Und er sprach: a²+b²=c²

Datum: 13. Februar 2015
Position: 20°31,6 N, 086°56,6 W (Cozumel, Mexiko)
Etmal: k. A.
Wetter: 27°C, Wind NE, 4 Bft.
von Tobias

(Warschau, Der Titel ist eine Anspielung auf den letzten Satz des Berichtes vom Vortag…) Wir liegen hier vor einem der beliebtesten Häfen für Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Also Touris der allerschlimmsten Sorte in Massen. Schnauzbärte, komische Sonnenhüte und mindestens ’nen Bierbauch. Nichts gegen Bierbäuche! Weil man von denen aber auf der Straße noch nicht genug sehen kann, sind wir heute zu einer der drei Hauptattraktionen jener Touris gefahren – einem Themenpark. Dieser bestand dann aus bilderbuchreifem… künstlichem Strand, einem „sehr naturähnlichen“ botanischen Garten und einigen artenungerecht gehaltenen Tieren wie Delfinen, Seelöwen und Krokodilen. Und Restaurants.

Anschließend ging es dann in den Supermarkt und nach einer spannenden Fahrt mit der Rolltreppe begann das Proviantteam seine Arbeit. Wir haben jetzt wieder Äpfel an Bord, könnt ihr euch das vorstellen? Wahrscheinlich nicht, so was gibt es ja in Deutschland nicht. Da es ja auf Cozumel so schön ist, sind wir am Abend noch Anker aufgegangen, was bei der störrischen Backbordankerkette seine Zeit braucht. Doch wurden unsere Anstrengungen im Kettenkasten zum Stauen der Kette mit einem kräftigen Seegang entlohnt. Die Maschine steht auf „HALBE“, die Wellen schlagen und mir ist schlecht. Damit, und mit der Hoffnung dass es zuhause weniger schaukelt, verabschiede ich mich jetzt in meine Koje.
Tobias

P.S.: Hallo Brüderchen, tja jetzt bist du endlich 18!! Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag und hoffe, dass das nächste Jahr genau so gut für dich weitergeht. Ich bin stolz auf dich… (Ach ja feier nicht zu viel ;)) Liebe Grüße an den Rest der Familie -Saskia

Aus der Perspektive eines Wiederkehrers der Stammcrew

Datum: 12. Februar 2016
Position: 20°35,1’N, 086°45,9’W
Etmal: k. A.
Wetter: Wasser 26°C, Luft 24°C, Wind NE 5 Bft.
von Heike (Stamm)

Kiel – 11. Oktober 2015 – Die Roald Amundsen startet mit 30 Schülern, 4 Lehrern und 14 Leuten Stammcrew zum HSHS-Törn 2015/2016. Schüler und Lehrer werden insgesamt 7 Monate an Bord bleiben – die Stammcrew bleibt unterschiedlich lange dabei. Ich bin zum Beispiel bei der Startetappe im Stamm dabei und nun zu einem späteren Zeitpunkt erneut und habe somit die wunderbare Gelegenheit das Projekt in unterschiedlichen Stadien zu sehen. Meine erste Etappe ist gleich die Startetappe ab Kiel. Die Zeit des Abschiedes und gleichzeitig der Aufbruch in das gemeinsame Zusammenleben an Bord. Diese ersten Tage und Wochen sind geprägt davon, eine Bordroutine zu entwickeln und möglichst viel über das Schiff, die Abläufe an Bord, das Segeln und auch das Miteinander zu lernen. Im Rigg, an Deck und anderen wichtigen Bereichen wie z.B. die Kombüse/Backschaft unterstützen wir vom Stamm, leiten an und geben unser Wissen und die Erfahrung weiter. Das soziale Gefüge der Gruppe setzt sich zusammen, der Platz in der Bordgemeinschaft wird gesucht, Rollen eingenommen. Die Lehrer nehmen ebenfalls in den Wachen an der auf der Roald gelernten Bordroutine teil. Und in der Oktobersonne nehmen Schiff und Projekt Fahrt auf. Bis hierhin ist das Gefühl wie auf anderen Törns mit hohem Anteil an „neuen“ Trainees auch – viel Erklären, nochmals Erklären, Ausprobieren lassen in gesicherten Grenzen.

