Für euch

Datum: 19. März 2018
Position: 36°27,1’N, 041°07,5’W
Etmal: 166 NM
Wetter: Wasser 19°C, Luft 20°C, Windstärke 5
von Lydia

Wichtig, ziemlich wichtig… ich glaube den meisten von uns ist gar nicht klar, WIE wichtig. Wahrscheinlich weil sie für uns nicht SO wichtig ist. Für uns ist sie oft eher nervig, aber für euch, für euch ist sie wichtig. Vielleicht nicht für alle, aber für die meisten. Wenn man daran denkt, was sie für euch bedeutet (oder bedeuten kann), wird einem klar, dass sie eine verantwortungsvolle Aufgabe hat. Sie klärt, informiert, fragen, sie beruhigt, sie lässt euch wissen, dass es allen gut geht und was wir machen, was uns passiert, was auf dem Schiff los ist. Wir schreiben sie, ihr lest sie. Ich schreibe sie in meinem „Jetzt“, du liest sie in deinem. Sie verbindet uns, eher einseitig, aber die Verbindung ist da. Sie ist nicht immer persönlich, versucht eher sachlich zu bleiben. Das ist auch gut so, es ist auch gut, dass sie nicht immer alles erzählen kann. Manche Dinge würden falsch beim Leser, der die beschriebenen Situationen selbst nicht erlebt hat und somit nicht gänzlich einschätzen kann, ankommen. Sie kann nämlich auf ihrem begrenzten Raum nicht immer alles erklären, manche Dinge würden euch vielleicht völlig unnötig ein bisschen beunruhigen, andere will sie nicht erzählen.

Das Wichtige erzählt sie euch aber, da könnt ihr euch auf sie verlassen, ihr vertrauen! Ihr könnt ihr immer vertrauen, sie ist schließlich nur für euch da. Sie will, dass es euch gut geht! Sie will sichergehen, dass ihr informiert seid, aber euch keine Sorgen macht. Deshalb ist sie manchmal vorsichtig. Manchmal will sie Sachen erzählen, die sie nicht sollte. Private Sachen. Zu privat für eine so breite Öffentlichkeit. Dann fragt Katharina sie liebevoll, ob sie nicht noch einmal überlegen möchte, ob sie das wirklich erzählen, preisgeben will. Ob es für alle (Autor wie Leser) gut ist, wenn sie es erzählt. Ob ihr das (so formuliert) nicht vielleicht falsch verstehen könntet. Denn das ist das Gefährliche: Wenn sie etwas erzählt hat, ist es draußen. Dann gibt es kein „Zurück“.

Und es können Missverständnisse entstehen (Sender-Empfänger-Problematik). Das will sie nicht! Das wollen wir nicht! Sie erzählt viel. Sie erzählt gerne. Sie erzählt täglich. Manchmal erzählt sie von Stürmen, von Abenteuer, von fremden Ländern. Manchmal erzählt sie von kleinen Momenten, von Sonnenaufgängen im Rigg, von Träumen, Gedanken und Wünschen. Manchmal wiederholt sie sich, erzählt Sachen, die ihr schon wisst, schon einmal gelesen habt. Das müsst ihr verstehen, denn manchmal gibt es nicht viel zu erzählen. Manchmal erzählt sie dann von anderen Dingen, nicht vom Tag selbst. So wie heute. Heute gab es nicht viel zu erzählen. Heute erzählt sie einmal von sich selbst.
Ly

P.S.:
1. Liebe geht raus an alle zuhause! 😉 (Ly)
2. Hey Carlton, happy birthday my love, but I´m straight. Kisses harry
3. Karo grüßt L.
4. Liebste Grüße an C auf T von J nahe Horta und an J und S in S

Kurze Phase der Klage

Datum: 2. Februar 2018
Position: 11°24,5’N, 079°49,9’W
Etmal: 124 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 29°C, Windstärke 5
von Ly

Das Leben hier, wie soll man“s anders sagen,
ist sehr schön, jedoch an manchen Tagen
hört man hier und da so manche Klagen,
weil den einen oder anderen so manche Dinge plagen.
Vor allem wenn das Frühstück grüßt,
und sich der (rosa) Mageninhalt in das blaue Meer ergießt,
wünsch ich mir manchmal von all dem eine Pause,
an solchen Tagen wär ich gern zuhause.
An Tagen wie diesen,
an den fiesen,
an den miesen,
fragt man sich dann solche Sachen,
wie „was wir hier eigentlich machen?“
Dann stellt man in der Not das ganze Leben gern in Frage,
doch das, mein Freund, verschlimmert meistens deine Lage!
Es ging mir oft schon besser als ich rief:
„Ich liebe mein Leben und seh alles positiv!“
Denn wie meine Mutter immer sagt,
wenn ich zu ihr komme, weil mich etwas plagt:
„Positive Gedanken helfen dir fast immer,
negative machen es nur schlimmer!“
In solchen Momenten denk ich dann zurück
an die Stunden voller Glück!
Atlantiküberquerung, Panama/Costa Rica
und all das, was vorher war.

Mein Tag fing an um 4 Uhr in der Nacht,
vier Stunden hatte ich Wache bis um 8.
Für meine Koje war ich nach der Wache nur zu bereit,
denn das Schlafen ist ein gutes Mittel gegen Seekrankheit.
Während ich schlief, schallte durch das Schiff der Ruf:
„Heut doch kein Unterricht für Luv!“
Lehrern wie Schülern wurde in der Messe schlecht,
und an Deck funktionierte der Unterricht auch nicht so recht.
Aber Leute macht euch keine Sorgen,
mit Unterricht probieren wir“s nochmal morgen.
Mit dem Gedicht will ich auf keinen Fall sagen: „Hier ist“s schlimm.“
Ich bin für jeden Tag dankbar, den ich hier bin!
Es ist nur so wie bei allem auf der Welt,
es gibt auch Tage, an denen einem mal nicht alles gefällt.
Ly

P.S.:
1. Ly vermisst ihre Liebsten und sendet Liebe&Sonne. Vor allem an Lars (Alles Gute mein Kleiner… ich hab dich lieb und heb mir was von deiner Erdbeerrolade auf!)
2. Lieber Richard, alles, alles Gute zum 18.Geburtstag. Vollljjjäähhriig. Feier schön und genieß Paris. Ich vermiss dich ganz doll und freu mich schon auf die Nachfeier. Dicker Bussi und bis bald (das mit den 18 Jahren glaub ich dir trotzdem nicht, für mich bist du immer noch 14), Izzy
3. Wollte nur mal Bescheid sagen, dass meine Füße wirklich wieder gut aussehen! Tun auch nicht mehr weh… war eine sehr gute Entscheidung.:) glg Anouk