Dominica

Datum: 15. Dezember 2015
Position: 15°17,5’N, 061°23,0’W
Etmal: 0 NM
Wetter: Wasser 29°C, Luft 35°C, kein Wind
von Stella

Heute war mal wieder ein wundervoller Tag, welcher glücklicherweise noch nicht zu Ende ist. Er fing für mich um viertel vor sechs an, als Jürgi (unsere allerliebste Deckshand ;)) die Hängematten durchstreifte und uns alle weckte. Ich schlief neben Hannah an Deck, lauschte dem Trubel an Land, schaute in den schimmernden Sternenhimmel und schaukelte in meinem ruhigen, tiefen Schlaf. Am Morgen war ich beeindruckt, wie viele Hähne krähten und wie früh es hell wurde, ohne dass man die Sonne sehen konnte. Ich hüpfte aus meiner Hängematte, packte diese wieder zusammen und taperte zum Frühstück. Obstsalat und Milchreis verspeiste ich auf der Brücke (ich hatte ja schließlich Ankerwache). Und so peilte ich mit Judith alle halbe Stunde Punkte an, kontrollierte die Ankerkette, trug die Wassertiefe ein und entkam dank dieser Aufgaben dem Reinschiff.

Nach getaner Arbeit hieß es für uns dann „Ab ans Land“ . Der Dinghi-Shuttle fuhr uns an den Steg, drehte dann wieder um, und wir konnten dann, auf uns allein gestellt, Dominica entdecken. Wir liefen immer der Nase nach und bald schon trafen wir einen alten „Freund“ (más o menos; ich habe gerade Spanischvokabeln gelernt), denn diesen wurden wir ums Verrecken nicht los. Wir warteten in der Touristen-Info, ignorierten ihn gänzlich, doch er hat sich einfach nicht abgewendet, bis Vitus uns mit fünf karibischen Dollars freigekauft hat.

Nun eine (unerwünschte) Person weniger, setzten wir unsere Tour fort, schlenderten über einen Markt und als uns die Sonne schon im Nacken brannte, setzten wir uns in ein Café und tranken eisgekühlte Getränke. Ich schrieb mit meiner Familie, meinen Freunden und ich glaube wir haben uns alle gefreut, nach drei Wochen endlich wieder etwas von zu Hause zu hören. Um die Mittagszeit ging es für uns dann wieder zurück an Bord: Mittagessen.

Frisch gestärkt sprangen wir dann in das kühle, erfrischende Blau. Aber nein, ich möchte mich verbessern, wir sprangen nicht, wir schwangen uns mit einem Tau, welches an der Fock befestigt ward, ins Meer. Mit einem lauten „platsch“ tauchte ich ein und schwamm zu den anderen hinüber und beobachtete, wie Obi, Niko und was weiß ich noch wer alles, wie die Hühner auf der Stange vom Klüverbaum gesprungen sind. Nach gut zweieinhalb Stunden waren wir dann alle wieder raus aus dem Wasser. Und so sitze ich hier in der Hängematte, neben Judith und Susi und genieße die Ruhe. Insofern ganz liebe Grüße aus der Karibik
eure Stella

Grüße: Ich wünsche meinem allerliebsten Emmaschatzi, alles Gute zum Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Endlich 15 (falls du ein paar Weisheiten von deiner lebenserfahrenen Freundin brauchst, meld dich bei mir, kostet ja nur einen Euro die Minute ;)) Fühl dich von mir gedrückt, deine Stella

Land in Sicht

Datum: 14. Dezember 2015
Position: 15°17,5’N, 061°23,0’W
Etmal: 80 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 32°C, Wind 1 Bft.
von Saskia

Der Atlantik: ewiges Blau soweit das Auge reicht. Aber halt, doch tatsächlich, gestern Nacht haben die ersten Schüler Lichtschimmer am Horizont wahrgenommen, welche sich bei Sonnenaufgang als die wunderschöne Karibikinsel Dominica herausstellten. Das war“s nun also, wir hatten es tatsächlich geschafft: Wir hatten den Atlantik überquert. 24 Tage auf See und 2.900 Seemeilen später… Was es für ein Gefühl ist, das erste Mal nach gut drei Wochen wieder Land zu sehen? Tja, als wir alle in der Biskaya seekrank über der Reling hingen, dachten wir es wäre ein Gefühl von Erleichterung, aber das war es nicht, es war ein Gefühl das so einzigartig war, dass man es kaum in Worten beschreiben kann. Freude, Begeisterung, Sehnsucht und ja, ich glaube tatsächlich ein wenig Trauer darüber, dass die Zeit des Atlantiks nun vorbei ist.

Nachdem wir also alle die Insel aus der Ferne begutachtet hatten und der Ausguck eine vorbeischwimmende Kokosnuss meldete, mussten wir erst einmal durch ständiges Brassen und Schiften der Vorsegel unseren Ankerplatz erreichen. Als wir das geschafft hatten, wurden wir von einem Einheimischen der Insel in einem kleinen Bötchen begrüßt. Dann hieß es für alle: Ab ins Rigg, denn auch wenn wir nur unter Anker liegen, mussten alle Segel landfein gepackt werden. Aber wir hatten alle eine hohe Motivation, da wir danach baden gehen durften. Also sprangen wir alle vom Schanzkleid oder aus dem Klüvernetz in das türkisblaue Wasser, vor unseren Augen die dicht bewachsende Dschungellandschaft, die sich schließlich an der Küste mit Palmen und vereinzelten Bungalows verläuft.

Tja, nun sitzen wir hier in der Karibik und genießen die letzten Sonnenstrahlen an Deck, während unsere Freunde und Familien weit weg im kalten Deutschland sind. Ich glaube, heute war ein Tag, an dem uns allen bewusst geworden ist, was für eine besondere Reise hinter uns liegt, aber auch noch bevorsteht. Während des Atlantiks haben wir nämlich nicht nur viel über die Roald gelernt, sondern auch über uns selber und über alle anderen hier an Bord. Wir sind noch enger als Crew zusammengewachsen und entfernen uns immer weiter aus unserem Alltagstrott. Nun muss ich diesen Tagesbericht aber auch beenden, da wir heute Abend alle noch die Chance bekommen, über den Dingi-Shuttle die Insel zu besichtigen. Liebe Grüße
Saskia