Plätzchen backen und vom Hals springen

Datum: 18. Dezember 2017
Position: 14°29,12’N, 061°05,02’W
Etmal: 57 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 27°C, Windstärke 4
von Yara

Erst vorgestern noch haben Laurine, Paul, Johanna (Toppsi) und ich aus leckerem Spekulatiusteig mitten auf dem Atlantik Plätzchen geformt! Und wie es sich so in einer richtigen Bäckerei gehört, haben wir alle von dem leckerem Teig genascht. Dabei haben wir Weihnachtslieder gehört, da es passend ist, beim Plätzchenbacken Weihnachtslieder zu hören. Nachdem Johanna den Ofen aufgemacht hatte, um die erste Fuhre herauszuholen, hat die ganze Kombüse nach Plätzchen gerochen. Wir durften sogar probieren: So, so lecker! Dieser Plätzchengeschmack war einfach himmlisch! In diesem Moment habe ich mich wie zu Hause gefühlt, wenn ich mit meinem Vater und meinem Bruder für den Adventskaffee Plätzchen backe. Wir alle haben uns wie in einer richtigen Bäckerei gefühlt, die gerade dabei ist, für die Kunden Weihnachtsplätzchen zu backen. Ich habe es dieses Jahr echt vermisst, aber es war auch sehr cool, in T-Shirt und Shorts fast am Ende der Atlantiküberquerung in der Kombüse Plätzchen zu backen. Wir haben bei jedem bekannten Weihnachtslied mitgefiebert und mitgesungen, das war ein Spaß!

Heute dann haben wir in unserer Wache geankert und ich war der „Gefechtsrudergänger“. Das heißt, dass man während eines Manövers Ruder geht. 1,5 Stunden stand ich am Ruder, das war nicht gerade ein Kinderspiel, da Peter (unser 2. Steuermann) mir die ganze Zeit verschiedene Kommandos geben hat, wie z.B. von 20° Grad steuerbord nach hart backbord zu legen. Den Anker hat Johanna geschmissen (= fallen gelassen). Nun sind wir in der KARIBIK angekommen und liegen vor Anker. Nach 4 Stunden Wache gab es dann mit allen anderen zusammen endlich ein gemeinsames Frühstück. Nach dem täglichen Reinschiff durften wir uns nach wochenlanger Atlantiküberquerung unsere Badesachen anziehen, um im Atlantik zu baden: Ich habe mir sofort meinen Badeanzug geschnappt und bin an Deck gegangen, um mit einem Kopfsprung vom Schanzkleid in das warme karibische Wasser zu springen, das so angenehm warm ist. Es war echt schön, wieder „rumplantschen“ zu können. Dann ging es für mich wieder ab auf den Klüverbaum, von dem ich gefühlt zwanzig Mal heruntergesprungen bin. Ich habe mich so frei dabei gefühlt! Dann haben sich Tom L. und Eike einen Gurt angezogen und sind auf die Fock geklettert, um den Hals los zu machen, damit man sich wie Tarzan ins Wasser schwingen kann. Wie man sich denken kann, war die Schlange zur „Tarzan-Liane“ sehr lang. Einer der vier Rettungsschwimmer stand immer dahinter und hat aufgepasst. Ich bin auch gesprungen! Am Anfang hatte ich zwar keine Angst, aber ich war ein bisschen skeptisch. Dann habe ich einfach losgelassen und es war einer der coolsten Sachen, die ich je gemacht habe!

Paul, unser „Bordfotograf“, hat wie immer viele und sehr schöne Bilder gemacht. Das „Lianen-Springen“ vom Schanzkleid wurde schnell zur „Sucht“: Kreislaufartig ist man reingesprungen, rausgeklettert und wieder reingesprungen. Parallel zum Baden konnte man sich in eine Liste eintragen, um in der Bucht nahe am Strand zum Schnorcheln zu fahren. In Sechser-Gruppen wurden wir mit dem Dingi zum „Schnorchel-Spot“ gefahren und hatten dann 15 Minuten Zeit, die Unterwasserwelt zu erkunden. Um 16:30 Uhr konnten Tamina, Will, Rasmus, Eike, Rosa und ich schnorcheln. Es war so atemberaubend schön, die ganzen Fischschwärme und Seeigel sowie weitere Meeresbewohnern zu beobachten. Tamina hat ihre wasserfeste Kamera mitgenommen, so dass wir schöne Bilder machen konnten. Dann wurden wir wieder zurück zum Schiff gefahren, wo ich mich zu meiner Ankerwache mit Lukas fertig machen musste. Zuvor bin ich aber ein letztes Mal für diesen Tag mit der „Liane“ ins Wasser gesprungen. Seit einigen Tagen haben wir „Motto-Tage“, an denen wir uns entsprechend verkleiden. Heute war das Motto „Bad Taste Outfit“ und alle haben sich voll Mühe gegeben! Allerdings gab es heute keine Einzelgewinner, denn heute waren alle, die mitgemacht haben, Gewinner. Um unsere erfolgreiche Atlantiküberquerung zu feiern, stand ein „Atlantischer-Abschluss-Abend“ auf dem Programm, wobei sich die Backschaft selbst übertroffen hat!

