Aus Sicht eines Landgangsschuhs

Datum: 26. Februar 2016
Position: Vinales, Kuba
Wetter: sonnig
von Tabea

Heute Abend habe ich ganz widerlich gestunken, da ich mich heute viel bewegt habe. Die letzten Monate waren sehr langweilig, da ich fast nicht gebraucht wurde und in einer Tasche eingequetscht verstaubt bin. Es ist schön, mal ein bisschen Abwechslung zu haben. Ich habe mich sehr gefreut, als ich am Morgen meine Freunde wiedergetroffen habe. Ich war noch nicht richtig wach und nutzte die Busfahrt dazu, mich noch ein bisschen auszuruhen. Doch dann ging es los. Über Wurzeln und Steine ging es einen Berg hinauf zu einer Tropfsteinhöhle. Da wurde es ganz nass und kalt. Auf einmal fing unser Guide an zu pfeifen und in der ganzen Höhle flogen Fledermäuse durch die Gegend. Weiter ging es über spitze und flache Felsen, Pfützen und Treppen. Kurz vor dem Ende der Höhle war ein großer Stalagmit zu sehen. Er wurde uns als Vorbild der Trommel vorgestellt. Und tatsächlich. Wenn unsere Besitzer auf verschiedene Vorsprünge geklopft haben, kam eine ganze Melodie zustande.

Nach der Höhle ging es noch zu einem Denkmal. Hier ist der Weg viiiieeeel angenehmer. Keine spitzen Steine und ebenerdig. Das einzige, was ich verstanden habe, ist dass das Denkmal für zwölf Bauern ist, die während der Revolution irgendwas besonderes gemacht haben. Einer von diesen lebt noch, der Rest ist hier begraben. Wir haben uns das Denkmal angeschaut, als ich plötzlich vor einer überdimensionalen Steinfigur stand. Die anderen Schuhe erklärten mir, dass das einer der Bauern ist.

Als wir alle sicher zurück zum Bus gebracht haben, ging es auch direkt weiter zum Mittagessen. Pause für uns Schuhe, singen und quatschen für die Schüler. Auf einmal hieß es „Alle nach links schauen“. Ich konnte nicht sehen. Das Fenster war einfach viel zu hoch. Ich rief meinen Freunden zu, ob sie wüssten was da draußen ist – aber auch sie konnten nichts sehen. Ungeduldig warteten wir darauf, dass wir aus dem Bus steigen konnten. Noch fünf Stufen … drei, zwei, eins. Endlich draußen und da sah ich es. Ein riesiges Bild auf eine Felswand gemalt. Ich konnte zwar nicht alles erkennen, was da dargestellt werden sollte, aber es war trotzdem schön.

Wir hatten noch Zeit, bis wir essen würden. So überredete ich meinen Besitzer, dass wir uns diese Felswand mal von näher anschauen sollten. Dort angekommen kam ein Freund von mir schnell auf uns zu gelaufen. Er war ganz außer Atem. Mit kurzen Worten erklärte er mir, dass es einen Weg zu einem Aussichtspunkt über dem Bild geben würde. Ich und ein paar andere beschlossen, mitzugehen. Der Weg stellte sich jedoch als steiler Pfad mit vielen großen, spitzen Steinen heraus. Eine kleine Herausforderung für uns Straßenschuhe. Teilweise mussten wir sogar klettern! Doch die Anstrengung hat sich gelohnt. Von oben hatten selbst wir kleinen Schuhe einen super Ausblick. Man konnte die Aussicht auf andere Berge und Felder genießen. Wir sind jedoch schnell wieder umgedreht, da wir großen Hunger hatten und es bald essen geben sollte. Der Rückweg war einfacher als gedacht. Unterwegs trafen wir ein paar andere Schuhe, die wir jedoch nicht so gut verstanden, da sie Spanisch gesprochen haben.

Nach dem Mittagessen haben wir eine zweite Höhle besucht. Es war jedoch nicht ganz so anstrengend für uns wie in der ersten Höhle, da diese einen betonierten Weg hatte. Als wir um eine Ecke gelaufen sind, ging es auf einmal nicht mehr weiter. Vor uns standen viele andere fremde Schuhe, die mehr oder weniger geduldig warteten. Aber worauf? Nach ein paar Gesprächen mit den anderen erfuhr ich, dass durch diese Höhle ein Fluss führt und wir diese deshalb vom Boot aus besichtigen würden. Wir waren nicht sehr begeistert, denn wir würden mal wieder nichts sehen. Doch wir hatten Glück. Zwischen den Beinen der Menschen hindurch konnte ich hin und wieder ein Blick auf die Decke erhaschen.

Dann hieß es wieder laufen. Meine Schuhsohlen waren schon ganz müde und taten weh. Ich bin es nicht mehr gewohnt, so viel benutzt zu werden. Nach einigem durch-die-Souvenirstände-schlendern ging es mit dem Bus zu unserem letzten Stopp. Einem Hotel mit Aussichtspunkt. Auf diesem war ein Wegweiser, der die Entfernungen zu den verschiedensten Hauptstädten zeigte. Ich fand einige Städte, die ich kannte, unter anderem Berlin und London. Noch schnell ein Gruppenfoto mit Bus im Hintergrund gemacht (ich bin natürlich mal wieder nicht zu sehen), und los ging es zurück zum Hotel. Noch ein paar müde Worte zu den anderen, doch dann ging ich direkt in mein Zimmer, wo ich schon halb schlafend in die Ecke flog. Ich grüße meine Familie, Freunde und alle die uns bisher auf dieser Reise begleitet haben.
Tabea