Tag 6: Von Anlegemanövern und Nachtwachen …

Wir sind eine Gemeinschaft, wir helfen einander, lernen jeden Tag und jede Nacht Neues kennen und manövrieren unser Schiff durch die See. Manchmal spielen wir Karten in der Messe. In der Nachtwache sind wir auf der Brücke, achten auf den Kurs, wenn wir segeln, indem wir am Ruder stehen. Wir halten Ausguck nach Schiffen und Fischernetzen, die unsere Fahrt behindern könnten. Wir blicken auf die weite See im Wechsel von Steuerbord, das ist rechts und Backbord, nach links.

 

Täglich beobachten wir das Wetter, notieren alles ins Schiffstagebuch, lernen Karten-Navigation, setzen die Segel, üben täglich Knotentechniken. Alles erledigen wir exakt.

Beim Anlegemanöver, haben wir gestern den Anker in letzter Sekunde hochgezogen. Wurfseile braucht es für die Befestigung der Mouring-Leinen an Land. Beinahe hätten wir gestern beim Anlegemanöver mit dem Anker unsere Seute Deern beschädigt und den Steg auch gleich mit. Kurz vor der Kaimauer haben wir im Team diese Situation gerettet, indem wir Hand in Hand zusammengearbeitet und in kürzester Zeit den Anker hoch geholt haben. Der Kapitän war begeistert, dass wir das doch so schnell geschafft haben. Wir waren alle erleichtert, super müde und glücklich.

Weil wir die Nacht zuvor fast kein Auge zugemacht hatten (wir haben das erste Mal versucht an Deck zu schlafen!), waren wir sooo müde. Johannes meinte, er war einer der „weirdesten“ (übersetzt eigenartig/komisch) Menschen, die es gibt. Johannes und Ella hatten bereits in der Nacht davor Nachtwache gehabt. Johannes legte sich während der Wache einfach auf den Boden in der Brücke (Kartenhaus) und schlief sogar ein.

Doch beginnen wir am Anfang: Ella wurde von Philip zum Antritt der anstehenden Nachtwache geweckt. Das hat länger als erwartet gedauert, da sie so tief geschlafen hat. Philip hat an den Füßen und Schultern gerüttelt. Daraufhin ist Henrike wach geworden und nicht Ella. Irgendwann wurde dann Ella wach und hat sich hingesetzt. Philip wollte dann Johannes wecken und Ella ist wieder eingeschlafen. So musste Ella erneut geweckt werden. Darum hat sich dann Henrike gekümmert, weil sie ohnehin schon wach war. Johannes schlief ebenfalls so tief, dass Casper, der auch wach wurde, auf die Idee kam, Johannes Wasser übers Ohr zu schütten. Darauf hat er aber nicht reagiert und dann im Nachhinein Wasser über die Augen geschüttet bekommen. Johannes meint dazu „Meine Stimmung war unterste Schublade.“.

Dann traten wir zur Hafenwache unseren nächtlichen Dienst an. Ella meinte „Mir war so langweilig, dass ich den Sekundenzeiger verfolgt habe. Dann kam Rolf und er dachte, ich wäre allein auf Wache, bis ich auf den Boden gezeigt habe, wo der erschöpfte Johannes lag. So habe ich die Wache allein durchgezogen. Es ist sehr anstrengend, die Nachtwache umzusetzen, doch sie ist wichtig, damit das Schiff nicht von Unbefugten betreten wird, für Brandrunden bzw. Kontrollen und das Überprüfen der Festmacher. Wegen Ebbe und Flut hebt und senkt sich das Schiff unterschiedlich. Kurz vor Ende der Wache wurde es dann ganz komisch, weil Johannes plötzlich seltsame Geräusche machte und einfach aufgestanden ist. Als ich ihn ansprach, schaute er mich einfach nur stumm an. Er lief mir hinterher, obwohl ich ihn schlafen geschickt habe. Er ist dann statt zum Schlafsack an Deck in seine leere Koje, wo er ohne Decke und Kopfkissen durchgeschlafen hat. Am nächsten Morgen wusste er nicht, wo er ist.“

Johannes ist immer noch müde und meint „War halt schon Kacke, ich hätte mich glaube schon vor mir selbst gegruselt. Das liegt daran, dass ich über 24 Stunden wach war. Es war einfach alles so lustig in unserer Gruppe, dass ich nicht schlafen wollte.“. Johannes versprach uns darauf, dass er künftig schläft.

Text von Henrike, Ella, Philip, Johannes, Casper, Kara
aufgeschrieben auf der Überfahrt von Skagen nach Marstrand (14.07.21)