Ein langer Tag

Datum: 15. Januar 2017, (Tag 100)
Position: Hafen von Shelter Bay (Panama)
Etmal: 16 sm
Wetter: Luft 28°C, 1011 hPa, sonnig, Wind NNE 1 Bft.
von Damaris

damarisMein Tag begann um 4 Uhr morgens. Johanna und ich haben freiwillig zwei Hafenwachen übernommen, sodass wir zwei Stunden Zeit hatten, um das Buch für Deutsch zu lesen plus die Kapitelübersicht zu machen. Eigentlich wollten wir nach der Wache wieder schlafen gehen. Um 6 Uhr wurde allerdings der Anker gehievt und da haben wir noch geholfen. Wir hätten dann nur noch eine halbe Stunde, um zu schlafen, deshalb haben wir uns dafür entschieden, bis zum Frühstück noch weiter Deutsch zu machen. Das Resultat dieser 2 1/2 Stunden Arbeit war, dass wir immer noch nicht fertig waren mit Deutsch. Zum Frühstück wurden wir dann mit Porridge belohnt. Etwas sehr Exotisches hier an Bord, nach langer Zeit Weißbrot mit Aprikosenmarmelade oder Schokocreme. Nach dem Frühstück hatte ich direkt Wache. Als ich an Deck gegangen bin, wusste ich noch nicht, dass wir uns unmittelbar vor der Hafeneinfahrt von Colon befanden. Ich war also ziemlich überrascht darüber, dass direkt neben uns ein riesiges Containerschiff langgefahren ist. Das fand Felix ziemlich witzig, sodass er mich blind aufs Vorschiff führte, um mir stolz 30 weitere Containerschiffe zu präsentieren. Ist ja eigentlich logisch, dass sich vor einer Hafeneinfahrt Containerschiffe befinden.

Während wir eingelaufen sind, lief neben uns ein Schiff von Hamburg Süd ein, dass weckte bei uns Hamburgern die Heimatgefühle (Claire ist rumgehüpft, wie ein kleines Kind). Mit unserem Anlegemanöver war Norbert heute gar nicht zufrieden (wir haben einen Lampenkasten demoliert). Einwand von Johann, der schon von dem Dingi an die Pier gefahren wurde: „Ich dachte, das Drehen schaffen die nie“ (weil vorne und achtern nur 2-3 Meter bis zum Ufer waren). Als wir dann endlich an der Pier lagen, schlossen wir direkt unseren Wasserschlauch an. Der erste Wassertropfen war ein feierlicher Moment nach zwei Wochen des Wassersparens. Wir haben übrigens von ca. 10.000 Litern noch 2.000 Liter übrig. Frisches Wasser hieß aber auch Reinschiff, weil wir das letzte Reinschiff bis zum Frischwasser verschoben haben. Mittagessen gab es heute ausnahmsweise mal draußen, weil die Messe noch nicht fertig aufgeräumt war. Die Backschaft (Niko, Claire & Bishal) hat sehr leckere Spaghetti Bolognese gezaubert, die wir verteilt, an Deck und auf der Pier verspeisten. Nach einer kleinen Mittagspause haben wir fleißig angefangen zu backen. Die Backschaft und ihre Helfer haben zum Kaffe und Kuchen noch Pfannkuchen gemacht. Dazu gab es Apfelmus, ganz viele Marmeladen, Zimt und Zucker und Honig. Alles Sachen die wir vorher rationieren mussten, doch heute konnten wir alles auf den Tisch hauen, weil wir ja bald auf Expis fahren.

