Da sind sie ja wieder

Tag: 20. August 2017
Ort: Spiekeroog, Deutschland (53° 46′ 6″ N, 7° 43′ 39″ O)
von Charlie

„HSHS am Strand“

Habe ich die Gestalten nicht schon einmal gesehen? Irgendwoher kommen sie mir bekannt vor…wartet, ich habs…die Blondine, die Brünette und der Kerl…waren die Drei nicht am Freitag erst auf der Fähre? Och, das war aber ein kurzer Aufenthalt. Die eine Dame, die am Freitag am Hafen sie in Empfang genommen hatte, die ist auch wieder dabei. Aber heute ohne Handwagen. Wie sie da so stehen und sich angeregt unterhalten. Sie hatten anscheinend ein interessantes Wochenende. Ich höre was von Lehrerwochenende und High Seas High School. Und das sie bald mit einem großem Schiff auf lange Reise gehen. Oho, sogar mit einem Segelschiff in entfernte Länder. Waaaas, mit 30 Schülern? Na das wird bestimmt spannend.

Neben dem gesamten Wochenende ist auch die heutige Vormittagseinheit Thema bei ihrem angeregten Gespräch: Auf dem Plan stand heute das große Thema Unterricht, wer was machen möchte, wer welchen Stoff behandelt und welche Materialien noch von dem HSHS-Team gekauft werden müssen bis zur großen Reise. Und ich höre was von einem Reader – dem Arbeitsbuch für jedes Fach. Aha, das soll also bis Mitte September fertig sein, so dass es dann in den Druck gehen kann. Man man man 30 Reader pro vier Lehrer und dann noch jeweils eins für den jeweiligen Lehrer und dann noch eins als Reserve und zusätzlich jeweils ein Exemplar als Ansichtsexemplar für die HSHS. Das werden aber ganz schön viele Reader.

Oh, meine fleißigen Mitarbeiter öffnen das Gatter, so dass die Menschen mich betreten können. Für sie alle geht es nun zurück aufs Festland. Gemütlich bei einer Bockwurst und einem kleinen Getränk werde ich sie übers Wattenmeer schaukeln. Auch die drei LehrerInnen sind wieder dabei. Nur die eine Dame bleibt draußen stehen, wartet aber bis die anderen Drei auf der Fähre sind und sie winkt noch einmal. Das finde ich immer sehr lieb von den Menschen, die auf der Insel bleiben – sie winken und warten, bis ihr Besuch nicht mehr zu sehen ist. Und ebenso wie die anderen Drei sieht die Dame glücklich aus, ein bisschen geschafft und irgendwie wissensbeladen, aber glücklich.
Charlie

Das Abenteuer Unterricht

Tag: 19. August 2017
Ort: Spiekeroog, Deutschland (53° 46′ 6″ N, 7° 43′ 39″ O)
von Charlie

Ausgeschlafen begaben sich die vier LehrerInnen nach dem Frühstück in die Rolle der SchülerInnen und lauschten dem Team von HSHS, was sie in der Rolle des Lehrers/ der Lehrerin, des Freundes, der Vertrauensperson aber in der Rolle als Endgegner in Sachen Verhalten, Benehmen und Regel-Einhaltung so erwartet. Während der Vormittag sehr informativ ablief, war der Nachmittag eher interaktiv und wurde zwischen den Informationseinheiten durch ein zwei Spiele aufgelockert. Los ging es mit einer kleinen Themensammlung und einem anschließenden Tagesüberblick: Was passiert noch bis zur Abfahrt, was erwartet sie genau in den verschiedenen Rollen während der großen Reise, welche Möglichkeiten des eigenständigen Einbringens gibt es auf einem Schiff aber auch was sind typische Konflikte, die sie erwarten könnten. Während sich das HSHS-Team mit dem Referieren abwechselte, schrieb das Lehrerteam fleißig mit und stellte interessante Fragen. Die Mittagspause wurde ausgiebig genutzt um sich zum einen bei Nudeln und Tomatensoße zu stärken aber sich auch einmal kurz den Nordseewind um die Nase wehen zu lassen.

Am Nachmittag mussten die Vier dann ihre Zusammenarbeit und Kommunikationsfähigkeiten bei einem kleinen Spiel unter Beweis stellen bevor es mit etwas Theorie weiterging. Unterbrochen wurde der zweite Teil an diesem Samstag von einem inszenierten Konflikt zwischen der Projektleitung, den die Lehrer dann bravourös gelöst haben. Dies leitete weitere Fallbeispiele ein, die dann in der Gruppe besprochen wurden. Der Arbeitstag endete damit, dass der Abschlussbericht eines ehemaligen Lehrers vorgelesen wurde, der den Lehreralltag an Bord sehr treffend zusammengefasst hat.

„Erst als wir nicht nur mit den Segeln, sondern auch mit Küche, Ordnung und Sauberkeit vertraut sind, beginnt ab Teneriffa der Unterricht. Ich bin für Mathematik, Spanisch und die Physik des Segelns zuständig, außerdem mache ich als Projektleiter an Bord den Stundenplan, in enger Absprache mit den Kolleginnen und dem Kollegen. Das ist insofern ziemlich einfach, als wir alle vier eine Kammer bewohnen, die nur dann acht Quadratmeter Fläche hat, wenn man alle Kojen einzeln zählt. Immerhin: Wir können alle vier gleichzeitig auf dem Fußboden zwischen den Kojen stehen. Das nennt sich dann Lehrerkonferenz. Die „enge Absprache“ ist somit keine bloße Redensart. […]

14. November 2016, „Schuljahresbeginn“. Die Messe, die wir bis dahin nur als Speisesaal kennen, mutiert plötzlich zum Unterrichtsraum, indem immer wieder ein grün lackiertes Holzbrett, das erfolgreich vorgibt eine Tafel zu sein, vor den Geschirrschrank montiert wird (wenn man das Brett umdreht, ist es übrigens weiß und tut so, als sei es eine Projektionsfläche für den Beamer). Für die Backschaft ist es in der Zeit unmöglich, Geschirr ein- oder auszuräumen, weswegen der Stundenplan kunstvoll um die Essenszeiten drapiert ist: Frühstück – drei Stunden Unterricht – Mittagessen – zwei Stunden Unterricht – Kaffee – zwei Stunden Unterricht – Abendessen. […]

Die Schülergruppen sind so angenehm klein, wie man sich das auch fürs normale Leben wünscht, nur 12 bis 13 Schüler, also die Hälfte der Gruppe. Die andere Hälfte muss schließlich das Schiff auf Kurs halten, weshalb am nächsten Tag noch einmal derselbe Unterricht für die andere Gruppe abläuft. Ansonsten ist das ganz normaler Schul-Unterricht, vier Lehrer, acht Fächer, mit Stundenplan und allem Drum und Dran. […] Aber wir Lehrer haben es noch vergleichsweise gut. Wir müssen nur uns selbst festhalten und können mit der anderen Hand noch Tafelanschriebe vornehmen. Die Schüler dagegen rutschen bei 20 Grad Krängung heillos auf ihren Bänken herum, Arbeitshefte und Stifte machen sich selbstständig, und der einzige Trost ist, dass man auf die Rückkehr des Materials warten kann: bei der nächsten Gegenwelle kommt der Bleistift zurück.“ Die Lehrer verabschiedeten sich dann noch ins Dorf und das HSHS-Team ließ den Tag noch kurz Revue passieren und ging dann Hause.
Charlie