Giganten innerhalb des Ozeans – von Walen und Vulkanen

Datum: 19. April 2021
Position: Horta, Faial, Azoren
Wetter: Sonne, sehr windig
von Jasmin

Wasser ist ein ganz besonderes Element. Und der Ozean ist etwas ganz Besonderes. Er ist der Grund für Leben, für unser Leben. Er gibt uns alles, was wir brauchen. Wir sind abhängig von ihm. Aber es sind nicht nur wir kleinen Menschen, die ihn zum Leben brauchen. Auch die großen Riesen des Ozeans brauchen ihn. Auch ihnen bietet dieser blaue Ort alles. Den Walen. Sich diese zwei Dimensionen, Mensch und Wal bewusst zu werden, war unglaublich beeindruckend. Um 9.00 Uhr morgens sind wir (24 von uns) mit zwei Schnellbooten von Faial aus rausgefahren. Die See war ruppig und setzte einigen von uns zu. Der Wind blies uns durch die Haare und ließ uns etwas frösteln. Die Atmosphäre war besonders. Als die Boote die Geschwindigkeit drosselten, war kaum noch etwas zu hören. Die Augen waren von allen auf das Wasser gerichtet. Wir waren nun in einem Gebiet, in dem sich zwei Wale aufhalten sollten. „Spoter“ an Land hatten sie entdeckt. „Ein Uhr!“, plötzlich wurde die Stille durchbrochen. Ein Gewusel aus Stimmen, hastige, ruppige Bewegungen der Leute – jeder wollte den Wal sehen, der sich voraus, leicht Steuerbord aufhalten sollte. Und dann war er da. Langsam und elegant schob sich erst der Rücken und dann die Rückenflosse über die Wasseroberfläche. „It’s a Finn-Whale!“, rief unser Bootsführer…

Wow, innerhalb der ersten halben Stunde, haben wir das zweitgrößte Tier der Welt sehen dürfen. Vor allem der Gedanke, dass das, was man sieht, schon so imposant ist und doch nur ein kleiner Teil dieses Ozeangiganten ist, war heftig. Mit der Bewunderung des Tieres schlich sich aber auch ein leicht mulmiges Gefühl ein. Das lag nicht etwa an ihrer Größe, sondern viel mehr daran, dass alle den Wal begafften. Meine Meinung gegenüber dem Prinzip, mit Booten die Wale aufzusuchen und zu verfolgen, war dann doch nicht so gut, wie ich dachte. Mir wurde nun ganz bewusst, wie sehr wir in ihren Lebensraum eingetreten sind. Der Finnwal ließ sich nur einmal blicken, dann holte er tief Luft und verschwand in der Tiefe. Vier Whalewatching-Boote (in der Zwischenzeit waren noch zwei weitere dazugestoßen…), die einen verfolgen, sind einem dann doch zu viel und zu belästigend. Das ist zumindest das, was ich an seiner Stelle (wenn ich als Wal so denken könnte, wie ein Mensch) denken würde.

Wir sahen noch einen zweiten Finnwal und eine Gruppe von Delphinen, die aufregendste Begegnung hatten wir aber nach drei Stunden warten. Ein Blauwal zeigte uns einen kleinen Teil seines Körpers. Wir sind dem größten bekannten Tier des Planeten begegnet. Er verschwand so schnell, wie er gekommen war. Vor Millionen von Jahren, als das Wasser auf der Erde entstand, flossen – so wie heute auch noch – tief unter den Ozeanböden heiße Magmaströme. Unabhängig von den verschiedenen Erdplatten, zogen sie sich um die gesamte Erde – nicht nur unter den Ozeanböden, auch unter den Landflächen. Durch Aneinanderreiben oder das Überlagern der sog. ozeanischen und der kontinentalen Platten kam es dazu, dass diese heiße Magma austrat. Sie schoss explosionsartig nach oben und wurde zu Lava, sobald sie aus den Ozeanböden bzw. der Erdoberfläche austrat. Es kam – wie es heute ebenfalls geschieht – zum Vulkanismus. Durch ihn sind die Inseln entstanden, auf denen wir uns gerade befinden – die Azoren.

