Tag 7: Vom versumpften Schuh und einer Inseltradition in Schweden

Heute hatten wir geplant weiter zu segeln, doch da es nebelig war, sind wir noch einen Tag länger in Marstrand geblieben. So fuhren wir auf die benachbarte Insel mit dem Schlauchboot und wanderten dort erstmal zu einer Badestelle über eine hügelige Landschaft. Der Weg verlief am Meer entlang an teils steilen Felsen. Hin und wieder streiften wir giftgrüne Pfützen mit Algen und Wasserablagerungen.

Anouk und Henrike waren gerade etwas genervt, weil es erstens heiß war und zweitens Wandern nicht so ihre größte Leidenschaft ist. Dann mussten sie auch noch ein großes Loch überqueren, was alle davor jedoch auch schon geschafft hatten. Henrike nahm all ihren Mut zusammen und sprang. Dabei landete sie mit dem rechten Fuß elegant im Schlamm/Moos/Sinkmatsch. Ihr Schuh ist dabei leider in der „Brühe“ komplett stecken geblieben. Anika, Elena, Anouk und Henrike haben dann erstmal einen “Lachkick geschoben” und den Schuh erstmal im Schlamm ruhen lassen. Anschließend ist Henrike aufgefallen, dass der Schuh wirklich komplett feststeckte, stank und nicht so leicht davon zu befreien war. Nach dem zweiten “Lachkick” wurde er dann gerettet und Henrike trauerte, weil er extrem dreckig war.

Dann sind alle weiter, etwas schlecht gelaunt, zu den anderen gewandert und waren entmutigt, weil sie gefühlte drei Kilometer vor uns waren. Zusätzliche “schlaue” Kommentare machten es nicht besser, da die anderen vor uns einen großen Umweg gelaufen sind. Trotzdem sind sie “straight” den Umweg hinterhergetrottet. Zitate aus der Situation waren: “Boah, das ist so upfuck”, “Alter, das ist so ekelhaft”, “OMG, ich muss gerade so hart lachen”, “Ich habe noch nie so viel, wie jetzt, auf dieser Reise gelacht”.

Als dann nach weiteren Diskussionen ein Badeplatz gefunden wurde, sind alle schwimmen gegangen. Hennrike schwamm mit ihrem Schuh, um ihn zu säubern. Die ganze Schuhsituation war ziemlich witzig. Als wir wieder aus dem Wasser geklettert waren, haben sich einige an dem Riff die Füße oder Beine oberflächlich aufgeschrammt. Anouk hatte es besonders erwischt, denn nachdem sie sich hingesetzt und den Fuß nach ein paar Minuten wieder hochgehoben hat, hat man einen Fußabdruck aus Blut gesehen. Der Fuß wurde verbunden – es war nur eine kleine oberflächliche Schnittwunde am Zeh – dennoch war es ziemlich viel Blut. Bevor wir dann Gruppen gebildet haben um die Stadt zu erkunden, verspeisten wir noch den restlichen Kuchen, den wir mitgenommen hatten. Den Kuchen hatten wir in Dänemark vom Bäcker geschenkt bekommen, weil unser Kapitän für unsere Crew 120 Brötchen gekauft hatte.

Dazu eine eine wichtige Info: Es ist eine deutsche Tradition dänischen Kuchen vom Vortag, auf schwedischen Inseln nass zu essen. Wird diese nicht ausgeführt, wird aller künftiger Kuchen knochentrocken sein.

Auf dem Rückweg nach Einhaltung dieser Tradition, gingen wir das Salzwasser in der Hafendusche abspülen. Dort konnte man die Duschkabinen nur mit einem Vorhang verschließen, somit wurde Elena lustigerweise von dreieinhalb Personen gestört. Eineinhalb weil eine Person von ihnen schwanger war. Danach wollten wir noch ein Eis essen. Als wir endlich einen Eisladen gefunden hatten, bei dem man Bar zahlen konnte, stellten wir fest, dass es leider ziemlich teuer war. Anika hat großes Glück gehabt, denn sie hatte sich ein köstliches Mango-Maracuja-Eis gegönnt. Die anderen hatten Pech mit ihrem Softeis, welches nicht geschmeckt hat und sogar teurer war. Anouk hat sich als Trostpflaster ein Peppa-Pig Kindermagazin gegönnt. Eigentlich nur, weil es dazu eine Pfeife, ein “fake” Handy, Schlüssel und einen imitierten Polizeiausweis als Spielzeug gab. Später ist ihr aufgefallen, dass alles natürlich auf schwedisch geschrieben steht und sie dadurch gleich die Sprache etwas lernen konnte. Der ganze Tag war sehr schön und zur Krönung schlafen wir gleich noch auf dem Dach. Morgen hat Benedikta Geburtstag und wir wollen gern ein wenig reinfeiern. Gute Nacht!

Wir grüßen unsere Familie und Freunde!

Henrike, Anika, Elena und Anouk


 

Tag 6: Von Anlegemanövern und Nachtwachen …

Wir sind eine Gemeinschaft, wir helfen einander, lernen jeden Tag und jede Nacht Neues kennen und manövrieren unser Schiff durch die See. Manchmal spielen wir Karten in der Messe. In der Nachtwache sind wir auf der Brücke, achten auf den Kurs, wenn wir segeln, indem wir am Ruder stehen. Wir halten Ausguck nach Schiffen und Fischernetzen, die unsere Fahrt behindern könnten. Wir blicken auf die weite See im Wechsel von Steuerbord, das ist rechts und Backbord, nach links.

