EXPI 1: Niedliche Wickelbären

Datum: 23. – 29. Januar 2016
Position: Costa Rica
Etmal: –
EXPI-Gruppe: Leonard, Anton Mü, Susi, Julian, Niko & Ana
von Leonard

„Nach ihrer Ankunft per Boot, Flugzeug oder Viehtransporter begrüßt Sie die Hitze des Herzens der Neuen Welt. Entspannen Sie in der sanften Brandung, trinken Sie einen lokalen Fruchtshake und erfreuen Sie sich an der gelassenen Atmosphäre der costaricanischen Bevölkerung.“ So schön könnte es sein, war’s aber nicht. Die fahrende Heizung, auch Bus genannt, hatte immerhin verschiebbare Fenster. Diese waren so konzipiert, dass der Vordere beim Öffnen dem Hintermann das Fenster schloss. Das ließ als Kompromiss jedem also ein kleines Stück Freiheit. Zwei Stunden Bratzeit, dann herausnehmen und auf einer geteerten Straße servieren. Am besten auf einer möglichst weit vom Kühlschrank entfernten. Zu unserm Glück waren wir nicht die einzige Expi-Gruppe. Eine halbe Stunde Fußweg reichte, und die Wasserflaschen waren leer und Obi alle. Beide Gruppen kamen nach einigem Suchen an dem unscheinbaren Hotel an, bezogen die Zimmer recht schnell und machten sich auf den Weg zum Pazifikstrand. Das hieß für meine Gruppe den Weg wieder hinunterlaufen, plus einen nicht unerheblichen Bonus bis zur Brandung. Immerhin ohne Gepäck. Kaum angekommen wurden wir aufgehalten. 6$ Eintritt, pro Nase. War das die drei bis vier Stunden wert? Ja, irgendwie schon, wir badeten also. So war das. Nix besonderes. Surfer? Pazifikwellen? Haie? Nada. Ein ganz gewöhnlicher Strand.

Abends gab‘s ganz gewöhnliche Spaghetti, wie auch bei der anderen Expi-Gruppe, sogar unsere Mitgäste hatten Nudeln auf dem Plan. Gekauft wurde im nahen Minisuper, ein Exemplar dieser häufigen Kleinladensorte. Nudeln sind immer gut, vor allem wenn man schon für das Festessen am Ende spart. Ganz im Gegensatz zu Toastbrot. Toastbrot ist kein Brot, es ist ein westlicher Tortilla ohne Nährwert. Das ist jedenfalls meine Meinung. Es gab allerdings nichts anderes, der Laden war ja auch ein Minisuper und keine Bäckerei. Grundnahrungsmittel ist hier sowieso Reis mit Bohnen. Was so ein Minisuper auch hat, ist Marmelade, und zwar in Päckchen zum Ausquetschen. Pfannentoast und Guavenmarmelade war unser Frühstück. Dann zurück an den Strand, Baden ist angesagt. Nicht viel Neues zu berichten, nur dass wir eine Stelle fanden, wo zwei Wellenfronten aufeinanderprallten. Das hochschießende Wasser reichte fast schon über unsere Köpfe und vertrug sich dabei nicht mit offenen Nasenlöchern. Mittagessen gab‘s am Strand (Käse und Schokobrot), Abendessen dann im Hotel, Muschelnudelchen.

Tag 3: Der Bustag. Mittags raus, in den Bus, zwei Stunden bis San José. Orientieren in San José. Navigieren in San José. In den Bus in San José. Zwei Stunden Stop-and-go bis Turrialba, eine kleinere Stadt in Richtung der Karibikküste. Diese ist „schön“, falls man an mittelgroßen Städtchen interessiert ist. Wir sind ohne Probleme angekommen, dank unserem Busmanager Julian. (heißer Jobtip – wortwörtlich) Der weibliche Teil der Gruppe freute sich auf Shoppingtouren, der männliche auf eine kühle Fanta, Chips, Oreos und die neueste Ausgabe von „Hier gibt‘s freies WLAN! – 3D“. Julian hatte dank Durchfall das WLAN erstmal für sich allein. Morgens hatten wir hier ein „normales“ Frühstück, das heißt Reis mit Bohnen, Platanes (Kochbananen), Eier, Fruchtsalat und Kaffee. Das Ganze für relativ wenig Geld. Pura Vida, wie man hier so schön sagt. Hier würde ich gerne noch mal hin, jetzt mussten wir aber erstmal nach Alajuela, die Flughafenstadt, die in San José verwachsen zu sein scheint. Julian leistete ganze Arbeit. Hier sei mal die Rolle von unserem Finanzminister Obelix erwähnt, der in diesen Tagen unseren wachsenden Vorrat an Wechselgeld mitschleppen musste. Gut gemacht, Obi.

