Ein Putzfrauenpraktikum an Bord der Roald Amundsen

Datum: 11. November 2015
Position: 30°08,3’N, 015°52,9’W
Etmal: 0 NM
Wetter: Wasser 23°C, Luft 25°C, Wind 3 Bft.
von Sabine

Auf einem Schiff muss immer alles ordentlich und sehr sauber sein, damit sich keine kleinen Tierchen ansiedeln oder man sich nicht das Bein bricht, wenn man die aufziehende Wache wecken möchte, weil Taschen, Schuhe usw. auf dem Boden zerstreut sind. Deshalb gibt es jeden Tag ein „Reinschiff“ und jedes Mal, wenn wir im Hafen sind, ein „Großreinschiff“, um die Roald sauber zu halten. In diesem Bereich gibt es drei Kategorien: Keramik/Sanitär, Gänge und Niedergänge, Deck und Messing. Wie man sich vorstellen kann ist Sanitär die unbeliebteste Arbeit, dafür aber Messing und Deck die beliebteste.

Überraschenderweise mussten ein paar Schüler noch lernen, wie man Toiletten putzt, weil sie es anscheinend noch nie zu Hause gemacht hätten. Hier wurde dann gegenseitig erklärt, dass der WC-Reiniger auch wirklich nur für die Toilette benutzt wird und nicht für das Waschbecken. Gelernt haben wir auf jeden Fall alle, dass der Allzweckreiniger die Lösung für alles ist. Zu den Gängen kann man nicht viel sagen; man nimmt einen Besen, ein Kehrblech und einen Feudel mit Schrubber; und dann putzt man. Das kann sogar Jona. Es gab auch Diskussionen, ob das Messelogis mit gefegt werden soll oder es als eigene Kammer zählt. Natürlich waren dann alle Messelogis-Schläfer dafür und die Anderen dagegen. Da wir ein Traditionssegler sind, ist es notwendig täglich das Messing zu polieren, da dieses keinen Lacküberzug besitzt. Dies erzeugte bereits große Freude bei Saskia, da sie im Gegensatz zu Jona kein Naturtalent im Fachbereich der Messingpolierung ist. Die schönste Beschäftigung des Reinschiffes ist allerdings das „Deck schrubben“. Diese ist wohl als unmonotonste und anspruchvollste Beschäftigung des Schiffbetriebes einzuordnen. (IRONIE!!!!) Das war eine kleine Einführung im Reinschiff der Roald Amundsen.

An diesem Tag war die zweite Unterrichtsgruppe auch auf der Insel. Bei der Besichtigung haben wir sogar einen jungen Vogel gesehen, der noch in seiner Brutstätte lag. Der Ranger Carlos meinte, der Vogel sei noch dort, weil er zu schwach sei um mitzufliegen. Zum Dank luden wir später die Ranger auf das Schiff ein, die uns leckeres steinofengebackenes Brot schenkten. Am späten Nachmittag ankerten wir mit Segeln auf und begaben uns weiter in den Süden mit einem wunderschönen Sonnenuntergang.
Sabine

P.S.: Ich wünsche Chiara alles Gute zum Geburtstag. Ich habe dich ganz doll lieb. Feier schön
Bene wünscht seiner Mutter alles Gute zum Geburtstag. Ich hab dich lieb.
Kurt wünscht Sabine ein schönes WE und hat sie auch lieb ,o)
LG an L. von A.