Der höchste Vulkan der Azoren ist der Monte Pico, sein Gipfel erreicht eine Höhe von 2.351 Metern. Von unserem Liegeplatz an der Pier in Horta konnte man ihn bei gutem Wetter immer sehen. Er wirkt sehr beeindruckend. Sieben von uns haben sich gestern der Herausforderung des Besteigens des Vulkans angenommen. Um 7.30 Uhr ist die Fähre rübergefahren. Pässe wurden benötigt, womit niemand gerechnet hatte, weshalb Noah noch einmal zurück zur Johnny sprintete, um sie zu holen. Ohne sie war das Kaufen der Tickets nicht möglich. Eine Stunde später war die Gruppe auf der anderen Insel. Der Guide, der sie begleitet hatte, wartete schon mit einem Taxi, um sie zum Nationalparkhaus, dem Startpunkt der Wanderung, zu fahren. Kurz darauf ging es mit dem Aufstieg los. Es war noch warm, die Farben waren intensiv, die Landschaft schön und grün. Je höher sie kamen, desto dünner wurde die Luft und auch der Anstieg wurde steiler. An der Caldera angelangt, pfiff ein starker, unangenehmer Wind. Die letzten Höhenmeter standen an – der Klettersteig zum Gipfel in der Caldera.

Das Gefühl da oben allein zu sein, mit sechs weiteren Menschen, die man sehr gut kennt, mit denen man eine Gemeinschaft gebildet hat, und denen man vertraut, ist atemberaubend, meint Caspar. Er sagte auch „Wir haben da oben eine stille Minute gemacht. Du hast nichts gehört. Keine Vögel, keinen Wind, der über eine Oberfläche weht, keine Menschen. Nichts. Du hast nur gesehen. Wolken die am Horizont waren, den Gipfel und die anderen sechs.“ Der Abstieg dauerte dann dreieinhalb Stunden. Völlig erschöpft, aber glücklich, kam die Gruppe dann wieder an ihrem Startpunkt an. Das Taxi fuhr sie zurück zum Hafen und zur Fähre. Wieder auf Faial angekommen, musste nur noch der kurze Weg bis zum Zuhause, unserer Johnny, zurückgelegt werden. Zwischen den beiden Gruppen wurde sich dann viel ausgetauscht, von dem Erlebten und Gesehenen erzählt und den anderen zugehört. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei all denen bedanken, die uns all dies ermöglichen.

Dann wünsche ich Leonie und Jurek alles Gute nachträglich zum Geburtstag! Ich hoffe ihr hattet den besten Coroni-Geburtstag der Welt und konntet so gut es geht feiern. Ich grüße noch Tina, Reinhold und Florin ganz herzlich und möchte Sun Sun und Maggi ausrichten, dass ich mich sehr über ihren Brief gefreut habe – gegrüßt seid ihr natürlich auch ganz herzlich <3! Mams und Paps, ich freue mich sehr euch wieder zu sehen und hoffe, dass wir gefrorene Mango in der Tiefkühle (die hoffentlich funktioniert) haben, wenn ich wieder da bin;), also wäre krass geil, wenn ihr das für mich besorgen könntet – hihi, ich lieb sie…
Jasmin

Grüße:
Anselm wünscht Kilibilibum alles Gute zum Geburtstag!
Clara grüßt NeustArt, Clara grüßt auch alle vergangenen und noch kommenden High Seas Schüler
Vali grüßt alle Menschen, die den Blog regelmäßig verfolgen und immer schauen, ob sie gegrüßt werden und wünscht sich, dass sie ihr ein Smiley per WhatsApp schicken (..just because I want to know…)
Jonne grüßt Anselm und Jasmin
Julius grüßt den Präsidenten von Real Madrid und die anderen 11 Präsidenten der Vereine aus der Superligue
Lara grüßt ihren Patenonkel Stefan und seine Familie. „Hoffe, es geht euch allen gut!“


Es gibt wieder neue Bilder…!!!

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