Alajuela, genau. Wo fange ich an… Wir hatten Probleme unser Hotel zu finden, und sind trotz freundlicher Hilfe eines Straßenkünstlers direkt am Eingang vorbeigelaufen. Das Hotel wurde leider von Julian dauerbesetzt, dessen Darm er aber wieder unter Kontrolle bekam. Das nahe Museum über die Geschichte Costa Ricas war interessant, es erzählte von der Unabhängigkeit von Spanien, den Versuchen eines US-Amerikaners, Mittelamerika zu einem geeinten Satellitenstaat der USA zu machen und von den Kriegen mit und gegen Nicaragua. Eine Galerie des Malers Wiet Wildemann war auch im Gebäude, dieser malte sehr… eindrucksvolle Kunstwerke. Den Tag darauf besuchten wir den (für Touristen) ein bisschen sehr teuren Zoo, der dann auch nicht besonders beeindruckte.

Viele der Tiere waren gerettete Tiere aus dem stetig schrumpfenden Regenwald, manche waren aus anderen Ländern. Sehr verbreitet waren Schildkröten. Der Bereich, der den Schildkröten zugewiesen war, war voll, sogar unter der Besucherplattform krochen Schildkröten herum. Manche Schildkröten sonnten sich AUF anderen Schildkröten drauf. Eine andere Spezies gab es da auch zuhauf: große, fette, grüne Eidechsen. Wohin man auch schaute, überall waren sie. Auf den Vogelgehegen, auf dem Besucherweg, am Zaun vom Affengehege. Ein Schild wies höflich darauf hin, dass der Zoo schon über 20.000 Tiere in die Freiheit „entlassen“ hat. Ich denke eher an Rauswurf wegen Besucherbelästigung. Viele weitere uns bekannte Tiere waren zugegen, Hasen, Pfaue, Wellensittiche und natürlich Tukane und Aras in allen Formen und Farben, mit und leider auch ohne Schnabel. Solche Tiere werden im Zoo aufgezogen und kriegen da ein relativ kleines Gehege mit vielen Artgenossen.

Das Abendessen war das letzte der Expis, die letzte Chance, übrig gebliebene Dollars vom Zoo auszugeben. Dazu gingen wir in eine Art Restaurant mit Karaokebar, Disco und gar nicht so schlechtem Essen. Der letzte Tag, diesmal in San José selbst, hatte auch seine Tücken. Der Bus hielt an der Calle 38 und wir mussten zur 37. Das klingt einfach, aber nach dem Straßensystem hier sind, ausgehend von der Calle Central, die geraden Calles Richtung Westen und die ungeraden Richtung Osten. Wir mussten also nicht 1, sondern 38 Blöcke weit kommen. Da entschieden wir uns für einen kurzen McDonalds-Aufenthalt und zwei Taxis. So, nu simma da und warten auf unser Schiff nach Kuba. Danach gibt‘s vielleicht wieder etwas Kreativeres von mir.
Leo (EXPI-Gruppe Leonard, Anton Mü, Susi, Julian, Niko & Ana)

Zu den Fotos aus Costa Rica –>

Die zweite Ernte

Datum: 14. Januar 2016
Position: Longo Mai, Costa Rica
Etmal: –
Wetter: heiß
von Nikolai

Heute durften wir, wie sonst so selten, den Spanischunterricht und das Dorf verlassen, um arbeiten zu gehen. In diesem Fall auf einer Kaffeeplantage. Sie war in einem kleinen Tal entlang eines Hanges mitten im Urwald gelegen, also mussten wir uns erst eine Stunde lang durch den Regenwald schlagen, wobei wir ein mehr oder weniger ausgetrocknetes beziehungsweise komplett verschlammtes Flussbett als Weg benutzen, um zwei kleine Bäche und einen Fluss zu überqueren. Auf der Plantage angekommen wurden wir erst einmal eingewiesen nur die rötlichen und schwarzen Bohnen zu ernten. Was am Anfang mit ein wenig Musik noch lustig war, stellte sich nach guten drei Stunden als äußerst anstrengend heraus, sodass viele von uns nur noch neben den Pflanzen saßen, in der Hoffnung, den Kaffee ausschließlich im Sitzen abernten zu können.

Schließlich machten wir uns auf den Rückweg: Wir durchquerten die Flüsse und Täler, stapften durch das „ausgetrocknete“ Flussbett und erreichten schließlich das Dorf. Zum Glück mussten wir nicht (anders als erwartet) die Säcke voll geernteter Kaffeebohnen zurück zur Ortschaft schleppen, das übernahmen nämlich die Einheimischen für uns. Nach einem sehr entspannten Nachmittag gab es einen zum Glück freiwilligen Workshop über das Selberbauen von Schmuck, an dem ich nicht teilgenommen habe, weshalb ich nicht viel darüber schreiben kann. Schließlich wurde am Abend ein Film für das ganze Dorf auf einer großen Leinwand vorgespielt. Zwar war der Film auf spanisch, aber im Grunde geht es darum, dass ein kleiner Prinz im Universum zwischen ca. 10 Kubikmeter großen Planeten hin und her reist und verschiedene Leute trifft. Also ging der Tag entspannt zu Ende.
Niko