HSHS – Ein Ort des Zusammentreffens

Datum: 15. April 2018
Position: 50°37,7’N, 000°09,4’W
Etmal: 62 NM
Wetter: Wasser 8°C, Luft 10°C, Windstärke 3
von Paul

High Seas High School ist ein Ort des Zusammentreffens, und das in vielerlei Hinsicht: Wir alle kommen aus den verschiedensten Teilen von Deutschland – Hamburg, Berlin, München und aus vielen anderen schönen Orten. Nicht zu vergessen ist Island und die Schweiz, denn auch da kommt ein Teil von uns her. Und hier an Bord treffen wir alle zusammen, wir, auch die Lehrer und die Stammcrew ist hier mit uns auf 50 Meter Schiff. Gemeinsam sind wir alle hierhergekommen, um viel zu erleben und neue Erfahrungen zu sammeln. Und das haben wir. Wir haben viel erlebt, sehr viel, sogar schon so viel, dass man schon wieder anfängt, manches davon zu vergessen. Wir haben viele neue Menschen getroffen, jeden Alters, in den verschiedensten Lebenssituation und den unterschiedlichsten Berufen. Wir haben/hatten hier an Bord Ärzte, Informatiker, Ingenieur, Holzwirtschaftler, Pädagogen, Musiker, und echte Seebären mit einem halben Jahrhundert Wissen auf dem Buckel.

Wir haben in sechs Monaten neun Länder bereist, Angefangen mit Frankreich, Portugal, Spanien, die San Blas Inseln, Panama, Costa Rica, Kuba, Bahamas und zum Schluss noch England. Überall haben wir neue Menschen getroffen, Menschen die uns so herzlich empfangen haben, als würden sie uns schon ewig kennen, Menschen, die ihre Kulturen mit uns teilten, als wären sie unsere eigenen, Menschen, die fast nichts haben und uns so liebenswürdig begegneten, dass sie uns noch ewig in Erinnerung bleiben werden.

Aber auch die Roald an sich ist ein Ort, an dem die unterschiedlichsten Dinge zusammentreffen. Hier an Bord trifft Wache auf Schlaf, manchmal möchte man doch einfach den ganzen Tag nur Schlafen; der Seegang auf die Arbeiten in der Kombüse, ein fester Stand und gesicherte Arbeitsmaterialien haben sich in der letzten Zeit bewährt; der Wind auf die Segel, der uns so sicher dort hingebracht hat, wo wir hin wollten; Schiffserhalt auf heißgeliebte Landgänge, der uns schon oft einen wunderbaren Blick von der Royal über den Hafen verschafft hat, und Klassenarbeiten auf die paradiesische Karibik, die uns schon so manchen Tag verschönert hat.

Und nun nach genau 190 Tagen und 13 000 Seemeilen später erwartet uns wohl das größte Treffen der ganzen Reise. Das Wiedertreffen mit unseren Eltern, Freunden, Familien und den ganzen Menschen, die uns am Herzen liegen in Wilhelmshaven, dem Ort, an dem High Seas High School vor 25 Jahren den ersten Törn startete. Wir sind wohl alle ziemlich gespannt wie das sein wird.
Paul

P.S.:
1. Viele Liebe Grüße nach Hamburg, bis Samstag. 😉 (Paul)
2. Alles Liebe und Gute zum Geburtstag, Mama. Hab einen schönen Tag und feire gut. Ich freu mich auf dich…hab dich lieb…bis überüberübermorgen (hebt mir Torte auf!!). (LY)
3. LG an L. von A.

STS Roald Amundsen und HMS Victory im Vergleich

Datum: 14. April 2018
Position: 50°47,5’N, 001°06,9’W
Etmal: 17 NM
Wetter: Wasser 9°C, Luft 14°C, Windstärke 1
von Will

An diesem speziellen vorletzten Samstag für uns auf High Seas gingen wir alle zusammen in das „Portsmouth Historic Dockyard“ Museum. Dort besichtigten wir die HMS VICTORY. Sie wurde von 1759 – 1765 gebaut und ist das älteste im Marinedienst befindliche Schiff. Sie erlangte in der Seeschlacht von Trafalgar als Flaggschiff des Vizeadmirals Horatio Nelson Berühmtheit. Heute dient sie hier in Portsmouth als Museumsschiff. Im Gegensatz zur Victory wirkt die Roald wie eine kleine Nussschale. Obwohl sie „nur“ 20 Meter länger (69,3m) als die Roald ist, hat sie sechs Decks und ihre Besatzung war 850 Mann stark. Auf der Roald fahren bis zu 48 Leute die Törns. Die Victory ist ein Drei-Master Linienschiff mit Fregatte-Takelung und die Roald eine Brigg mit zwei Masten. Ich dachte, dass die 850 Quadratmeter Segelfläche der Roald groß seien, aber die Victory hat 5400 Quadratmeter Segelfläche und ihre Masten (leider hat sie momentan keine Stengen und Rahen) sind 2-3 Mal so dick und hoch wie unsere. Ihr Rumpf ist komplett aus Holz, nur das Unterwasserschiff (Teil des Rumpfs unter Wasser) ist mit Kupferplatten verstärkt. Beeindruckt hat mich, dass es auf dem ganzen Schiff kein Drahttauwerk gab und selbst das Ankertau, dicker als ein Oberschenkel, aus Naturtauwerk war.

Ich fühle mich aber auf der Roald wohler, allein deswegen schon, weil die Decks nicht nur für 1,70 Meter große Menschen ausgelegt sind und ich schon von dem Rundgang durch die Victory Rückenschmerzen bekam, da man sich nur sehr selten aufrecht hinstellen konnte. Außerdem ist man manchmal ja schon auf der Roald von den „paar“ Leuten überfordert und braucht seine Ruhe – wie ist das dann, wenn man keine Kammern hat, sondern nur offene Decks, auf denen 100 oder mehr Menschen schlafen? Auf den zahlreichen Decks hätte man sich wahrscheinlich auch erst verlaufen. Auf der Victory gab es natürlich keine Maschine, keine Generatoren und folglich auch keine Kühllast. Ich glaube, letzteres finde ich am schlimmsten, da es tägliches Obst und Gemüse sowie andere alltägliche Dinge, wie zum Beispiel elektrisches Licht, nicht gegeben hat. Die Seefahrt ist doch deutlich komfortabler geworden.

Ich werde die Zeit hier, die Gemeinschaft, aber auch das Bordleben vermissen, doch im Moment ist die Freude auf zu Hause doch noch größer.
Will

P.S.: LG von A. an L.