Vali’s Geburtstag, ein Riss in der Breitfock und das missglückte Baguette

Datum: 3. Februar 2021
Position: zwischen Grenada und Kuba
Wetter: sonnig/bewölkt
von Hannes

Moin zusammen, heute bin ich wieder mit dem Schreiben des Tagesberichts dran. Gestern hatte Vali Geburtstag. Eigentlich hätte sie Backschaft gehabt, doch diese wurde netterweise von Jan, Noah und Jonne (Jonathan) übernommen. Trotzdem hatte Vali 4-8 Wache. Um 10 vor 8 wurde sie in die Messe gerufen und besungen. Zum ersten Mal war es ein Geburtstagslied, das Hippo mitsingen konnte. Bis jetzt wurde jedes Mal „Heute kann es regnen“ von Rolf Zuckowski gesungen. Mit den Textschwierigkeiten war er nicht der Einzige. Deshalb wurde heute „Viel Glück und viel Segen“ gesungen. Danach startete, wie üblich um 8:45 Uhr, der Unterricht. Nach drei Wochen war es schon etwas ungewohnt. Es begann mit Englisch, anschließend ging es weiter mit Geo und Spanisch. In Englisch arbeiteten wir an unserer Klausurersatzleistung. Wir haben im Unterricht den Film „Bro“ gesehen, in dem es um die Beziehung zweier Brüder geht, von denen einer das FragileX-Syndrome hat. Als Ersatzleistung müssen wir in 3er-4er Gruppen ein oder zwei Szenen aus einem eigenen Filmskript aufschreiben und anschließend aufnehmen. In Geo beschäftigten wir uns mit dem System des auf- und ablandigen Windes und wie Hoch- und Tiefdruckgebiete entstehen. Zudem betrachteten wir die Sache global. Wir lernten, dass es die polaren Ostwinde gibt, die Westwindzonen und die Passatwinde. Zwischen den Passatwinden und den Westwindzonen liegen die sogenannten Rossbreiten. In Spanisch bekamen wir unsere Tests zurück, die wir vor über einem Monat in der Quarantäne im Hafen von Barbados geschrieben haben. Dazwischen gab es noch Mittagessen, das wie immer sehr lecker schmeckte. Nach Spanisch gab es Kaffee. Zur Feier des Tages hatte die Backschaft leckeren Apfelkuchen gebacken.

Dann folgte noch Friederike mit Geschichte. Dort bereiteten wir uns auf unsere Klausurersatzleistung vor. In Geschichte müssen wir einen Vortrag über die Ankunft von Kolumbus in der Karibik halten. Dafür haben wir drei schriftliche Quellen aus seinem Bordbuch bekommen und drei bildliche Quellen: 2 Holzschnitte und einen Kupferschnitt. Ich bin ein bißchen hintendran. Nach dem Schreiben dieses Tagesberichts, muss ich da nochmal ran. Am Abend haben wir dann noch gemeinsam den Film Ratatouille geguckt, und uns alle köstlich amüsiert.

Heute begann der Tag für mich um 6:15 Uhr, als ich von Jasmin und Julius geweckt wurde. Dann ging ich in die Kombüse und begann mit Anselm und Hippo das Frühstück vorzubereiten. Als wir auf der Nordsee zum ersten Mal die Breitfock setzten, fiel uns am oberen linken Rand ein kleiner Riss auf. Im Lauf der vier Wochen nach Teneriffa, wurde dieser Riss nicht größer und deshalb sahen wir keinen Grund eine Reparatur vorzunehmen. Auch die Fahrt über den Atlantik überstand der Riss ohne erkennbare Verschlechterungen. Heute Morgen fiel uns in der Mitte des Segels ein Riss entlang einer Segelnaht auf. Ein Segel wird aus verschiedenen Stücken zusammengenäht. Entlang der Breitfock ist dies mehrmals in vertikaler Richtung der Fall. Deshalb musste in einem großen All-Hands die Breitfock geborgen werden, damit der Riss nicht größer wird, und Schoner, Baumfock und Klüver wurden gesetzt.