Ganz anders das Gefühl bei der Ankunft in Oostende – es ist schon komisch die Roald zu verlassen und zu wissen, dass die Schüler weiterfahren. Auch wenn es manchmal (vor allem in der Messe) ziemlich laut und wuselig ist – das ganze Team ist mir unglaublich ans Herz gewachsen. Komisch zu wissen, dass ich in den nächsten Wochen und Monaten das Ganze nur von Ferne verfolgen kann. Beim fast täglichen Lesen der Tagesmeldungen schweifen die Gedanken zurück an Bord, zurück an den Schreiber. Manch Tagesmeldung ist so typisch für den Verfasser, manch andere überrascht von Inhalt und Form. Eine jede wird gerne gelesen (auch mit dem Standardanfangssatz wer-wann-von-wem geweckt wurde) und stillt die Neugier nach Info über das Geschehen an Bord. Schaut man auf die Anzahl der Besucher auf der Seite, dann sieht man – man ist damit nicht alleine – viele weitere verfolgen den Törn von zu Hause aus. Danke auch für die Bilder, die den Fortgang der Reise im Blog dokumentieren.

Puerto Limon/Costa Rica, Februar 2016. Schüler und Lehrer kommen vom Landaufenthalt in Costa Rica zurück an Bord. Das „Bergfest“ liegt bereits hinter ihnen. Das Zurückkommen an Bord ist wie ein Stück Heimkehr, denn ab hier geht der Kurs erst einmal Nord (Cuba) und alsbald dann nach Osten – ebenfalls ein Wendepunkt der Reise. Für mich als Rückkehrer der Stammcrew bedeutet das einiges Neuland. Aufgrund des Schulunterrichtes steht nur die Hälfte der Wache als Fahrwache bereit. Aber die kleine Anzahl wird bestens kompensiert durch die mittlerweile hohe Qualifikation auf allen Posten. Viele Segeln auspacken? Kein Problem – schnell finden sich viele Kletterhungrige zum Aufentern in die Rahen. Mal eben in der Unterrichtspause den Großtopp aufbrassen? Ja klar – „An die Steuerbord Brassen – Klar bei Backbordbrassen“ und in Windeseile ist das erledigt. Gekonntes Hantieren mit der Arbeitstalje, Arbeiten zum Schiffserhalt, Segel setzen und bergen, vom Rudergehen bis hin zur Navigation – alles wird mit großem Eifer und Sachverstand erledigt. Es macht einfach Spaß so über das Meer zu segeln. Dazu kommt, dass die Schüler sehr selbständig die Backschaft managen und täglich 45 Leute pünktlich mit Essen versorgen. Ein wirklich tolles Projekt! Respekt auch an die 4 Lehrer, die hier sicherlich keinen normalen Schulalltag absolvieren. Gefühlte 24 Stunden-Bereitschaft, ein schaukeliges und eventuell auch mal nasses Klassenzimmer (an Deck) und kein Feierabend nach der 6ten Stunde.

So wird es auch bald in Cuba für mich wieder ein Abschied sein, während Schüler/Lehrer und anderer Stamm die Heimreise nach Hause antreten. Noch einmal über den Atlantik. Und immer stärker werden die Gedanken an zu Hause sein und die Vorfreude darauf, die Familien und Freunde wieder in die Arme zu schließen. Natürlich nicht, ohne all die neuen Freunde aus dem HSHS-Projekt zu vergessen. Und bis dahin freuen sich alle zuhause über die täglichen Tagesmeldungen – egal mit welchem Satz sie anfangen.
Heike

Grüße: Liebe Schmiri jetzt wirst auch du mal von mir gegrüßt- wie is es auf der Insel
Liebe Mama vermisse euch sehr. hdgdl
Natalie grüßt ihre Homies in Berlin, unseren Mann in Holtenau und die Damen im Schiffsbüro.
Herzlichen Glückwunsch von der Mexicoküste nach Russland zum Zweiundzwanzigsten und später auch in die USA zum Einundzwanzigsten! Jorge
Svenja saluda a su hermana. Mexico me gusta mucho!