Zikade in der Kombüse

Datum: 4. März 2016
Position: 23°08,2’N, 082°20,7’W
Etmal: 0 nm
Wetter: Wasser 25°C, Luft 29°C, Wind 3 Bft.
von Daniel

–„Also, zuhause war das immer so, dass ich als allererstes am Morgen kontrolliert habe, ob ihr eine neue Tagesmeldung hochgeladen habt.“
Heike S., 44, kann nachvollziehen wie es den besorgten, nach Informationen gierenden Eltern und Freunden geht. Hoffentlich liest sie bald diesen Satz, irgendwo in Deutschland, und freut sich über eine neue Tagesmeldung.
–„Ok, Ich geh‘ Tagesmeldung schreiben.“
–„Ohhhh, mies.“
Julian C., 16, lacht mich aus.
–„Mit der Backschaft ist es wie in der Genetik: Ihr Schüler seid wie die Aminosäuren, in der Backschaft gibt es so viele Kombinationen und alle sind anders. Du bist mit Hannah und Susi zum Beispiel ganz anders als mit anderen Schülern.“
Robin G., 32, fühlt sich belehrend und poetisch zugleich, kombiniert so meisterhaft seine zwei Unterrichtsfächer in einem Satz.
–„Boah. Eigentlich ist die Backschaft voll entspannt. Aber heute ist eigentlich mal wieder Sche langweilig.“ Hannah B., 15, sitzt auf der Brücke neben mir, Susi und Judith, und tut nichts. –„Hoho! Wahres Beispiel an Sexappeal!“ –„Hä? Was hast du gesagt? Was willst du?“ Stella G., 15, komplimentiert Anton Me., 15, zu seinem entblößten Oberkörper. Er, verwirrt und schwerhörig, wollte nur Müll in die achterne Tonne bringen und erwartet nicht von der Kombüse aus angeflirtet zu werden. –„Ich hab 4 Mal Kaffe auf der Reise gemacht. 2 Mal davon heute.“ Hannah B., 15, fühlt sich von ihrer Mitarbeit in der Kombüse belustigt. –„Sche! Ist alles seefest gestaut? F**k!“
Hannah B., immer noch 15, fühlt sich von dem ratternden Motorgeräusch alarmiert; legt schnell einen feuchten Lappen unter eine Schüssel.
–„Susi, sag mal was Lustiges. Ich will auch ein Zitat von dir in der Tagesmeldung!“
–„Hä? was ist das?“
Susi B., 17, reißt mir den Zettel aus der Hand, auf dem ich alle Zitate für die Tagesmeldung notiert habe. Bis heute lebte sie in der Unwissenheit, dass ihre Lieblingsfrucht (gleichzeitig ihr Lieblingswort) Papaya ein in Kuba üblicher Ausdruck für die weiblichen Genitalien ist.
–„Ich glaube, ich werde mal bei Rewe hinter der Theke stehen und Wurst schneiden… Oh, das sind aber Monsterscheiben.“
Hannah B., 15, zweifelt ob sie ihrem zukünftigem Traumjob gewachsen ist.
–„Ihr habt eine Zikade in der Kombüse.“
–„Was?“
Robin G., 32, macht die gesammelte Backschaft auf ein nerviges Rattern in der Gegend der Teller aufmerksam. Es nervt echt. Daraufhin verlässt er die Kombüse, nur um drei Mal durch ein Bullauge hindurch das nervige Geräusch nachzuäffen. Verhält sich so, seinem Alter sehr entsprechend.
–„Wie viele davon sind eigentlich von mir?“
Hannah B., 15, beäugt meinen Zettel; sie will nicht so oft zitiert werden.
–„Susi, schlag ein!“
[Klatsch]
–„Geschafft“
Susi B., 17, spricht das Wort aus, auf das ich schon den ganzen Nachmittag warte.
Ceci

Grüße: Stella grüßt Alix ganz, ganz herzlich. Ich habe mich wahnsinnig über deinen Brief gefreut! Und alles Liebe an die Mutter, ich hab dich ganz doll lieb :*

Heimreise

Datum: 1. Februar 2016
Position: 09°59,1’N, 083°01,6’W
Etmal: 0 nm
Wetter: Wasser 28°C, Luft 27°C, Wind 1 Bft.
von Daniel H

Um 4:50 Uhr standen wir alle bereit, mit gepackten Taschen und Lunchpaketen, im Eingangsbereich des Hostels. Nachdem wir unsere Rucksäcke erfolgreich verstaut hatten ging es auch schon los, Richtung Puerto Limón. Für jeden eine gefühlt sehr kurze Busfahrt, denn kaum einer konnte dem Drang, den verloren gegangenen Schlaf nachzuholen, widerstehen. Da waren wir nun, dort wo das Abenteuer Costa Rica seinen Anfang genommen hatte und wo es auch enden sollte. Aber noch nicht ganz… Nach viel hin und her, Formulare ausfüllen, Pässe stempeln und einfach blöd rumsitzen und warten, konnten wir endlich zur Roald.

In dieser kurzen Zeit ist jeder Ort innerhalb von Minuten zu einem Zuhause geworden. Die Gastfamilien wie La Gamba und jedes Hostel während der Expis, denn egal wo hatten wir doch immer die Menschen dabei, die wirklich unser Zuhause für diese Reise waren und sein werden. Trotzdem tat es echt gut zurück aufs Schiff zu kommen, ein so vertrautes Umfeld und echtes Heim mit allen Vor- und Nachteilen (keiner will seekrank werden). Um den Wiedereinzug zu beenden, mussten wir noch schnell die Taschen aus dem Lager holen und in die Kammern stopfen. So, fertig. Ein schnelles All-Hands zur Vorstellung des neuen Stamms und um 18:00 Uhr düsten wir auch fröhlich ab, in die Hafenbucht. Lass fallen Anker!! Die Tische gedeckt, die Nudeln gekocht, aßen wir alle vergnügt zu Abend. Auf die Weiterreise freut sich jeder, zwar nicht so sehr auf den Unterricht, aber wir sind alle sehr gespannt was uns bei unserem nächsten Stopp erwarten wird. Ganz liebe Grüße an allesamt zu Hause,
Daniel