Eine singende Rutschpartie

Datum: 14. Oktober 2015
Position: 52°31,6’N, 004°29,2’E
Etmal: 104,5 NM
Wetter: Wasser 14°C, Luft°11 C, Wind 5 Bft.
von Sabine

Heute wurde ich für die 0-4 Wache geweckt. Zwei Mal, weil ich das erste Mal gar nicht mitbekommen habe und anscheinend – ich bin immer noch der Meinung es würde nicht stimmen – irgendetwas auf Französisch vor mich hin gebrabbelt habe. Zu spät kam ich dann hoch als Robin einen Witz erzählte um die abziehende, erfrierende Wache zu unterhalten. Leider war mein Timing nicht perfekt und meine Wache muss jetzt bis zur nächsten Nachtwache warten um das Ende des Witzes zu hören. Uns wurde gesagt, dass wir in der Nacht Anker setzen würden und auf der Rah alle Segel reinholen müssten. Doch dann gab es eine Planänderung. Wache 1 war glücklich, weil keiner bei Regen, stärkerem Seegang und Kälte da freiwillig hoch wollte.

Als wir dann eingefroren auf der Brücke saßen, ging Ella, unsere Toppsi (Toppsgast), nochmal „Mensch über Bord“, „Feueralarm“ und alle Namen der Tampen mit uns so gründlich durch, dass wir jetzt auch noch davon träumen. Wir durften das Ruder (unter Aufsicht) auch schon selbst bedienen, dabei haben wir uns etwas versteuert und sind 80 Grad zu weit in die falsche Richtung gefahren. Nach fünf Minuten Steuerraddrehen waren wir dann auch wieder auf Kurs. Zusammengefasst saßen wir auf der Brücke wie Pinguine eingeengt mit einigen Regenschauern, Salzstangen zum Essen und Tee um warm zu bleiben.

Heute, um 11 Uhr, habe ich auch zum ersten Mal ausgeschlafen seit ich auf der Roald bin und musste nicht geweckt werden. Dann gab es auch schon eine halbe Stunde später Mittagessen zum Frühstück und noch eine halbe Stunde später hatte ich auch schon wieder Wache. Am 13.10.15 um 12 Uhr war dann die Wache 1 zum allerersten Mal pünktlich und vollständig oben an Deck, was ja wohl eine Topleistung ist. Zu unserer Wachzeit konnte man schon die niederländische Küste sehen mit vielen Containerschiffen, die dort vor Anker lagen. Wir entdeckten auch einen kleinen Vogel an Deck, der herumflog und wahrscheinlich seit unserer Abfahrt in Kiel mit uns mitfährt.Um 12:30 gab es dann ein „All Hands“ – das sagt man so wenn alle an Deck kommen sollen – bei dem uns der Kapitän erklärte, wo wir gerade sind, wie wir heute Nacht womöglich weiterfahren werden und uns fragte, ob wir eine Idee hätten, was wir in Ostende, Belgien machen könnten. Unsere Lehrerin Olivia hat auch erklärt, dass es ab Ostende verschiedene Projektteams geben wird, wie Projektteam Land, Wäsche, Müll, Foto etc. und dass man eine Art Praktikum beim Maschinisten anfangen könnte. Nach dem „All Hands“ hat uns KP dann beigebracht, wie man auf einem traditionellen Segelschiff richtig glasen muss, damit auch jeder weiß, wie spät es ist. Leider dürfen wir es jetzt nicht mehr machen, weil andere sich beschwert haben, dass es zu laut sei und sie dabei wach wurden. Während unserer Wache von 12 bis 16 Uhr haben wir öfters das Großstengestag und Vorstengestag gesetzt und wieder reingeholt, weil der Wind öfters gedreht hat.

Nach dem Abendessen sind mehrere Großsegler an uns vorbei gefahren und haben dadurch riesige Wellen erzeugt, die unser Schiff erheblich zum Schwanken gebracht und uns in der Messe zum Hin-und-Her-Rutschen auf den Hockern und Bänken gebracht haben. Die Rutschpartie wurde dann mit singenden/schreienden Schülern zu dem Lied Wannabe von den Spice Girls beendet.
Sabine

P.S.: Ich grüße meine Eltern, meine Schwestern, meinen Hund und alle meine Freunde von zu Hause, die jetzt in ihren Betten schlafen und nicht erfrierend um drei Uhr morgens draußen sitzen müssen. 😛