 

Täglich beobachten wir das Wetter, notieren alles ins Schiffstagebuch, lernen Karten-Navigation, setzen die Segel, üben täglich Knotentechniken. Alles erledigen wir exakt.

Beim Anlegemanöver, haben wir gestern den Anker in letzter Sekunde hochgezogen. Wurfseile braucht es für die Befestigung der Mouring-Leinen an Land. Beinahe hätten wir gestern beim Anlegemanöver mit dem Anker unsere Seute Deern beschädigt und den Steg auch gleich mit. Kurz vor der Kaimauer haben wir im Team diese Situation gerettet, indem wir Hand in Hand zusammengearbeitet und in kürzester Zeit den Anker hoch geholt haben. Der Kapitän war begeistert, dass wir das doch so schnell geschafft haben. Wir waren alle erleichtert, super müde und glücklich.

Weil wir die Nacht zuvor fast kein Auge zugemacht hatten (wir haben das erste Mal versucht an Deck zu schlafen!), waren wir sooo müde. Johannes meinte, er war einer der „weirdesten“ (übersetzt eigenartig/komisch) Menschen, die es gibt. Johannes und Ella hatten bereits in der Nacht davor Nachtwache gehabt. Johannes legte sich während der Wache einfach auf den Boden in der Brücke (Kartenhaus) und schlief sogar ein.

Doch beginnen wir am Anfang: Ella wurde von Philip zum Antritt der anstehenden Nachtwache geweckt. Das hat länger als erwartet gedauert, da sie so tief geschlafen hat. Philip hat an den Füßen und Schultern gerüttelt. Daraufhin ist Henrike wach geworden und nicht Ella. Irgendwann wurde dann Ella wach und hat sich hingesetzt. Philip wollte dann Johannes wecken und Ella ist wieder eingeschlafen. So musste Ella erneut geweckt werden. Darum hat sich dann Henrike gekümmert, weil sie ohnehin schon wach war. Johannes schlief ebenfalls so tief, dass Casper, der auch wach wurde, auf die Idee kam, Johannes Wasser übers Ohr zu schütten. Darauf hat er aber nicht reagiert und dann im Nachhinein Wasser über die Augen geschüttet bekommen. Johannes meint dazu „Meine Stimmung war unterste Schublade.“.

Dann traten wir zur Hafenwache unseren nächtlichen Dienst an. Ella meinte „Mir war so langweilig, dass ich den Sekundenzeiger verfolgt habe. Dann kam Rolf und er dachte, ich wäre allein auf Wache, bis ich auf den Boden gezeigt habe, wo der erschöpfte Johannes lag. So habe ich die Wache allein durchgezogen. Es ist sehr anstrengend, die Nachtwache umzusetzen, doch sie ist wichtig, damit das Schiff nicht von Unbefugten betreten wird, für Brandrunden bzw. Kontrollen und das Überprüfen der Festmacher. Wegen Ebbe und Flut hebt und senkt sich das Schiff unterschiedlich. Kurz vor Ende der Wache wurde es dann ganz komisch, weil Johannes plötzlich seltsame Geräusche machte und einfach aufgestanden ist. Als ich ihn ansprach, schaute er mich einfach nur stumm an. Er lief mir hinterher, obwohl ich ihn schlafen geschickt habe. Er ist dann statt zum Schlafsack an Deck in seine leere Koje, wo er ohne Decke und Kopfkissen durchgeschlafen hat. Am nächsten Morgen wusste er nicht, wo er ist.“

Johannes ist immer noch müde und meint „War halt schon Kacke, ich hätte mich glaube schon vor mir selbst gegruselt. Das liegt daran, dass ich über 24 Stunden wach war. Es war einfach alles so lustig in unserer Gruppe, dass ich nicht schlafen wollte.“. Johannes versprach uns darauf, dass er künftig schläft.

Text von Henrike, Ella, Philip, Johannes, Casper, Kara
aufgeschrieben auf der Überfahrt von Skagen nach Marstrand (14.07.21)


 

Willkommen bei der Summer-High Seas High School 2020

Wir freuen uns, dass du auf dem Blog der Summer-High Seas High School vorbeischaust. Das Projekt wird von der Hermann Lietz-Schule Spiekeroog zusammen mit dem Verein CLIPPER DJS e.V. veranstaltet. Jüngere Schüler und Schülerinnen fahren zusammen auf der Gaffelketsch „Seute Deern“ einen Sommertörn durch die Ostsee.

Weil die große High Seas High School so erfolgreich und beliebt ist, wird das segelnde Klassenzimmer seit 2002 auf verschiedenen Traditionsseglern auch als Summer School für die Mittelstufe angeboten. Ca. 20 Schüler und Schülerinnen der 7. bis 9. Klasse segeln während der Sommerferien auf der Ostsee und lernen dabei das grundlegende Handwerkszeug und das Bordleben kennen. Der Unterricht an Bord findet auf Deutsch und Englisch statt. Auf Landausflügen lernen die Segler neue Länder und Menschen kennen – eine Mischung aus Sport-, Sprach- und Abenteuerreise!

Auf diesem Blog findest du  Berichte und Bilder von der Summer HSHS 2020 und  Informationen zum Projekt, viele Links und auch einiges über die vergangenen Reisen. Viel Spaß beim Lesen und Stöbern wünscht
Euer HSHS-Team