Gleich ist noch die Premiere von unserem Boardfilm „True Blue Love“. Wer jetzt denkt, dass dies nur ein kurzer Möchte-Gern-Film ist, liegt falsch, denn es ist ein richtiger Spielfilm und der geht ganze 70 Minuten. Danke nochmal an unseren Steuermann Felix für die Regie. Danach werde ich seit langer Zeit endlich mal wieder mit Süßwasser duschen. Ich grüße ganz lieb meine Oma. ich freue mich schon auf dein Essen, wenn ich wieder zu Hause bin.
Damaris

Eine Busfahrt, die ist lustig

Datum: 14. Januar 2017, (Tag 99)
Position: 18° 29,7′ N, 056° 05,2′ W
Etmal: 0 sm
Wetter: Luft 27°C, 1011 hPa, sonnig, Schauer, Wind NNE 5 Bft.
von Charlie

t_charlieSchaut man sich einmal in Portobelo um, muss gar kein scharfer Blick sein, dann fällt einem sofort auf, dass die Busse hier irgendwie von der deutschen Norm abweichen. Nicht nur sind sie bunt bemalt mit getönten Scheiben, nein, aus ihnen dringt auch laut karibische Musik. Griesgrämige Stimmung ist quasi unmöglich. In solch einen begab ich mich heute zusammen mit Mira, um nach Sabanitas zu fahren. Die Idee kam ganz spontan, als wir uns wieder einmal über diese Gefährten freuten und Manuel erzählte, dass eine Busstunde von Portobelo entfernt eine größere Stadt sein sollte. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, zumal wir unser kleines Anlegeörtchen schon die letzten zwei Tage durchforstet hatten und acht Stunden Zeit hatten bis wir wieder am Anleger sein mussten. In der Touristeninfo erfuhren wir, dass alle halbe Stunde ein Bus fährt, also ab an die Bushaltestelle vor dem Chinaladen (wo es von Macheten über Lebensmittel bis hin zu USB-Ladekabeln wirklich alles gibt) und warten. Man hört die Bachataklänge schon von Weitem, wenn es dann noch einmal hupt, während es um die Ecke biegt, dann weiß man, dass der Bus kommt.

Eineinhalb Stunden später, wir hatten ein wenig Stau auf der Straße und mit freundlichen Hinweisen unserer Mitfahrer, welche dieser Haltestellen denn nun wirklich zu Sabanitas gehört, waren wir dann da. Und wieder wurde man einmal belehrt, dass man nicht zu viel erwarten sollte, nur weil von einem großen Supermarkt und einer Bank die Rede ist. Mit einer größeren Stadt hatte es nicht so viel gemeinsam, eher mit einem Autobahnhof, wo man sich aufhalten konnte. Hinweise darauf lieferte der schon angesprochene Supermarkt, die Bank, und ansonsten eine Autowerkstatt und ein McDonalds. Mehr als eine dreiviertel Stunde und ein 2kg-Eis brauchte es nicht, um sich alles anzuschauen, bevor es dann wieder zurück nach Portobelo ging. Als hätte es der Busfahrer geahnt, wartete er auf uns, auch wenn wir gerade noch so reinpassten. Zwar besagen die Regeln dieser alten amerikanischen Schulbusse, dass man nicht im Gang stehen soll, da sie aber auf Englisch sind, hält sich wahrscheinlich deswegen schon keiner dran. Und so hatte man entweder eine Brust, eine Tasche oder ein Kind im Gesicht. Berührungsängste fehl am Platz.

Zurück in Portobelo wollten wir dann nochmal in die örtlichen Lokalitäten, um bei einem Getränk das WLAN auszunutzen – wir bekamen zwar das Getränk, aber durch einen Stromausfall in Portobelo gab es leider kein WLAN. Weder in der einen Panadería noch im Captain Jack’s, einer kleinen Bar und Hostel abseits der Hauptstraße, aber nicht zu weit entfernt, um nicht alle halbe Stunde ein Hupen und karibische Klänge zu hören. Spitze ich nun auf der Johnny sitzend die Ohren, kann ich sie immer noch hören und vor meinen Augen sehen: die bunten Busse, die von stets lächelnden Busfahrern gefahren werden – immer ihre Passagiere und deren Wohl durch einen ebenso bunt dekorierten Rückspiegel, der meist von Gott gesegnet wurde, im Auge habend.

Ich grüße die Lietzer und wünsche euch einen glatten Start zurück in den Schulbetrieb.
Die Charlie

P.S.: Johann: „41 Minuten, Gratulation Papi“  (Rauchclub Großlohe)