Nach dem morgendlichen Abwasch, musste die Kürbissuppe vorbereitet werden. Gestern Abend haben wir noch zwei Kürbisse und ein paar Kartoffeln kleingeschnitten. Diese mussten mit heißem Wasser gekocht werden, und gegen Ende des Vormittags aufgrund des kaputtgegangenen Mixers gestampft werden. Parallel versuchten wir uns am sogenannten „Magischen Baguette“, einem Rezept, das ich vor kurzem von meiner Mutter zugeschickt bekam. Ich hatte den Teig gestern vorbereitet und heute mit Freuden festgestellt, dass er aufgegangen war. Als wir ihn aufs Blech legen wollten, zerfloss er uns jedoch förmlich. Deshalb entschieden wir uns kurzer Hand, eine Art Focaccia daraus zu machen. Wir nahmen zwei tiefe Bleche und füllten den Teig hinein. Dann schoben wir beide Bleche in den Ofen und machten uns erstmal keine Gedanken mehr. Ich begann die Hackbällchen zu formen, was eine sehr ekelige Angelegenheit war. Doch nach einer Weile war auch des geschafft. Aber wie es in der Backschaft immer ist. Ein Ereignis jagt das nächste. Kaum war ich mit dem Formen fertig, ging es auch schon ans Anbraten. Doch das verlief ohne Probleme und wir hatten unser Essen pünktlich fertig, welches uns allen köstlich mundete.

Ihr könnt ja mal versuchen, das Baguette ohne Seegang nachzubacken. Hier ist das Rezept. Laut Mail-Informationen der Nachrichtenagentur Mama handelt es sich bei dem Autor des Rezepts um die deutsche Youtuberin Sally. Rezept „Magisches Baguette“:

Zutaten für zwei Baguettes
10 g Hefe
300 ml Wasser
380 g Mehl
1 Prise Zucker
1 TL Salz

Zubereitung: In einem großen Topf oder einer Schale die Hefe in Wasser auflösen. Dann die restlichen Zutaten hinzugeben und alles mit einem Schneebesen oder einem großen Löffel verrühren bis es sich zu einem Stück bindet. Anschließend den Topf oder die Schale mit einem Geschirrtuch abdecken und bei Zimmertemperatur 2h aufgehen lassen. Der Teig ist lange genug aufgegangen, wenn er doppelt so groß ist und wie eine wabbelige Qualle aussieht. Wenn man den Teig aufs Blech legen möchte, muss das Blech davor befettet und bemehlt werden. Auch derjenige, der den Teig aufs Blech legt, muss Mehl an den Händen haben, da der Teig sehr klebrig ist. Auf dem Blech zwei längliche Stücke Teig formen und anschließend in einem vorgeheizten Ofen bei 240°C 20 Minuten backen.

Es klingt vielleicht etwas kompliziert, ist aber das beste und leckerste Baguetterezept, das ich kenne.
Euer Hannes

P.S.:
Hannes grüßt seine Familie
Anabel grüßt ihre Mutter „Alles gute zum Geburtstag, ich hoffe du hattest einen schönen Tag und das die anderen Chaoten schöne Geschenke für dich hatten! Und ich hoffe, dass du meinen Brief pünktlich bekommen hast. Hab dich ganz doll lieb!“
Leni grüßt Kilian, Linnea und Janine und wünscht alles Gute nachträglich zum Geburtstag!
Leni grüßt auch noch die Toni und hofft, dass sie wieder leckere Dinge essen kann… „Hab dich lieb und vermisse dich!!“
Selma grüßt Eva: „Vermisse Klavierspielen und hoffen wir mal ich hab´s nicht verlernt ;)“
Caspar grüßt Louis et Etienne.

Exkurs über Angelei

Datum: 19. Dezember 2020 (29. Nov 2020)
Position: 12° 41,7‘ N; 057°15,8‘ W
Wetter: leicht bewölkt, Lufttemperatur 28°
von Hannes

Ich möchte noch von einem Ereignis berichten, dass sich vor ungefähr 20 Tagen noch in Mindelo, auf den Kap Verden abspielte, als eigentlich ein Tag am Strand vorgesehen war – für alle bis auf drei von uns:
Am 29.11.2020 um ca. 10:30 Uhr wurden Stefan, Robert und ich von einem Fischer namens Constantino abgeholt und auf sein Boot „verladen“. Genauer gesagt auf sein Ruderboot an das ein 15 PS starker Außenborder gebaut war. Wir waren mit Wasser, ein bisschen Proviant, einem Pullover und Angelzeug ausgestattet. Robert hatte seine Angel dabei und ich, der Angellaie half Stefan beim Tragen seiner Ersatzangel und seinem Besenstiel, einer Angel die aufgrund ihrer Kürze und Stabilität sehr gut für das Schleppangeln geeignet ist. Zusätzlich trugen Robert und ich aus Gründen der Sicherheit noch Hartwesten (Rettungswesten). Stefan hatte seine eigene Arbeitssicherheitsweste. Constantino selbst ging nicht an Bord, sondern übergab uns seinen drei Kollegen, zwei sehr junge Kapverdianer und ein etwas älterer.

