Schlechtes Wetter

Datum: 22. April 2016
Position: 49°07,6’N, 008°49,5’W
Etmal: 116 nm
Wetter: Wasser 11°C, Luft 12°C, Wind 2-3 Bft.
von Mike

Feststellung: Wir haben schlechtes Wetter. Kein schweres Wetter, nix. Dem unerfahrenen Leser der Unterschied: Bei schwerem Wetter denkt das Schiffsvolk (beachte die genderneutrale Diktion): „De armen Lüet an Land.“ Bei schlechtem Wetter wird dagegen die ETA (estimated time of arrival) korrigiert, oder die Anker „klappern“ trotz sorgfältiger Zurrung oder der Kaffee ist mal kalt…. Aber nicht mal zu letzterem kommt es: Eva mit ihrem Kombüsenteam schaffen es immer schmackhafte Mahlzeiten und zusätzlich Kaffee und Kuchen zu zaubern. Meine Steuerkollegin Trixie hat sich vorgestern zu den Auswirkungen des Schlechtwetters geäußert, ich will mich deshalb auf die Ursachen des schlechten Wetters beschränken. Viele an Bord diskutieren über einen oder mehrere mögliche „Schuldige“ daran. Schuld ist aber eine religiöse Kategorie, um Herrschaftsdruck ausüben zu können, deshalb verfolgen wir das nicht weiter.

Die Frage nach der Ursache bleibt bestehen:
I. Die physikalische Erklärung: Die Natur hat die Isobaren so angeordnet, dass aus dem ?p Beaufort 7-8 mit Regen entstehen (die sind jetzt auch passé)
II. Die meteorologische Erklärung: Die Wetterfrösche haben die Isobaren falsch aufgemalt indem sie für unser Seegebiet 1020 HPa angaben, obwohl wir doch 1010 HPa haben, und dieses ?p…
III. Die sozio-kulturelle Erklärung – Damit verlassen wir die Physik und begeben uns in grenzenlose Möglichkeiten:
A) Einige Besatzungsmitglieder befanden sich bereits seit einiger Zeit auf Sao Miguel und haben vielleicht nicht alle in Anspruch genommene Dienstleistungen angemessen belohnt. Spontan fällt mir dabei unser Kapitän und das Lehrerteam mit seinen WLan – Ansprüchen ein.
B) Wir könnten einen „Jonas“ an Bord haben, der dieses ehrwürdige Amt innehat. (Nicht der fast gleichnamige Schüler) Das ist dann Schicksal.
C) Das Lehrerteam könnte die Wetterlage als „erzieherische Maßnahme“ verordnet haben.
D) Die Reise nördlich um Schottland herum hätte auf einige großen Reiz ausgeübt, unseren Kapitän zieht es nach Oslo, die Schüler eher zur dänischen Softeisbude. (Roald-Doku Teil 1)

Wie dem auch sei, der Chief, welcher seine Abgastemperaturen stets im Blick hat, kompensiert das alles und dreht den Propeller unverdrossen, sodass wir mit zunehmender Knotenanzahl Oostende näherkommen. Im Ausblick: In zwei Tagen wird sich das Wetter weiter verbessern, und wir werden hoffentlich segeln können. Wie gesagt, es ist nicht schwer, sondern nur schlecht.
Cheers, Mike

Grüße: Der Seelöwe grüßt Mike und meldet nach abendlicher Schatzsuche mit Käpt´n fünf frisch-fröhliche Funde.
Judith grüßt Schmiri
A grüßt L
Günther 183 grüßt Roald