Wir genießen die frische Brise im Wechsel von Regenschauern und Sonnenschein. Ein Stück Freiheit auf dem Wasser!
Seit dem Aufbruch heute morgen von Mittelfahrt passieren wir Boote, Tonnen und begegnen der ein oder anderen Möwe. Selbst die »Albatros« (einen Dreimast-Topsegelschoner aus unserer »Clipper«-Familie) konnten wir per Fernglas sichten.

 

Ein Video-Rückblick

Wer nicht dabei ist und vielleicht auch noch nie auf einem Traditionssegler gesegelt ist, kann sich schwer vorstellen, wie das ist und was wir den ganzen Tag so machen.

Benedikta und Henrike haben aus dem Videomaterial, welches wir am 20.Juli an unserem Ankerplatz vor der schwedischen Insel Dänholmen gedreht haben, einen spannenden Film zusammengestellt.

Unser Fazit:
Uns geht es gut – die Stimmung an Bord ist fantastisch und wird eigentlich nur durch den Gedanken getrübt, dass unsere Reise bald vorüber ist!

Hier gehts zu dem Video:
https://youtu.be/ze6pw88Ljbs