Wir verstauten unser Hab und Gut und fuhren dann aus dem Hafen hinaus. Als wir uns ein wenig von der Mole des Hafens entfernt hatten, spürten wir, dass sich die Stimmung an „Bord“ änderte. Die Fischer holten Eimer voll Wasser an Bord und kippten es in eine Art Schacht. In diesem Schacht befanden sich Unmengen an kleinen, ungefähr 10 cm kleinen Fischen, sogenannte Lebendköder. Danach zogen sich die beiden jüngeren Fischer eine Art Ganzkörperölzeug an und auch der Älteste von den dreien zog sich einen Ölzeugpullover an. Robert und ich saßen immer noch in T-Shirt und kurzer Hose im Boot, als die ersten Wellen vorne über das Boot schlugen. Innerhalb von 5 Minuten waren wir drei bis auf die Unterhose nass. Robert holte seinen Pulli aus seinem Rucksack und auch ich wollte mir meinen High-Seas-Pullover anziehen. Doch plötzlich gab uns einer der Fischer zwei Ölzeugpullover. Diese zogen Stefan und ich an. Währenddessen wurden die Wellen immer stärker. Als Stefan nach unserem Ziel fragte, erfuhr er, dass wir zu einem Kanal wollten, wo es besonders viele Thunfische gäbe. Ungefähr eine ¾ Stunde später stellte sich heraus, dass mit Kanal, das Stück Atlantik zwischen Sao Vicente und der Nachbarinsel Santa Antao gemeint war. Wir machten dort zwischen zwei Bojen fest.

Die Fischer holten drei Angelleinen hervor und banden jeweils einen kleinen Haken daran. Nun griffen sie in den Schacht, steckten einen kleinen Fisch mit dem Rückgrat an den Haken und warfen ihn ins Wasser. Der Fisch schwamm nun am Haken und sollte von einem Thuna gefressen werden, sodass wir diesen ins Boot holen konnten. Zusätzlich nahmen sie weitere Fische und warfen sie ins Wasser. Sie sollten die Thunfische auf uns aufmerksam machen. Dann zerstückelten sie ein paar Fische und warfen auch diese ins Wasser. Die Wirkung dieser Bemühungen zeigte nach wenigen Minuten schon Wirkung. Innerhalb von 20 Minuten zappelten 6 Thunfische im Boot. Stefan und Robert versuchten es mit Angelrute, hatten aber kein Glück. Robert packte als erster seine Angel weg und machte es den Kapverdianern nach. Es dauerte wiederum nur wenige Minuten bis Robert einen am Haken hatte. Stefan angelte bis zur Rückfahrt mit Rute weiter und hatte leider, obwohl ich meine Hände im Spiel hatte, kein Glück. Durch den Meeresstrom schwammen leider auch die Fische weiter und wir hatten kein Glück. Auch als der Strom sich nach zwei Stunden wieder änderte, fingen auch die Fischer „nur“ noch eine Goldmakrele. Deshalb entschieden wir uns, nach 3,5 h, wieder zurückzufahren. Während dieser, hatte Stefan seinen Besenstiel draußen, fing aber trotzdem nichts. Er war ein bisschen enttäuscht, hatte aber trotzdem seinen Spaß.

Als wir wieder auf der Johnny waren, wurden die Fische filetiert und drei nach Fisch „stinkende“ Menschlein samt Klamotten ausgiebig gewaschen. Auch wenn ich zu dem Fang keinen großen Beitrag geleistet habe, wird mir dieser Ausflug trotzdem in Erinnerung bleiben. Mir war zwischenzeitlich aufgrund der sehr starken Schiffsbewegungen ein bisschen übel, trotzdem half ich fleißig u.a. beim Köder auslegen. Von den Kapverdianern konnte ich wegen fehlender Kreol- und Spanischkenntnisse nicht so viel lernen. Eine Sache brauchten sie mir allerdings gar nicht sagen: Wenn du das nächste Mal auf dem Atlantik angeln bist, nimm dein Ölzeug mit :). Das war’s auch schon mit meinem kleinen Exkurs von meinem eventuell kleinen neuen Hobby.
Hannes!