Der Tag vor der Ankunft

Datum: 7. Mai 2021
Position: Strander Bucht, Kiel
Wetter: kalt, windstill
von Leo

Ich begrüße euch zum letzten Blogbericht dieser Reise. Unsere gemeinsame Zeit neigt sich dem Ende zu, denn morgen werden wir schon an der Pier anlegen und uns voneinander verabschieden. Man muss allerdings sagen, dass uns aufgrund vieler Aufgaben und Organisationen aktuell wenig Zeit bleibt, diese letzten Tage zu genießen bzw. zu zelebrieren. Die meisten Schüler*innen werden gleich um 13:00 Uhr ihre SBF-See-Prüfung haben und sind daher sehr aufgeregt. Gleichzeitig sind wir immer noch teils mit dem Packen bzw. Verstauen unseres Gepäcks beschäftigt, was wirklich sehr chaotisch ist.

Generell kann man sagen, dass die Stimmung sehr hin und her gerissen ist, da viele traurig sind, das Schiff schon morgen zu verlassen und sich zum anderen auf zu Hause freuen. Ich muss mich zunächst einmal dafür bedanken, die Reise gemacht haben zu dürfen, da sehr wenige Menschen im letzten halben Jahr das Privileg hatten, so viele Länder und neue Inseln weit weg von Deutschland zu bereisen und jederzeit an Bord 35 Menschen um sich herum zu haben. Es war insgesamt eine richtig schöne Zeit und ich würde jedem diese Reise weiterempfehlen, allerdings werde ich, und da bin ich ganz ehrlich, auch jeden vorher in Kenntnis setzen, dass man hier Phasen durchmachen wird, mit denen man vor der Reise eventuell noch nie etwas zu tun hatte und auch Momente voller Frust und Wut erlebt. Trotzdem glaube ich, dass dies aufgrund so verschiedener Personen, Stärken und Interessen auf engem Raum auf einem Schiff schwer zu verhindern ist und ich denke, dass wir Schüler*innen und auch Lehrer*innen gerade daran gewachsen sind, da jeder auf seine eigene Art gelernt hat, damit umzugehen und erwachsener geworden ist. Ich freue mich jetzt schon darauf, all meinen Freunden und meiner Familie sämtliche lustige Geschichten zu erzählen, die ich nie vergessen werde und bei denen ich jedes Mal nur vom Gedanken ein Lächeln bekommen werde.

Trotzdem gibt es noch eine Sache, die mich sehr wütend macht und die ich gerne loswerden möchte. An alle Eltern, die diesen Blog lesen: Ich weiß, wie sehr ihr eure Kinder vermisst habt und wie sehr ihr immer up to date bleiben wolltet, was auch verständlich ist, aber es kann nicht sein, dass immer wieder mehrere 1.000 Meilen entfernt, die wir gesegelt sind, Diskussionen geführt werden über Dinge, die in dem Moment meiner Meinung nach an Bord geklärt werden sollten, denn keiner kann sich vorstellen, wie jeweils die Stimmung bzw. das emotionale Befinden an Bord ist, wenn man nicht selbst präsent ist. Ich habe von Personen gehört, die sich beschwerten, warum manche Teilnehmer des Elternchats keine Tipps zur Reise geben. Dazu kann ich nur sagen, dass dieses Erlebnis nur Sinn ergibt, wenn man seine eigenen Erfahrungen sammelt und selbst lernt, wie man selbstständig mit Sachen umgeht und so aus seinen Fehlern lernt. Denn, wenn wir vor dem Haupttörn schon genau wüssten, was auf uns zu kommt, wie man sich zu verhalten oder bei Sturm anzuziehen hat, dann könnten wir uns auch gleich Personal besorgen, das für uns kocht, putzt und die Segel setzt, allerdings wäre das nicht der Sinn von diesem Projekt, weshalb ich alle Eltern des nächsten Jahres bitte, in sich zugehen und ihr Kind „loszulassen“. Es ist nur im Sinne der Schüler*innen. Ich danke euch für die Aufmerksamkeit.
Leo

Grüße:
Hannes grüßt seinen Opa und wünscht ihm alles Gute nachträglich zum Geburtstag. Und natürlich grüßt er auch seine Schwester, „Alles Gute zum Geburtstag!“
Leni: Ich grüße und danke allen, die mich dabei unterstützt haben, dieses Projekt in die Wirklichkeit umzusetzen!!
Caspar grüßt seine gesamte Familie, sogar die, die er (noch) nicht kennt!
Lara grüßt Clara „Joyeux anniversaire, en retard ma cherie“