Maschinist auf einem Segelschiff voll Schüler

Datum: 12. März 2016
Position: 32°08,4’N, 073°57,5’W
Etmal: 79 nm
Wetter: Wasser 21°C, Luft 24°C, Wind 2 Bft.
von Verena

Eigentlich sollte ja heute Nacht der Wind einschlafen. Der Kapitän hatte mich vorgewarnt: Wenn wir des Nächtens den Wind aufgebraucht haben, dann muss Emma uns weiter bringen. Ich hatte mich also schon darauf vorbereitet, die Gute aus dem Schlaf zu wecken und anzuschmeißen. Ihr gemütliches Geräusch haben wir ja nun schon länger nicht mehr gehört. Aber es kommt ja meistens anders als man denkt: Der Wind war nicht aufgebraucht, irgendwoher gab es doch noch Nachschub.

Ich wachte demnach heute Morgen davon auf, dass der Generator morgens um 6:00 über seine Zeitschaltuhr ansprang. Also durchschlafen und nicht motoren. An Deck ein herrliches Bild: Die Roald unter Segeln, ein laues Lüftchen und Sonne. Und dann das Kommando: Mehr Segel! Was also macht ein Maschinist auf der Bramrah? Sprit sparen.. der Wind weht schließlich für uns alle umsonst! Und so segeln wir unter immer mehr Zeug weiter gen Osten, unserem Ziel Bermuda entgegen. Man könnte jetzt also denken, einem Maschinist auf einem Segelschiff mit Wind ist sterbenslangweilig…. Nicht wirklich.

Es gibt an Bord noch 30 wissbegierige und zum Teil sehr technikbegeisterte junge Menschen. Ausbildung wird großgeschrieben. Viele Fragen wollen beantwortet, die Funktionsweise der verschiedenen Aggregate erklärt und vorgeführt werden. Zum Technikressort gehört schließlich nicht nur die geliebte Hauptmaschine Emma, sondern auch noch die Generatoren und natürlich die gesamte „Haustechnik“. Hier an Bord wird so jedem klar, dass Strom nicht gelb ist und einfach aus der Steckdose und Wasser nicht unbegrenzt aus dem Hahn kommt. Man muss schon etwas dafür tun. Wie das funktioniert, man die Anlagen betreibt und wartet, weckt das Interesse vieler. Es gibt auch bereits Schüler, die in diesen Bereichen fleißig mithelfen. Bei so vielen Freiwilligen ist der schwierigste Part, die kleinen Jobs gerecht zu verteilen, damit jeder mal darf.

Es ist ein Genuss, mit anzusehen, wie das Wissen gefestigt sowie mit Spaß und Freude angewendet und weitergegeben wird. Die Schüler wachsen mehr und mehr zu einer eingespielten Crew zusammen, treten souverän auf und meistern ihre Aufgaben immer besser. Ich durfte die Gruppe bereits auf dem Törn von Costa Rica nach Kuba erleben (da allerdings als Steuermann) und werde sie in der Maschine noch bis zu den Azoren begleiten. Darauf freue ich mich, so kann es gerne weitergehen!

Ich werde diese Tagesmeldung jetzt beenden. Soeben werde ich nach einem Verlängerungskabel für den Beamer gefragt. Heute Abend gibt es wieder einen Film in der Messe. Den werden sicherlich viele sehen wollen. Eine gute Gelegenheit für mich, mal ein bisschen Zeit am Ruder abzustauben und den herrlichen Sonnenuntergang gefolgt vom Sternenhimmel draußen zu genießen! Schau mer mal ob wir es schaffen, den Wind über Nacht aufzubrauchen oder ob er auch diesmal reicht. In diesem Sinne… Verena sendet viele Grüße von Bord an ihre Lieben zu Hause, an alle Freunde und Kollegen (SAM + Siemens)… es ist einfach super hier!
Verena

Grüße: Hallo Martin, alles Gute zum Geburtstag von Mama und ganz liebe Grüße in die Mühlenstraße!
Olivia/Olli schickt Grüße an alle zuhause! Mittlerweile gleicht sich unser Wetter mehr dem euren an – abends kann man hier schon mal einen Pulli anziehen
Anton wünscht Carlotta alles Gute zum Geburtstag! Bis in 2 Monaten!
Nachtrag: Der Wind hat nicht gereicht. Emma wurde geweckt und wir kartoffeln jetzt friedlich durch die Nacht… Die Sterne sind der Hammer!