Klausuren auf hoher See

Datum: 13. Dezember 2018
Position: 14° 21,8’N, 049° 54,4’W
Etmal: 153 nm
Wetter: wolkig
von Bianca

Heute ist schon der 13.12. Zuhause wären wir – bis auf Robin – jetzt wohl fast alle in Winterjacken eingepackt, in Weihnachtsstimmung und im Schulstress, da unsere Mitschüler wohl gerade alle für Arbeiten und Klausuren lernen müssen. (Anmerkung von Nathalie: Oh – unsere Klausuren an Bord sind nicht anstrengend? :D) An dieser Stelle wünsche ich allen, die meinen Bericht lesen, viel Erfolg bei den ihnen bevorstehenden Arbeiten. Hier auf der Johnny erlebt man den Winter sehr anders. Wir haben bis jetzt erst eine Mathearbeit geschrieben und am Samstag schreiben wir noch Deutsch. Da dieser Bericht erst nach beiden Arbeiten abgeschickt werden wird, kann ich schon einen kleinen Einblick unserer Schüler zum Thema „Klausuren an Bord“ hier mit einfügen. Liebe Schüler, wie gefallen euch denn die Klausuren hier an Bord so?

Fynn: Cool
Severin: Kein Plan, sind Klausuren.
Sava: Scheiße. Nein sind sie nicht. Sie sind sehr leicht.
Robin: Leicht (einzige Anmerkung)
Inja: Interessant, weil alles rumfliegt. Schwierig bei Seegang.
Jacob: Komisch, weil alles durch die Gegend fliegt. Und es ist ein komisches Gefühl, dass man mitten auf dem großen Teich eine Klausur schreibt.
Jonathan: Scheiße. Klausuren sind nie geil.
Flo: Voll leicht.
Doreen: Chilliger und mit weniger Druck als Zuhause.
Alex: Exzellent und für mich ganz entspannt. Ich habe mir bei der Aufsicht ein alkoholfreies Bier gegönnt.

Ich persönlich stimme allen Schülern zu. Schule und Arbeiten fühlen sich hier anders an: Man befindet sich irgendwo im Nirgendwo, es schaukelt und das Bordgeschehen nimmt nebenbei ganz normal seinen Lauf. Und überhaupt ist es schon irgendwie witzig, seine Lehrer einmal so ganz anders kennenzulernen. (An dieser Stelle möchte ich übrigens meine Lehrer zuhause ganz lieb grüßen!) 2 Monate auf See, 17 Tage sind wir jetzt schon auf dem „offenen“ Atlantik, man sieht immer noch nur Wasser und langsam wissen wir, dass wir erst am 18.12 auf Martinique ankommen werden. Liebe Grüße an Zuhause! Erfriert nicht in Deutschland,
Bianca

P.S.: Ich grüße meine Omi und Opi aus Meerbusch ganz doll! Ich vermisse euch und wünsche euch frohe Weihnachten! Ich hoffe, dass ihr meine Postkarte bekommen habt.

Die erste Klausur

Datum: 12. Dezember 2018
Position: 15° 48,2’N, 048° 25,5’W
Etmal: 158 nm
Wetter: blau und weiß
Temperatur: 27°C
von Marlis

Einen super Start in den Tag hat man, wenn man fünf Minuten vor dem Frühstück von seinen Kammernachbarinnen geweckt wird, weil man beim offiziellen Wecken entweder nicht geweckt wurde oder nicht richtig wach geworden ist. Was davon stimmt, weiß ich bis jetzt nicht. Kräfte am Segel haben mich vor dieser Reise nicht im Geringsten interessiert, allerdings beschäftigt man sich im Bordalltag des segelnden Klassenzimmers nicht nur über Deck damit, sondern auch unter Deck im Physikunterricht. Und wer hat schon das Erlebnis, Backschafter mit Mehl und Sauerkirschen fröhlich durch das eigene Klassenzimmer spazieren zu sehen, während man selbst konzentriert mit Bleistift und Geodreieck hantiert. Was, nebenbei bemerkt, echt schwer ist. Vielleicht müsste ich das zuhause auch mal als Auflockerungsmaßnahme für Unterricht vorschlagen.

Im 2. Teil des Vormittags hatten wir Geschichte bei Nathalie. Dabei haben wir uns über das Kolonialsystem der Spanier in Amerika unterhalten und über die Ausbeutung und die Ungerechtigkeit gegenüber den Ureinwohnern. Zum Mittag gab es Würstchen im Pizzateig und zum Nachtisch Pudding mit Sauerkirschen, damit ihr auch wisst, wozu Mehl und Sauerkirschen gedacht waren. Danach mussten alle Bestände gezählt werden, damit neue Ware bestellt werden kann. Nicht nur Lebensmittel, sondern auch verschiedenste Putzutensilien, aber auch Küchenrollen, die gezählt werden wollten.

Das war auch wieder so ein für sich: Normalerweise gucke ich mir zehn Minuten vor einer Arbeit meine Lernzettel an, aber hier stand ich bis kurz zuvor in einer Bodenklappe und habe Klopapier abgezählt, in eine Liste eingetragen und wieder eingeräumt. Die Kommentare nach unserer ersten Klausur an Bord reichten übrigens von: „Die Arbeit war ja super easy!“ bis „Ich habe die Arbeit voll verhauen!“. Nach der Arbeit hatte meine Unterrichtsgruppe ein bisschen Spanisch und dann war der Schultag auch schon wieder vorbei! Und nach dem Abendbrot hieß es dann für mich ganz bald: Ab in die Koje.
Eure Marlis

P.S.: Liebe Grüße an meine Mentorenklasse, die 5b der Schillerschule Hannover. Ich wünsche euch schöne Weihnachtsferien, lasst euch reich beschenken und genießt den Winter (Es kommt einem schon komisch vor euch schöne Weihnachtsferien zu wünschen, wenn man gerade bei gefühlten 30°C in kurzen Sachen den Sonnenschein genießt).