Ich ziehe noch einmal mein Hut vor Nico, Andy und Laurine, die uns ein sehr, sehr leckeres Essen auf die Tische gezaubert haben. Es gab viele verschiedene Spezialitäten, z.B. Humus mit Tahina (Sesampaste), Tomaten-Mozzarella-Salat, Rotebeete-Dip, Nudelsalat und noch andere feine Sachen zum selbstgemachten Ciabatta. Nach dem Essen haben alle mitgeholfen, abzuräumen, da es danach einen „Bunten Abend“ gab, den Ly und Isa vorbereitet haben. Wir haben Spiele gespielt, wie z.B. „Wer bin ich“ oder „Scharade“. Wie man lesen kann, haben wir innerhalb eines einzigen Tages sehr viel erlebt und gemacht. Viele der Schüler, Lehrer und der Stammbesatzung haben gemeint, dass es ein sehr schöner Tag war. Mir hat der Tag auch sehr gefallen und ich kann es immer noch gar nicht glauben, dass wir in der Karibik sind …
Yara

P.S.:
1. Alle Schüler, Lehrer sowie Stammcrewmitglieder grüßen Familie und Freunde: Wir haben die Atlantiküberquerung erfolgreich gemeistert!!!
2. Liebe Grüße an alle an Land – vermisse euch sehr doll! (Yara)

Wandertag

Datum: 9. November 2017
Position: 33°03,5’N, 016°18,8’W
Etmal: 50 NM
Wetter: Wasser 20°C, Luft 19°C, Wind 6 Bft.
von Yara

Hallo an alle auf dem Festland! Heute Morgen wurden wir um 7:00 Uhr mit lauter Musik geweckt, da es um 7:30 Uhr Frühstück gab. Über Nacht mussten wir aus Sicherheitsgründen insgesamt 110 Meter Ankerkette auswerfen, da es ziemlich stürmisch war: Insgesamt waren also 4 Kettenlängen (27,5 Meter = 1 Kettenlänge) im Wasser. Wie immer wurden zwei Freiwillig gesucht, die die Ankerkette beim Einholen stauen. Das Glück traf Tamina und Janis, die dazu erst einmal passend eingekleidet wurden. Beide trugen richtig schöne und überaus große Blaumänner (Arbeitsoveralls) und sahen recht „stylish“ aus, so dass sie glatt bei einer Modenschau hätten mitmachen können . Wie immer haben unsere drei Topsgasten (Johanna, Andreas und Jürgen) in ihren jeweiligen Wachen die Aufgaben zum sicheren Einlaufen in den Hafen verteilt: Unter anderem also Trainees an die Fender, an die Leinen und zum Werfen der Ankerwurfleinen eingeteilt. Zunächst durften aber die „Kettenstauer“ beim Bergen des Ankers an die Arbeit.

Es ist zwar anstrengend, was ich aus eigener Erfahrung nur allzu gut bestätigen kann, dafür kann man sich dann aber die Zeit im Fitnessstudio sparen. Nach dem Einholen des Ankers wurde das Dinghi ausgesetzt, um ein Leinenkommando an Land abzusetzen. Als die Kette dann verstaut war, ging es los mit Kurs in den Hafen von Porto Santo zu unserem Liegeplatz. Das Anlegen war aufgrund des böigen Windes etwas kompliziert, aber wir haben das Manöver gut gemeistert – der Kapitän war zufrieden mit uns :-)! Nach unserem gelungenen Anlegemanöver gab es ein „All-Hands-Info“ über den weiteren Ablauf des Tages: Nach dem Reinschiff Landgang für alle – mit Handys! Nachdem wir die Landganggruppen zusammengestellt hatten (ich war in einer Gruppe mit Rosa, Tamina, Paul, Will, Vroni, Rasmus und Ronald (unseren neuen Deckshand seit Vigo), haben wir einen Berg bestiegen, der eine halbe Stunde vom Liegeplatz unseres Schiffes entfernt liegt. Nach einiger Zeit des Laufens auf breiter, befestigter Straße sind wir auf einen kleinen schmalen Trampelpfad abgebogen und ab da ging es dann recht steil bergauf, wobei der Weg sehr felsig war und es immer anstrengender wurde, den Berg zu besteigen, zumal es auch noch ziemlich windig wurde. Immer wieder legten wir Pausen zum Verschnaufen oder Fotografieren ein. Als wir fast am Gipfel angekommen waren, mussten wir auf allen Vieren klettern, da der Wanderpfad noch steiler wurde und unbefestigte kleine Steine das horizontale Gehen gefährlich werden ließen.

Als wir dann auf dem Gipfel angekommen waren, haben wir erst einmal Pause gemacht. Vroni hatte netterweise Riegel mit Pflaumen und Nüsse mitgebracht. Die Besteigung des Berges war zwar anstrengend, dennoch hat es sich aufgrund der bombastisch weitläufigen Aussicht über die Bucht von Porto Santo für alle gelohnt. Nach der kleinen Mittagspause sind wir wieder abgestiegen, um „Fuß-Kurs“ auf das kleine Örtchen zu nehmen: Unser Ziel war es, einen Supermarkt zu finden, den wir dann auch gefunden haben. Alle haben sich großzügig mit Essen (Süßigkeiten) eingedeckt. Um den Wandertag angemessen zu beschließen, haben wir uns an den Strand gesetzt und den Abend genossen.
Yara

P.S.:
Liebe Grüße an meine Familie in Hamburg und Bruxelles!