Das Abenteuer Unterricht

Tag: 19. August 2017
Ort: Spiekeroog, Deutschland (53° 46′ 6″ N, 7° 43′ 39″ O)
von Charlie

Ausgeschlafen begaben sich die vier LehrerInnen nach dem Frühstück in die Rolle der SchülerInnen und lauschten dem Team von HSHS, was sie in der Rolle des Lehrers/ der Lehrerin, des Freundes, der Vertrauensperson aber in der Rolle als Endgegner in Sachen Verhalten, Benehmen und Regel-Einhaltung so erwartet. Während der Vormittag sehr informativ ablief, war der Nachmittag eher interaktiv und wurde zwischen den Informationseinheiten durch ein zwei Spiele aufgelockert. Los ging es mit einer kleinen Themensammlung und einem anschließenden Tagesüberblick: Was passiert noch bis zur Abfahrt, was erwartet sie genau in den verschiedenen Rollen während der großen Reise, welche Möglichkeiten des eigenständigen Einbringens gibt es auf einem Schiff aber auch was sind typische Konflikte, die sie erwarten könnten. Während sich das HSHS-Team mit dem Referieren abwechselte, schrieb das Lehrerteam fleißig mit und stellte interessante Fragen. Die Mittagspause wurde ausgiebig genutzt um sich zum einen bei Nudeln und Tomatensoße zu stärken aber sich auch einmal kurz den Nordseewind um die Nase wehen zu lassen.

Am Nachmittag mussten die Vier dann ihre Zusammenarbeit und Kommunikationsfähigkeiten bei einem kleinen Spiel unter Beweis stellen bevor es mit etwas Theorie weiterging. Unterbrochen wurde der zweite Teil an diesem Samstag von einem inszenierten Konflikt zwischen der Projektleitung, den die Lehrer dann bravourös gelöst haben. Dies leitete weitere Fallbeispiele ein, die dann in der Gruppe besprochen wurden. Der Arbeitstag endete damit, dass der Abschlussbericht eines ehemaligen Lehrers vorgelesen wurde, der den Lehreralltag an Bord sehr treffend zusammengefasst hat.

„Erst als wir nicht nur mit den Segeln, sondern auch mit Küche, Ordnung und Sauberkeit vertraut sind, beginnt ab Teneriffa der Unterricht. Ich bin für Mathematik, Spanisch und die Physik des Segelns zuständig, außerdem mache ich als Projektleiter an Bord den Stundenplan, in enger Absprache mit den Kolleginnen und dem Kollegen. Das ist insofern ziemlich einfach, als wir alle vier eine Kammer bewohnen, die nur dann acht Quadratmeter Fläche hat, wenn man alle Kojen einzeln zählt. Immerhin: Wir können alle vier gleichzeitig auf dem Fußboden zwischen den Kojen stehen. Das nennt sich dann Lehrerkonferenz. Die „enge Absprache“ ist somit keine bloße Redensart. […]

14. November 2016, „Schuljahresbeginn“. Die Messe, die wir bis dahin nur als Speisesaal kennen, mutiert plötzlich zum Unterrichtsraum, indem immer wieder ein grün lackiertes Holzbrett, das erfolgreich vorgibt eine Tafel zu sein, vor den Geschirrschrank montiert wird (wenn man das Brett umdreht, ist es übrigens weiß und tut so, als sei es eine Projektionsfläche für den Beamer). Für die Backschaft ist es in der Zeit unmöglich, Geschirr ein- oder auszuräumen, weswegen der Stundenplan kunstvoll um die Essenszeiten drapiert ist: Frühstück – drei Stunden Unterricht – Mittagessen – zwei Stunden Unterricht – Kaffee – zwei Stunden Unterricht – Abendessen. […]

Die Schülergruppen sind so angenehm klein, wie man sich das auch fürs normale Leben wünscht, nur 12 bis 13 Schüler, also die Hälfte der Gruppe. Die andere Hälfte muss schließlich das Schiff auf Kurs halten, weshalb am nächsten Tag noch einmal derselbe Unterricht für die andere Gruppe abläuft. Ansonsten ist das ganz normaler Schul-Unterricht, vier Lehrer, acht Fächer, mit Stundenplan und allem Drum und Dran. […] Aber wir Lehrer haben es noch vergleichsweise gut. Wir müssen nur uns selbst festhalten und können mit der anderen Hand noch Tafelanschriebe vornehmen. Die Schüler dagegen rutschen bei 20 Grad Krängung heillos auf ihren Bänken herum, Arbeitshefte und Stifte machen sich selbstständig, und der einzige Trost ist, dass man auf die Rückkehr des Materials warten kann: bei der nächsten Gegenwelle kommt der Bleistift zurück.“ Die Lehrer verabschiedeten sich dann noch ins Dorf und das HSHS-Team ließ den Tag noch kurz Revue passieren und ging dann Hause.
Charlie

Das entlegene Eiland

Tag: 18. August 2017
Ort: Spiekeroog, Deutschland (53° 46′ 6″ N, 7° 43′ 39″ O)
von Charlie

Es waren einmal drei Lehrer, die sich auf den Weg zu einer kleinen entlegenen Insel namens Spiekeroog machten, um sich gemeinsam ein Wochenende lang pädagogisch auf eine lange Reise über den Atlantik vorzubereiten.  Während die holden Maiden – die charmante Christine und die versierte Verena – nur wenige Meilen mit Zug oder Automobil zurücklegen mussten, bestritt der mutige Martin ganz allein den weiten Weg über Stock und Stein aus dem Bayernlande hoch an die raue Nordseeküste zu einem kleinen Bootssteg in der Dorfschaft Neuharlingersiel. Da sie sich eine Weile nicht gesehen hatten – die verschiedenen Tätigkeiten trennten sie vor einiger Zeit – war die Wiedersehensfreude riesig.

Zusammen bestiegen sie das großes Schiff, was in der Abenddämmerung ein wenig einem Piratenschiff ähnelte. Nur die Segel fehlten. Kapitän Nolte und seine Crew führten trotz der Widrigkeiten das große Schiff die rund fünf Kilometer über das Wattenmeer. Von weitem sah man schon die Insel, doch die See war rau und der Wind pfiff ihnen um die Nase, so dass sie erleichtert waren als sie vor Nachteinbruch die Insel betraten. Am Hafen wartete schon die kluge Katharina, die vor einiger Zeit auf das entlegene Eiland gezogen war. Gemeinsam wanderten sie ins Dorf um sich bei belegtem Teig und einem Hopfengetränk zu stärken bevor es zu der 30 Minuten entlegenen Bildungsanstalt ging. Der Mond stand hoch am Himmel als alle ihr Schlafgemach bezogen hatten und nacheinander die Lichter in den Kammern löschten.
Charlie